Bereits vor dem Anpfiff lag in der Achimer Gymnasiumhalle ein gewisses Knistern in der Luft. Die Spannung vor dem Saisonauftaktspiel der SG Achim/Baden in der Handball-Regionalliga war deutlich spürbar. Der Aufsteiger empfing am Samstag den ambitionierten TvdH Oldenburg. Später am Abend sollte aus dem Knistern eine wahre Gefühlsexplosion werden: Denn die Achimer legten einen fulminanten Auftakt in die Liga hin. Die SG – sie galt in dem Duell als klarer Außenseiter – sorgte gleich am ersten Spieltag für eine faustdicke Überraschung und gewann gegen den Favoriten aus der Huntestadt mit 28:25 (15:10).
Ein Mann, der die Spieler der SG Achim/Baden in zurückliegenden zwei Monaten auf die Regionalliga vorbereitet hat, verpasste den unerwarteten Auftakterfolg: Cheftrainer Florian Schacht war beim Saisonstart privat verhindert. Für den Coach übernahm Co-Trainer Björn Fechner das Kommando auf der Bank. Er lobte die Mannschaft dafür, dass sie genau das umgesetzt habe, was ihr mit auf den Weg gegeben worden sei. "Die Mannschaft hat gezeigt, dass mit ihr immer zu rechnen ist – besonders zu Hause. Das hat sie in der letzten Saison ja schon oft genug bewiesen", erinnerte Co-Trainer Fechner noch einmal an das Meisterjahr in der Oberliga. In der Vorsaison verlor die SG in der Gymnasiumhalle nicht ein einziges Spiel.

Die Zuschauer in der Gymnasiumhalle hatten ihre Freude am ersten Heimspiel der SG Achim/Baden.
Für den Co-Trainer stand zudem schnell fest, in welchem Bereich der Grundstein für den Erfolg gelegt worden war: "Wir haben dieses Spiel klar in der Abwehr gewonnen." Zudem stand mit Sebastian Bohling ein Keeper im Tor, der einen Sahnetag erwischt hatte. Die Deckung der Gastgeber stand von Anfang an, sodass die Oldenburger ihren ersten Treffer erst in der 13. Minute erzielten. Die Achimer hatten zu diesem Zeitpunkt bereits fünfmal getroffen. Für die Fechner-Sieben erzielte Neuzugang Noah Dreyer die beiden ersten Tore in der Regionalliga.
Dass der Start in die Partie gelang, verwunderte Marvin Pfeiffer nicht. "Wir waren schon vor dem Spiel alle heiß", beschrieb der Führungsspieler der SG die Stimmung. "Ich denke, dass Oldenburg nicht damit gerechnet hat, dass wir so emotional und stark in der Abwehr auftreten." Ausschlaggebend sei auch für Pfeiffer die Deckungsarbeit gewesen. Zudem sei die SG mutig aufgetreten. Ganz wichtig sei für den Spielgestalter ein weiterer Aspekt gewesen. "Wir haben ganz viel Herz gezeigt", hob Pfeiffer hervor.
Rote Karte für den Abwehrchef
Der große Einsatzwille ebbte bei den Hausherren auch nach der starken Anfangsphase nicht ab. In der 28. Minute führte der Neu-Regionalligist sogar mit sieben Toren: Joost Windßus traf mit seinem einzigen Tor des Abends zum 15:8 für die SG Achim/Baden. Eine Minute später ereilte die Gastgeber jedoch ein Schock: Abwehrchef Malte Meyer sah die Rote Karte. Er hatte nach Ansicht der Schiedsrichter den Oldenburger Rückraumspieler Niclas Hafemann bei einer Abwehraktion einen Schlag ins Gesicht verpasst. Es war eine harte Entscheidung, wenn nicht gar eine Fehlentscheidung.
Malte Meyer nahm den Feldverweis jedoch hin und verfolgte die zweite Halbzeit von der Tribüne aus. "Als Malte runtermusste, hatte ich schon befürchtet, dass es in die Hose geht", gestand Björn Fechner. "Er ist ein wichtiger Anker. Aber die Jungs haben gezeigt, dass sie ein echtes Team sind." Für Meyer sprangen vor allem zwei Spieler in die Bresche und bekamen dafür von Pfeiffer ein Extralob: "Erik Schmidt und Luis Varela haben Malte super ersetzt." Dies sei nicht einfach, verdeutlichte Marvin Pfeiffer: "Denn Malte ist in der Abwehr unser emotionaler Anführer.

Sebastian Bohling war einen der Garanten für den geglückten Saisonstart der SG.
Ohne ihren Anführer in der Defensive überstanden die Achimer auch die schwierigste Situation des gesamten Spiels. Mitte der zweiten Halbzeit drohte die Partie nämlich zu kippen. Der TvdH verkürzte in Minute 47 auf 20:22. Fechner reagierte mit einer Auszeit und stellte das Team wieder ein. Fortan lief das Spiel der Achimer wieder runder und führten rund sechs Minuten vor Schluss mit fünf Toren – 25:20. In dieser Phase trug sich auch Jannik Rosilius zweimal in die Torschützenliste ein, der in dieser Saison lediglich als Stand-by-Spieler im Kader steht. Ganz wichtig war zudem, dass Keeper Ajdin Tufekcic beim Stand von 24:20 einen Siebenmeter der Gäste parierte.
Mit der sicheren Fünf-Tore-Führung im Rücken spielte die SG die letzten Minuten runter, ließ die Gäste nicht mehr entscheidend herankommen und feierte danach mit ihren Fans den erfolgreichen Start in die Regionalliga.