Das virtuelle Wahllokal zum Vogel des Jahres 2026 ist wieder geöffnet. Vogel-Fans können nun wieder ihre Stimmen abgeben. Der Naturschutzbund (Nabu) und sein bayerischer Partner, der Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV), rufen bundesweit zur Wahl auf. "Jede und jeder kann mitentscheiden, welcher gefiederte Botschafter im kommenden Jahr die Krone trägt", heißt es in der Ankündigung.
Auch in diesem Jahr stehen wieder fünf Arten zur Wahl: die Amsel, das Rebhuhn, die Schleiereule, die Waldohreule und der Zwergtaucher. "Sie sind alle in der Region Weser-Mitte heimisch und stehen stellvertretend für wichtige Naturschutzthemen", erklärt Peter Loschke, Leiter der Nabu-Regionalgeschäftsstelle Weser-Mitte in Verden. "Jede dieser Arten hat besondere Aufmerksamkeit und die Stimmen der Wählenden verdient, denn sie alle spiegeln zentrale Herausforderungen im Natur- und Artenschutz wider."
Viele Arten sind bedroht
Manche der Arten litten unter dem Verlust von Grünflächen, der extensiven Landnutzung, dem Einsatz von Giften, der Entwässerung oder dem Schwund geeigneter Brutplätze. Was sie alle eine, sei der Rückgang an Futterquellen. "Mit der Wahl möchten wir nicht nur die Schönheit und Vielfalt unserer Vogelwelt zeigen, sondern vor allem auch auf die Bedrohung hinweisen, mit denen diese Arten und damit verbunden ganze Lebensräume konfrontiert sind", betont Loschke.
Mit der Amsel steht einer der wohl bekanntesten Singvögel zur Wahl. Ihre melancholischen "Konzerte" gibt sie am liebsten auf Ansitzwarten wie beispielsweise Dachfirsten oder oben in hohen Bäumen zum Besten. „Derzeit ist sie nicht gefährdet, doch insbesondere in Niedersachsen und somit auch in unserer Region sind im vergangenen Jahr viele Amseln vermutlich dem durch Stechmücken übertragenen Usutu-Virus zum Opfer gefallen“, mutmaßt Loschke. Das bestätigten auch die Ergebnisse der Nabu-Zählaktion „Stunde der Gartenvögel“. So seien in diesem Jahr Amseln um 27 Prozent weniger gesichtet als im Vorjahr. Jeder könne allerdings Amseln unterstützen, beispielsweise mit naturnahen Gärten, in denen heimische Sträucher als Rückzugsorte und Futterquelle gedeihen. Die Tiere brauchen nach Angaben des Nabu extensive gepflegte Grünflächen. Daher lautet der Wahlspruch der Naturschützer: "Beeren statt Beton!"
Im Gegensatz zur Amsel sei das Rebhuhn stark gefährdet. Der Hühnervogel lebt auf Wiesen, Feldern und Brachflächen. Dort leide die Art jedoch unter der intensiven Landwirtschaft und großflächigen Monokulturen. Mit dem Slogan "Für Felder voller Leben!" fordert der Nabu für das Rebhuhn eine naturverträgliche Landwirtschaft, mehr ökologischen Anbau und weniger Ackergift.

Das Rebhuhn gilt als stark gefährdet.
Die dritte Kandidatin – die häufig in Kirchtürmen und alten Scheunen residierende Schleiereule – findet durch Sanierungen und Vergitterungen von Einfluglöchern zunehmend weniger Brutplätze. "Gib mir dein Dach!", bittet sie deshalb in der Nau-Kampagne. Mit speziellen Nistkästen, die sie gerne annehme, könne ihrem Wunsch nachgegangen werden. Auch sie sehe sich durch die intensive Landnutzung bedroht. Häufig eingesetzte Rodentizide beispielsweise dezimierten Wühl- und Spitzmäuse – die Hauptnahrung der Eule mit dem weißen Herzgesicht.
Eine alte Bekannte
Die Waldohreule, die bereits im Vorjahr kandidiert hat, sieht aus wie ein kleinerer, schlankerer Uhu. Ihren Namen verdankt sie ihren auffälligen Federpuscheln, die eigentlich gar keine Ohren sind. Bevorzugt lebt sie in lichten Wäldern und jagt in strukturreichen Landschaften – ebenso wie die Schleiereule – nach Wühl- und Spitzmäusen. Sie ist auf alte Bäume angewiesen – ob im Wald, Park oder auf dem Friedhof. Denn sie nutzt alte Krähen- und Greifvogelnester. Bei der nächtlichen Jagd fliegt sie wie alle Eulenarten lautlos und ortet ihre Beute akustisch. Ihr Wahlslogan lautet daher: „Ohren auf, Vielfalt an!“
Der Zwergtaucher, ist der fünfte Kandidat. Er ist der kleinste Taucher Deutschlands und so zart, dass er auf den ersten Blick fälschlicherweise für ein Entenküken gehalten werden könnte – sofern er überhaupt gesichtet wird. Er baut sein meist schwimmendes Nest nämlich gut versteckt zwischen Schilf und anderen Pflanzen in der Uferzone. Mit dem Slogan "Tauchen statt Trockenlegen!" geht er ins Rennen.
Das virtuelle Wahllokal ist ab sofort auf www.vogeldesjahres.de geöffnet. Bis zum 9. Oktober um 11 Uhr können Stimmen abgegeben werden. Noch am selben Tag wird der Sieger bekannt gegeben. Der Vogel des Jahres gilt als bekannteste Artenwahl in Deutschland. Sie wird seit 1971 vom Nabu durchgeführt – zuerst als interne Fachentscheidung, seit 2021 als offene Online-Wahl. Ziel sei es, die Aufmerksamkeit auf besonders schutzbedürftige Arten und ihre Lebensräume zu lenken. Der aktuelle Vogel des Jahres ist der Hausrotschwanz.