Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Konzertbericht Meisterhaften Arrangements rühren das Publikum

Mit einer Chor-Matinee in St. Johannis meldeten sich Christiane Artisis Junger Chor und der Popchor No Wonder in der Öffentlichkeit zurück.
19.09.2021, 16:46 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Von susanne ehrlich

Mit einer Chor-Matinee in St. Johannis meldeten sich Christiane Artisis Junger Chor und der Popchor No Wonder in der Öffentlichkeit zurück. Nach zahlreichen Auftritten einzelner Sängergruppen in den Gottesdiensten war dies das erste richtige Chorkonzert unter Corona-Bedingungen in St. Johannis. Und die große Freude darüber war mit Händen zu greifen.

Den Auftakt bildete mit dem Kanon "O Musica" ein klangstarkes Lob der Musik, bei dem die Sängerinnen des No Wonder-Chores von einigen Männerstimmen auf der Empore unterstützt wurden. "Damit wollten wir unsere große Erleichterung darüber ausdrücken", erklärte Artisi, "dass wir nach dieser langen Zeit endlich wieder etwas von dem zeigen können, was uns so viel Freude macht".

Proben fanden online statt

Man habe sowohl in den Proben als auch bei der Aufführung viele Abstriche hinnehmen müssen. Die geforderten Abstände machten es unmöglich, dass alle auf einmal auf der Bühne stehen dürften, und in den vielen Monaten, in denen nur Online-Proben möglich waren, hätten die Männer des Chores sich vorübergehend verabschiedet, so dass das nun erklingende kleine Programm von den Sängerinnen allein bestritten werde.

Zwei sogenannte "Circle Songs", in denen sich die einzelnen Elemente wie bei einem Kanon übereinander schichten lassen oder einzelne Passagen wie in einem Loop durch das ganze Stück gesungen werden, begeisterten mit Fröhlichkeit und mitreißendem Drive. Mit "Ich sing nur zu Haus" und "Come follow Me" zeigte No Wonder, dass auch unter diesen extrem erschwerten Bedingungen jede Menge Musik in ihm steckte. Die in einem wunderschönen Stimmsatz gesungene Elvis-Ballade "Can't Help Falling in Love" beendete den kurzen Reigen und rührte das Publikum mit Nostalgie-schwelgender Innigkeit.

Perfekte Interaktion

Wie bei fast jedem Auftritt der Johannis-Chöre saß auch diesmal Martin Hohls am Piano. Und die musikalische Interaktion zwischen ihm und den Chören funktionierte perfekt wie gewohnt – so als habe es nie eine Unterbrechung gegeben. 

Leonie Wietbrock, Juliana Windhorst, Charlotte Göring, Naomi Dippe, Arwen Kahle und Lilia Beckmann aus dem Jungen Chor hatten in ihrer Kleingruppe einige Songs in unterschiedlichen Besetzungen vorbereitet. Ihre klaren, jungen Stimmen berührten das Publikum mit empfindsamen Evergreens wie "Angels" oder "You Raise Me Up". Die lupenreine Intonation der mehrstimmigen kleinen Ensembles verriet keinen Ton von den überaus schwierigen Umständen, unter denen die jungen Sängerinnen die Titel sozusagen "hybrid" mit Christiane Artisi einstudiert hatten. 

Mehrere Erstaufführungen

Der gesamte, zurzeit 13-köpfige Junge Chor nahm Aufstellung im Altarraum. Die Stücke, die erklangen, wurden zum Teil erstmals aufgeführt. Bravourös gelang der "Kyrie Circle Song", zusammengesetzt aus einem alten Kyrie, dem Choral "Hilf Herr meines Lebens" und dem hebräischen Segenslied "Chalom Chaverim". Durch die Vielschichtigkeit der musikalischen Elemente und die anrührende geistliche Textkombination war dieses Stück so festlich und intensiv wie eine Art komprimierte Messe. Als die einzeln vorgestellten drei Teile – jedes für sich schon von komplexer Mehrstimmigkeit – am Ende alle übereinander geschichtet erklangen, hob sich die Bitte "Dass ich nicht vergebens hier auf Erden bin" mit bewegender Innigkeit aus dem vielschichtigen, meisterhaft ausgefeilten Klanggrund.

Auf eine besonders schöne Version von "Amazing Grace" folgten mit "Lean on Me", "Sound of Silence" und "You've Got a Friend" drei Evergreens, in denen der Junge Chor nach so langer Auftrittsabstinenz den Wohlklang, die reine Intonation und bemerkenswerte Disziplin seiner jungen Stimmen so richtig feiern durfte.  

Das Finale schließlich gestalteten der Jugendchor und die Sängerinnen von No Wonder gemeinsam. Nachdem alle in gebührendem Abstand zueinander im Chorraum Aufstellung genommen hatten, erlebte das Publikum eine beeindruckende Performance des Bond-Songs "Skyfall" von Adèle: Der Detailreichtum des meisterhaften Arrangements und die Vielfalt so unterschiedlicher wie hervorragend geschulter Stimmen machte das Stück zu einem gesungenen Orchesterwerk voll Dynamik und Leuchtkraft und zum überraschenden Highlight dieser rundum gelungenen Chor-Matinee.  

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)