Niedersachsens Verkehrsminister Olaf Lies scheint es in Achim gut zu gefallen. Erst Mitte April war er zusammen mit der Bundesbauministerin Klara Geywitz zu Besuch in der Weserstadt und schaute sich das Lieken-Quartier an. Nur zwei Monate später stand ein erneuter Besuch des Ministers auf dem Programm – zur offiziellen Einweihung eines weiteren "Vorreiterprojekts" der Stadt Achim, wie es an diesem Abend häufiger hieß: dem Radschnellweg, beziehungsweise dem ersten Teilstück davon. Denn die ersten drei Kilometer vom Achimer Bahnhof im Osten fast bis zum Schulzentrum im Westen sind nun offiziell freigegeben. Am Ende soll die Strecke auf dem Achimer Stadtgebiet bekanntlich etwa zehn Kilometer betragen.
Bis die komplett genutzt werden kann, wird es allerdings noch einige Zeit dauern. Die Stadt hofft, dass der Radschnellweg im Jahr 2026 fertiggestellt werden kann – unter der Voraussetzung, dass keine unvorhergesehenen Ereignisse oder wirtschaftlichen Entwicklungen diesen Zeitplan durchkreuzen. Von diesen gab es allerdings auch schon beim ersten Teilabschnitt ein paar. "Unser ambitioniertes Ziel für die Fertigstellung war der März 2024", erinnert sich Achims Verkehrsplaner Stefan Schuster. Durch die hohen Niederschlagsmengen gegen Ende des Jahres 2023, den Frost und zuletzt wegen des Fachkräftemangels sei es aber zu den Verzögerungen gekommen.
Mehr als ein normaler Radweg
An diese wollte bei der offiziellen Einweihung aber keiner mehr denken. Ganz im Gegenteil. Bürgermeister Rainer Ditzfeld hob extra den kurzen Umsetzungszeitraum hervor. "Im Dezember 2019 hat der Achimer Rat den Grundsatzbeschluss gefasst, dass wir uns mit dem Radschnellweg auseinandersetzen", sagte er. Und nun viereinhalb Jahre später könne bereits der erste Teilabschnitt genutzt werden. "Das ist wirklich eine Turbozeit." Auf den offiziellen Einweihungstermin wollten viele Achimer aber ohnehin nicht warten. Sie nutzten die Strecke auch in den Tagen zuvor schon rege. "Der Radschnellweg ist eine echte Verkehrsachse und viel mehr als ein normaler Radweg", hob auch Olaf Lies hervor.
Das nun eingeweihte Teilstück ist vier Meter breit und hat in weiten Teilen einen begleitenden Gehweg. Darüber hinaus enthält er eine intelligente und dynamische Solarbeleuchtung, die sich nur einschaltet, wenn sich Radfahrer oder Fußgänger nähern. 3,5 Millionen Euro hat nach Angaben der Stadt allein dieses Teilstück gekostet, 75 Prozent davon zahlt der Bund, 15 das Land. Für den Rest muss die Stadt selbst aufkommen.
Der Radschnellweg, der mittlerweile unter dem Namen "Premiumroute 1" geführt wird, soll aber bekanntlich nicht nur die Stadt Bremen mit Achim verbinden, sondern zukünftig von Bremen-Nord bis zum Süden von Verden reichen. Über 70 Kilometer würde diese Verbindung dann umfassen. Bis es so weit ist, ist allerdings noch einiges an Planung erforderlich. In Achim sollen nun nach und nach die anderen vier Bauabschnitte auf Achimer Grund angegangen werden, in der Hansestadt Bremen laufen noch die Arbeiten am Osterdeich.
Für eine lückenlose Premiumfahrradstrecke durch den Landkreis Verden müsste ein Verbindungsstück zwischen Achim und Verden aber auch durch Langwedel verlaufen. Eine Idee für eine entsprechende Trasse gibt es allerdings noch nicht. Daher soll nun eine Machbarkeitsstudie erstellt werden. "Der Kommunalverbund Niedersachsen/Bremen holt zurzeit zusammen mit Langwedel, Verden, Achim und dem Landkreis Verden Angebote für eine solche Studie ein, die mögliche Trassenvarianten und Kosten ermitteln soll", erklärt Stefan Schuster auf Nachfrage. Das Ergebnis der Studie sei dann die Grundlage für die weiteren politischen Beschlüsse und diene zum Einwerben von Fördermitteln. "Ziel ist es, im kommenden Jahr die Finanzierung gesichert zu haben und mit den Ausführungsplanungen zu beginnen", sagt er. Auch diese Radverbindung würde dann voraussichtlich in Abschnitten hergestellt. "Ein möglicher Baubeginn ist – Stand heute - sicherlich nicht vor 2026 zu erwarten", schätzt Schuster.