Wenn Lehrer Axel Hesse seinen täglichen Arbeitsweg aus Blender zum Verdener Campus antritt, dann ist seine Doogee jedes Mal dabei. Denn die Labradorhündin ist einer von zwei Schulhunden der Oberschule, die Unterricht und Ganztagsbetreuung begleiten. Seit nun mehr einem Jahr sei die fünf Jahre alte Hündin fester Bestandteil des Schulalltags und sorge gemeinsam mit Shih-Tzu-Mischling Mio, dessen Besitzerin Ganztagsleiterin Ute Fellenberg-Jagow ist, für eine ruhige Arbeitsatmosphäre. Um am Unterricht teilnehmen zu können, mussten die beiden Lehrkräfte sowie ihre vierbeinigen Gefährten im vergangenen Jahr eine Ausbildung zum Schulbegleithundeführer und Schulbegleithund absolvieren. Im Rahmen der Ausbildung wird jeder Hund geprüft, ob dieser für die Aufgaben als Schulbegleiter geeignet ist.
"Die Ausbildung ging von April bis Oktober", sagt Ute Fellenberg-Jagow, deren Hund gleichzeitig mit Doogee ausgebildet wurde. Während die Labradorhündin im Unterricht mitwirkt, ist Mio derzeit für die Kinder, die zur Ganztagsbetreuung kommen da. "Die Ausbildung hat in Form von vier Wochenendseminaren in Garbsen stattgefunden", ergänzt Axel Hesse. Themen der Ausbildung seien unter anderem Leinenführung und vieles, was Hundebesitzer auch in der Hundeschule beigebracht bekommen, gewesen.

Schulhündin Doogee begleitet Lehrer Axel Hesse bereits seit einem Jahr mit in den Unterricht.
Dazu zähle ebenfalls der richtige Umgang mit einem Hund und das Verhalten des Tieres gegenüber Kindern, erklärt Hesse, dessen Fortbildung aus einem kleinen Theorieteil und viel Praxiserfahrung bestand. Seitdem ist Doogee im Unterricht der fünften bis zehnten Klassen dabei. "Erst hatten wir noch Bedenken wegen möglicher Allergien bei Kindern. Jedoch ist nie etwas aufgetreten", sagt Hesse. Das Ziel des Deutsch-, Politik- und Geschichtslehrers ist es, den Mädchen und Jungen vor allem die Angst vor Hunden zu nehmen.
"Setzt euch auf die Tische", lautet einer seiner Ratschläge, wenn eine Schülerin oder ein Schüler zu Beginn noch Angst vor der Hündin hat. Dies lege sich jedoch fix, weiß er aus Erfahrung. "Die Kinder wissen ziemlich schnell, dass sie keine Angst haben müssen". Weiter will Hesse die Kinder auch bei vorhandenen Fehlinformationen aufklären. Viele hätten die Vorstellung, dass Hunde direkt auf einen losgehen würden, sagt er. Dies sei falsch. Das eigene Verhalten, eine vernünftige Kontaktaufnahme und ein behutsames Aufeinanderzugehen seien immens wichtig.
Gleichzeitig lernen auch die Kinder einiges durch die Hunde. Viele werden im Laufe der Zeit mutiger im Umgang mit den Vierbeinern, sagt der Lehrer. Insgesamt gebe es ein gutes Arbeitsklima, zu dem vor allem die Kinder beitragen. Diese hätten schnell gelernt, Doogee zuliebe leiser zu sein. Zudem dient die Hündin oftmals als Anschauungsobjekt im Unterricht: Im Bio-Unterricht beispielsweise sei das Gebiss von Doogee untersucht worden. "Lernen am lebenden Objekt", sagt Hesse, dessen Hündin damit keinerlei Probleme habe.
Tierische Seelsorger
Auch Matheaufgaben können im Zusammenhang mit dem Hund gestellt und somit spielerisch gelöst werden. Dem Deutschlehrer sei auch aufgefallen, dass viele Schüler, die zu Hause auch einen Hund haben, sich aktiv mit einbringen und vieles erklären. "Während Doogee im Raum ist, läuft der Unterricht ganz normal weiter", sagt er. Wenn Kinder die Hündin streicheln und kurz unaufmerksam sind, merken diese im Anschluss direkt, dass sie etwas tun müssen. "Wenn Schüler gut mitmachen, bekommen sie Leckerlies, die sie im Anschluss Doogee geben können", erklärt Hesse eine pädagogische Maßnahme. Dadurch bringen sich die Schüler mehr ein. Jedoch sei es strikt verboten, dass Schüler Doogee von sich aus etwas zu fressen geben, betont er.
"Die Schüler sind im Unterricht insgesamt konzentrierter mit Hund als ohne", bestätigt Ute Fellenberg-Jagow. Ihr sei auch folgendes aufgefallen: "Die Hunde gehen zu den Kindern, die es gerade brauchen." Wenn diese beispielsweise traurig, sauer oder aufgebracht sind, sind Mio und Doogee da, um sie zu beruhigen. Tierischer Beistand sozusagen. Jedoch brauchen die beiden Hunde auch ihre Ruhe und einen Rückzugsort in den Klassenzimmern. Aus diesem Grund hat die Firma Wolters Cat & Dog der Schule unter anderem rund zehn Körbchen und Decken gesponsort, die in den jeweiligen Klassenräumen den Vierbeinern zur Verfügung stehen. Der Schulverein in Person von Silja Rust sei auf die Firma zugekommen und habe nach einer Ausstattung für die Tiere gefragt, erklärt Sabrina Gottsmann, Mitarbeiterin des Unternehmens, bei der Übergabe der Ausstattung.