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Luftfahrt-Verein Verden Die Stadt als Namenspatin

Der Verdener Luftfahrt-Verein ist um einen Flieger reicher. Mit der "Stadt Verden" können auch Menschen mit Handicap abheben.
06.09.2021, 17:23 Uhr
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Von Jörn Dirk Zweibrock

Ein schneeweißer Flieger mit enzianblauen Applikationen, und dennoch nur auf den ersten Blick ein ganz normales Flugzeug. Erstmals ist auf dem Flugplatz Verden ein Segelflugzeug in Dienst gestellt, das auch Menschen mit Handicap den Traum vom Fliegen ermöglicht. „Eine bemerkenswerte Entwicklung“, sagte Verdens Bürgermeister Lutz Brockmann bei der offiziellen Taufe der „Stadt Verden“, „eine sehr schöne Idee, und dass die Initiative jetzt umgesetzt werden konnte, ist ein Beleg für eine sehr intakte Gemeinschaft“. Nicht nur der Bürgermeister, auch Vertreter aus Sport, Politik, Verwaltung und die Sponsoren haben die technische Innovation bei der Flugzeugtaufe unter die Lupe genommen.

Ganz andere Sichtweise

Bastian Staiger gehörte zu jenen, die sich an die Probe aufs Exempel wagten. An der Seite eines erfahrenen Piloten nahm er Platz, und schon konnte die Reise im sogenannten Flugzeug-Schlepp beginnen. Einen Rundflug später reagierte er begeistert: „Das ist bestimmt nicht mein letzter Flug.“ Auch Stadtoberhaupt Lutz Brockmann kletterte nach dem Ausflug unter die Wolken mit einem breiten Lächeln aus dem Flieger. „Der Blick aus der Höhe auf die Stadt erlaubt eine ganz neue Sichtweise, die ich jedem nur empfehlen kann“, befand Jens Richter.

Für den Verdener Luftfahrt-Verein (VLV) bedeutete die Taufe den Abschluss einer riesigen Kraftanstrengung. Und über allem lagerte die Frage, würde ein solcher Vorstoß überhaupt Anklang finden. „Erste Antworten gab das sogenannte Crowdfounding, das sehr stark in der Öffentlichkeit stand, sogar überregional“, sagt Vereinsvorsitzender Heinrich Kracke. Drei Interessierte mit Handicap bekundeten allein im Laufe der achtwöchigen Spendenaktion Interesse.

Einsatz in der Flugschule

Die technischen Voraussetzungen jedenfalls sind erfüllt. Flugzeuge werden dreidimensional gesteuert, heißt, sie verfügen über Querruder für die Schräglage sowie Höhenruder, beides über den Steuerknüppel erreichbar, und dann noch über ein Seitenruder, das per Pedale auf Kurs gehalten wird. Beim neuen Verdener Segelflieger kann nun zusätzlich eine Handsteuerung für das Seitenruder installiert werden.

Eingesetzt wird die "Stadt Verden" vorrangig in der Flugschule. Auf insgesamt elf ehrenamtliche Fluglehrer ist das Team angewachsen, das sich der angehenden Piloten ab 14 Jahre annimmt. In Wettbewerben geht es darum, möglichst weit in möglichst kurzer Zeit zu fliegen. Nonstopflüge über 300 bis 400 Kilometern allein mit den Kräften der Thermik und natürlich ohne Motorhilfe sind nach Clubangaben durchschnittlich zu absolvieren, der Vereinsrekord liegt bei mehr als 800 Kilometern nonstop.

Keine Seltenheit, dass Segelflieger sechs und mehr Stunden unterwegs sind. Gefragt ist eine gut ausgebildete Ausdauer und Konzentrationsfähigkeit, gleichzeitig ist es notwendig, permanent die natürlichen Gegebenheiten, die Wolkenbildung, im Auge zu behalten, die untrüglichen Zeichen für Thermik. „Eine wunderbare Verbindung von reinem Sport und purem Naturerlebnis“, sagt Ausbildungsleiter Daniel Dibbern. Der Flieger ersetzt nun ein Vorgängermodell, das mehr als 30 Jahre seine Dienste versah. Statt es zu überholen, hat der Verein das Geld lieber in den neuen Flieger gesteckt.

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