Im Verdener Domherrenhaus können Besucher im kommenden Jahr unter anderem auf den Spuren von Klaus Kinski, Leonard Cohen und Rembrandt van Rijn wandeln. In der Reihe "Blue Thursday" widmen sich Verdener Experten 2022 außerdem Ernst Theodor Amadeus Hoffmann und Doris Day.
Kompaktes Wissen, mit dem man beim Abendessen glänzen könne, werde bei den einstündigen Veranstaltungen vermittelt, wirbt Rolf Zepp, der sich für seinen Termin am 24. März bereits fleißig in das Leben von Klaus Kinski eingelesen hat. "Kinski finde ich schräg", sagt er über den Schauspieler und Regisseur, der nicht nur wegen seines künstlerischen Könnens, sondern auch wegen seiner legendären Wutausbrüche ins kollektive Gedächtnis übergegangenen ist. Der Weltstar sei in vielerlei Hinsicht ein Vorbild gewesen. "Der Begriff 'Halbstarker' war noch gar nicht erfunden, da war er schon einer", sagt Zepp. Filmschaffende hätten sich damals darum gerissen, mit ihm zu arbeiten. Bei Live-Veranstaltungen zog er die Massen an. Doch neben seiner Cholerik gab es weitere Schattenseiten. Einer, der mehrmals mit Kinski zusammengearbeitet hatte und nach dessen Tod einen Dokumentarfilm über die Arbeit mit ihm veröffentlichte, ist Werner Herzog. "Ich habe Kontakt zu der Werner-Herzog-Stiftung aufgenommen", gibt Zepp Einblick in seine Recherche. Bereits bei vorherigen Vorstellungen der Reihe "Blue Thursday" war es ihm gelungen, besondere Gäste nach Verden zu locken.
Angebot für Schulklassen
Es ist die sechste Auflage der Veranstaltungsreihe, erklärt Museumspädagogin Julia Nehus. Seinen Namen verdankt der "Blue Thursday" der blauen Stunde, zu der die Events ursprünglich stattfanden. Corona-bedingt ist das nun allerdings anders. So gibt es wegen der reduzierten Platzzahl immer gleich zwei Aufführungen – eine um 18 und eine um 20 Uhr. Schulklassen haben zudem die Möglichkeit, vormittags eine eigene Vorstellung zu besuchen. Das könne insbesondere bei der Auftaktveranstaltung am 24. Februar interessant sein, sagt Nehus. Dann wird Björn Emigholz Einblick in das Leben und Schaffen des Schriftstellers Ernst Theodor Amadeus Hoffmann geben.
Ebenfalls für Schulen interessant sein könnte der Vortrag, den Frauke Müller für den 13. Oktober vorbereitet. Sie wird sich mit Rembrandt van Rijn beschäftigen. Der Niederländer gelte als einer der bedeutendsten Künstler seiner Zeit, sagt die Kunsthistorikerin. Doch nicht nur seine Werke, auch sein Lebensweg sei interessant. Lange war er erfolgreicher Unternehmer, hatte eine riesige Malwerkstatt. Dennoch geriet er in finanzielle Schieflage und starb verarmt.
Auch Leonard Cohen hat der Nachwelt einige Gemälde und Zeichnungen hinterlassen. Bekannt wurde er jedoch durch seine Musik und Gedichte. Die gebürtige Kanadierin Angela Firnbach wird den 2016 verstorbenen Musiker am 22. September vorstellen. "Auch er ist aus Kanada", zeigt sie eine Gemeinsamkeit mit dem Singer-Songwriter. Gewöhnlich hat Firnbach bei ihren blauen Donnerstagen eine musikalische Begleitung an ihrer Seite. Nun werde sie allerdings ohne auskommen müssen, kündigt sie an.
Individueller Charme
"Jeder geht an seinen Protagonisten anders heran", erklärt Julia Nehus den besonderen Charme der Veranstaltungen. Gewöhnlich werden für die Reihe Persönlichkeiten ausgewählt, denen ein Jahrestag bevorsteht. Für das kommende Jahr gab es allerdings eine Ausnahme. Jeder durfte sich ganz frei eine interessante Persönlichkeit aussuchen. Auch Nehus selbst erweckt eine von ihnen zum Leben. Am 24. November wird mit einem Abend über Doris Day die Veranstaltungsreihe enden.
Karten für die blauen Stunden im Domherrenhaus gibt es für zwölf Euro im Domherrenhaus. Der Preis sei bewusst niedrig gehalten, erklärt Nehus. Nur ein kleiner Teil fließe an die Vortragenden, ein Großteil soll der Museumsarbeit zugutekommen. Die Corona-Pandemie habe das Domherrenhaus ganz schön gebeutelt, sagt die Museumspädagogin. Während im Dezember und Anfang des kommenden Jahres noch verschobene Termine der Reihe nachgeholt werden, hofft Nehus, die für das Programm 2022 geplanten Events nicht erneut vertagen zu müssen.