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Bestandserhaltung im Fokus 286.500 Aale in Gewässer im Kreis Verden ausgesetzt

Angelvereine aus dem Landkreis Verden haben am Sonnabend fast 290.000 Farmaale in Weser, Aller und Eyter ausgesetzt. Die Aktion dient der Bestandserhaltung in den Gewässern.
21.05.2023, 14:06 Uhr
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Von Gisela Enders

Sie sind ungefähr acht Zentimeter lang und bringen mit jeweils vier Gramm nur sehr wenig Gewicht auf die Waage: Die 286.500 Farmaale, die ein Cloppenburger Unternehmen am Wochenende im Auftrag der Pachtgemeinschaft Weser IV in den Landkreis Verden lieferte. Waren vom gleichen Lieferanten bereits am 14. März 105 Kilo Glasaale aus dem Norden Afrikas in Weser, Aller und Eyter eingebracht worden, konnte die diesjährige Besatzmaßnahme am Sonnabendmittag in Achim-Uesen erfolgreich abgeschlossen werden.

Fast 75.000 Euro habe die Aktion, die der Bestandserhaltung der Spezies dient, in diesem Jahr verschlungen, erklärte Gerd Schröder, Vorsitzender der Weser- und Aller-Fischereigenossenschaft, im Beisein von Mitgliedern mehrerer Angelvereine. In mit reichlich Wasser gefüllten und mit Sauerstoff durchsetzten Plastiksäcken beförderten die Sportangler die glasklaren Fischchen an ihre Bestimmungsorte und entließen sie an verschiedenen Stellen in die genannten Flussläufe und auch in den Blender See.

Aal-Bestand gilt als gefährdet

Vor Jahren habe es in der Region noch „Aal satt“ gegeben, berichtete Schröder am Schluss der Aktion und nannte unterschiedliche Gründe dafür, dass der Bestand seit etwa 20 Jahren als stark gefährdet gilt. Maßgeblichen Anteil daran hätten Stauanlagen entlang der Flüsse und Wasserkraftwerke, in deren Turbinen die Fische geschreddert oder zumindest verletzt würden. „Sie können das Ausmaß vergleichen mit den Schäden, die die Windräder unter den Vögeln anrichten“, zog er einen Vergleich und freut sich darüber, dass den Tieren in den Flussläufen der Region keine eklatanten Gefahren drohten. „Wenn man von Kormoranen und Schwarzmund-Grundeln absieht, deren Leibspeise die Mini-Aale zu sein scheinen“.

Seit zwei Jahren gehe es jedoch wieder aufwärts, wahrscheinlich verursacht durch den ständig gesteigerten Aalbesatz in den letzten Jahren. Trotzdem sei man von den Fangzahlen früherer Zeiten noch weit entfernt, weiß Gerd Schröder und baut auf anhaltende staatliche Förderung. Auch das Engagement der Angelvereine im Landkreis Verden dürfe natürlich nicht nachlassen; auf sie und die Berufsfischer sei man in finanzieller Hinsicht auch weiterhin angewiesen.

Der Schutz der Fische, die eine Länge von bis zu gut einem Meter und ein Alter von etwa zwölf Jahren erreichen können, sei wegen ihrer Rolle im Öko-System überaus wichtig, so der Genossenschaftsvorsitzende. Das Land Niedersachsen unterstütze deswegen das sogenannte Aal-Taxi, das die geschlechtsreifen Aale im Ober- beziehungsweise Mittellauf der Weser aufnimmt und per Lastwagen an den Unterlauf der Weser transportiert. Dadurch können menschengemachte Hindernisse umgangen werden, wodurch es den Tieren in der Regel gelinge, ohne weitere Barrieren die Nordsee zu erreichen.

Paarung in der Sargassosee

Über die Lebensweise der schlangenförmigen Delikatesse ist nicht sehr viel bekannt. „Man weiß nicht einmal genau, wie sich die Tiere vermehren, glaube jedoch, dass sie in 1000 Metern Tiefe laichen“, ist aus der Wissenschaft zu hören, die sich seit Jahren mit dem Thema befasst. Vermutlich über einen langen Zeitraum verblieben sie in heimischen Flüssen, bevor sie sich später flussabwärts auf den Weg ins Meer begeben. Ihr Ziel: die Sargassosee im Nordatlantik, östlich von Florida. Dort paaren sich die Aale und sterben danach. Vorher stoßen die Weibchen Millionen von Eiern aus, die während der monatelangen Wanderung heranreifen.

Trotz strenger Schutzmaßnahmen gehen Studien davon aus, dass es in etwa 20 bis 30 Jahren in europäischen Gewässern keine Aale mehr geben wird. Diese Einschätzung basiert auf dem starken Rückgang des Glasaalaufkommens an den Küsten seit Ende der 1970er-Jahre.

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