Die Rollen sind besetzt, die Spendenbereitschaft ist gut, der Vorverkauf läuft besser als gedacht und in der Kleinrequisite fehlen noch helfende Hände. Diese Wasserstandsmeldung gibt Ralf Böse, neuer Vorsitzender des Vereins Verdener Domfestspiele, nun ab. Macht die Pandemie den "Domis" keinen Strich durch die Rechnung, soll sich der Platz vor dem Dom vom 29. Juli bis 13. August erneut in ein "norddeutsches Oberammergau" – wie die Festspiele gern genannt werden – verwandeln.
Regisseur Hans König hat die Darsteller für das Stück "Die rebellische Hexe" bereits in der Intscheder Sporthalle gecastet. "Die Rollen sind besetzt. Wer in welche Figur schlüpft, wird im Februar oder später bekanntgeben", erzählt Böse, der auch gerne wieder auf den Brettern, die angeblich die Welt bedeuten sollen, stehen würde. Nachdem er sich 2011 zum ersten Mal privat die Domfestspiele, damals noch das Stück „Der steinerne Mann“, angeschaut hatte, war es um ihn geschehen. „Da will ich auch mitspielen“, dachte sich Böse und gehörte schließlich zu den ersten Bewerbern für die neue Spielzeit. Und siehe da – seine Bewerbung hatte Erfolg und der Etelser stand 2014 („Das geheime Attentat“) bereits in einer Nebenrolle als Adeliger auf der Bühne. „Drei Jahre später habe ich dann einen Domherren gespielt“, erinnert sich Böse noch wie heute an die vergangenen Domfestspiele („Der brennende Mönch“).
In diesem Jahr steht jedenfalls Margarethe Sievers im Mittelpunkt. Laut Drehbuch, das auf einer tatsächlichen Begebenheit beruht, soll sich die 15-Jährige mit dem Teufel eingelassen haben und nach ihrer Haftentlassung als Hexe jede Menge Geld machen. Ihr Gegenspieler ist ein freischaffender Hexenjäger und Inquisitor. Die "Domis" sind überzeugt, dass aus der Feder von Autor Hans König ein spannendes Stück Verdener Zeitgeschichte entsprungen ist, in dem es um Frauenhass, Intrigen und Macht, Kirche, Bürgertum und natürlich um den Adel geht.
Versammlung wird nachgeholt
"Unter den gegebenen Umständen ist der Vorverkauf ganz zufriedenstellend angelaufen", freut sich Ralf Böse und konstatiert darüber hinaus eine "insgesamt gute Spendenbereitschaft". Als Sponsorenbetreuer fungiert auch diesmal wieder der Verdener Unternehmer Wolfgang Reichelt. Wann die Pandemie-bedingt abgesagte Jahreshauptversammlung des Domfestspielvereins nachgeholt werden könne, stehe derzeit noch in den Sternen.
Rund 120 Mitwirkende vor und hinter der Bühne braucht es für die Domfestspiele 2022. Während die Rollen besetzt sind, fehlt es weiterhin an helfenden Händen im Bereich Kleinrequisite. Sei es nun die Beschaffung von alten Münzen oder das Einfärben von Papier – Interessierte, die gerne organisieren oder beim Basteln ihre Fingerfertigkeit unter Beweis stellen wollen, sollten sich beim Vorstand melden. "Bei den vergangenen Domfestspielen hat das Team aus der Kleinrequisite beispielsweise eine Marienstatue gefertigt", erinnert sich Böse.
Seit 1998 haben sich die Verdener Domfestspiele zu einem überregional bekannten Publikumsmagneten entwickelt: Vor Corona kamen in jeder Festspielsaison im Schnitt 11.000 Gäste zu den Freilichtaufführungen in der Domstadt. Herzstück des Spielgeschehens ist der 1997 ins Leben gerufene Verein, der in diesem Jahr sein silbernes Jubiläum begeht.
Nach der Neuaufstellung des Vereins steht Hans König Ralf Böse als Vize zur Seite. Den Vorstand komplettieren Stefanie Wegener (Kassenwartin) und Janina Tessloff als Schriftführerin. Die Produktionsleitung für das Stück "Die rebellische Hexe" liegt in den Händen von Hans König und Volker Schwennen.
Hunderte überdachte Sitzplätze auf zwei Tribünen, eine 50 Meter messende Freilichtbühne – die Domfestspiele strotzen nur so vor Superlativen. Alle Beteiligten hoffen nun, dass sie trotz der Omikron-Variante im Sommer auch wirklich über die Bühne gehen können – nach fünfjähriger Abstinenz wohlgemerkt.
Eintrittskarten für die Verdener Domfestspiele 2022 sind unter anderem bei den VERDENER NACHRICHTEN, Große Straße 132 in Verden, im Bremer Pressehaus sowie allen regionalen Geschäftsstellen des WESER-KURIER erhältlich.