Licht und Schatten auf dem Verdener Weihnachtsmarkt: Die seit Mittwoch geltende 2G-plus-Regelung erzeugt Zündstoff bei den Veranstaltern, Schaustellern und Besuchern. Für leuchtende Kinderaugen sorgt hingegen der Weihnachtsmann, der wieder fröhlich von seinem Thron winkt und geduldig fürs Familienalbum posiert. Auch für das zweite Adventswochenende, 4. und 5. Dezember, hat sich der Weihnachtsmann jeweils ab 16 Uhr auf der großen Bühne auf dem Verdener Rathausplatz angesagt.
Schräg gegenüber, an Schaus Crêpes-Stand, wachsen dagegen die Sorgen. "Uns graut wirklich vor dem zweiten Advent. Sonntags können sich die Weihnachtsmarktbesucher nicht testen lassen, Apotheken und Testzentren haben geschlossen", klagt Sascha Schau, Vize-Vorsitzender des ausrichtenden Vereins Veranstaltungen für Verden (VfV). Ihm schwant bereits, dass seine Kollegen und er dann wieder die ganze Wut der Marktbesucher abbekommen werden. "Viele Menschen denken, wir hätten uns die 2G-plus-Regelung ausgedacht und schimpfen mit uns. Es ist unheimlich schwer, das den Leuten zu erklären", sagt auch Vereinsmitglied Mario Uhse.
Maskenpflicht gilt auf dem gesamten Marktgelände. Während beispielsweise an den Kunsthandwerkerständen die 2G-Regel greift, müssen die Besucher beim Verzehr von Pilzen oder Pommes einen aktuellen Corona-Test vorlegen. Weil die Bereitschaft dazu eher gering ist, sich die Besucher für den Verzehr einer Currywurst nicht eigens testen lassen wollen, brechen folglich die Geschäfte bei den Marktbeschickern ein. "Wir haben uns die vergangenen zwei Jahre mit Pop-up-Parks wie dem Bruvi-Park in Bruchhausen-Vilsen oder der Verdener Herbstkirmes über Wasser gehalten", blickt der Nienburger Sascha Schau zurück, "und nun müssen wir das dort verdiente Geld hier reinbuttern".
Er kann die von Bundesland zu Bundesland verschiedenen Regelungen nicht nachvollziehen. "In Bremen können die Besucher ohne Testnachweis auf dem Weihnachtsmarkt etwas verzehren und auf unserem kleinen Verdener Markt, wo vielleicht 200 Leute pro Tag vorbeikommen, funktioniert das nicht", moniert der Schausteller. Er kann die Menschen verstehen, die sich dann lieber in den nahen Bäckereien etwas auf die Faust holen. "Wir sind nicht neidisch darauf, wir wünschen uns nur, dass wir unsere Produkte auch einpacken und to go verkaufen dürfen", betont er.
Nordmänner werden verkauft
Laufkundschaft hat auch der Weihnachtsmann. Seitdem sein güldener, mit bunten Steinchen verzierter Thron, im wahrsten Sinne des Wortes wieder aufgetaucht ist – eine Kanutin hatte ihn in Höhe der Nordbrücke in der Aller treiben sehen – dient er als beliebtes Selfie-Motiv. Seit vielen Jahren schlüpft bereits Helmut Knaack aus Thedinghausen in den roten Mantel und legt den weißen Rauschebart an. Immer an seiner Seite, sein Kompagnon – der Nikolaus, verkörpert von Volker Krahberg. "Das Schönste für uns sind immer die leuchtenden Kinderaugen", erzählen die beiden Männer von den ehrfürchtigen Blicken, die ihnen die Lütten stets entgegenwerfen. Nachdem der massive Sessel von den Beamten zur Dienststelle transportiert worden war, konnte die Sitzgelegenheit dort später schon ein wenig vortrocknen. "An der Kante sieht man noch die Wasserflecken", weiß Markt-Moderator Ben Jayman. Damit der Weihnachtsmann an diesem Adventswochenende und der Nikolaus am Montag ab 16 Uhr keinen nassen Hintern bekommen, hat er die Sitzgelegenheit vorsichtshalber mit einer dicken Decke ausgelegt. Der Weihnachtsmann aus Thedinghausen ist von Haus aus ein begnadeter Geschichtenerzähler und Vorleser: "Kinder brauchen einfach Mythen", ist er überzeugt.
Beim Diebstahl des Weihnachtsthrones ist auch eine Lichterkette am Tannenbaum zu Bruch gegangen. "Ich hätte eher gedacht, die Leute lassen die Zuckerstangen mitgehen", kann Jayman immer noch nicht verstehen, was da vor einer Woche geschehen ist.
Auch Ben Jayman spürt als Conférencier die negative Stimmung auf dem Markt, die 2G-plus mit sich bringt. Er weist aber noch einmal darauf hin, dass am 21. Dezember die dekorativen Nordmanntannen für den guten Zweck verkauft werden. Der Erlös fließt an die Verdener Wildtierpflegestelle. Beweist einmal mehr, dass sich Licht und Schatten auf dem diesjährigen Verdener Weihnachtsmarkt abwechseln.