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Verdener Krankenhaus Aller-Weser-Klinik setzt neue Methode zur Lungenembolie-Behandlung ein

Mit Kathetern und Ultraschall werden Patienten mit einer Lungenembolie neuerdings im Verdener Krankenhaus behandelt. Die Methode biete mehrere Vorteile, erklärt Chefarzt Ralf Weßel.
01.07.2024, 14:40 Uhr
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Aller-Weser-Klinik setzt neue Methode zur Lungenembolie-Behandlung ein
Von Marie Lührs

Plötzlich auftretende Brustschmerzen, Atemnot, Husten, übermäßiges Schwitzen oder auch Schwindel bis hin zur Bewusstlosigkeit: All das sind typische Anzeichen für eine Lungenembolie. Die Ursache für die Beschwerden ist die Verstopfung einer Arterie in der Lunge. In der Verdener Aller-Weser-Klinik ermöglicht der Einsatz neuester Technik nun eine besonders schonende Behandlung.

Die akute Lungenembolie ist den Medizinern zufolge nach Schlaganfall und Herzinfarkt eine der häufigsten Todesursachen unter den Herz-Kreislauf-Erkrankungen. "Es ist eine potenziell lebensbedrohliche Erkrankung, bei der Lungenarterien durch eingeschwemmte Blutgerinnsel aus den Arm- oder Beinvenen verstopfen und die Lunge nicht mehr mit ausreichend Sauerstoff versorgen kann", erklärt Ralf Weßel, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, Kardiologie, Gastroenterologie und internistische Intensivmedizin.

Bundesweit bis zu 100.000 Todesfälle

Bis zu 100.000 Menschen sterben in Deutschland jährlich an einer Lungenembolie. Fachleute gehen jedoch von einer erheblichen Dunkelziffer aus, da sie Diagnose schwer zu stellen ist. Bei einer Lungenembolie entwickelt sich im Körper ein Sauerstoffmangel, der zu Atemnot führt und sämtliche Körperfunktionen beeinträchtigen kann. Durch den Verschluss der Lungenarterien kann es zu einem Versagen des rechten Herzens kommen.

In der Verdener Klinik kommt neuerdings ein ultraschallgestütztes System namens Ekos zum Einsatz. Das Verfahren ermögliche es, Blutgerinsel innerhalb von kürzester Zeit aufzulösen, heißt es aus der AWK.

Minimalinvasiver Eingriff

Elfmal kam das neue Verfahren in diesem Jahr erfolgreich in der Allerstadt zum Einsatz. Ekos sei minimalinvasiv. "Dieses System ist für Patienten gedacht, bei denen ein zentrales Blutgerinnsel diagnostiziert wurde, die sich aber noch nicht im Kreislaufschock befinden", erklärt Weßel. Die Diagnose erfolge zunächst über eine Computertomografie und eine Echokardiografie (Ultraschall) des Herzens.

Die Aller-Weser-Klinik sei die erste Klinik der Region, die auf diese Therapieform setze, heißt es in einer Mitteilung. "Bei diesem Verfahren wird zunächst die Leistenregion der Patienten lokal betäubt", erklärt der Facharzt das Vorgehen. "Anschließend werden zwei kleine Katheter über die Vene durch die rechte Herzkammer in beide Lungenarterien eingeführt und genau dort platziert, wo sich das Gerinnsel befindet." Die lokale Thrombolyse, also ein Mittel, das das Gerinnsel auflösen soll, werde so direkt vor Ort verabreicht. So sei nur ein Zehntel der sonst üblichen Medikamentendosis erforderlich. Dadurch sei das Verfahren deutlich sicherer. "Über einen Ultraschallkern werden Vibrationen abgegeben, die eine Auflockerung des Gerinnsels und ein schnelles Eindringen des Medikaments ermöglichen", heißt es weiter. "Dies bewirkt eine schnellere Auflösung des Thrombus (Gerinnsels), da die Angriffsfläche für das Medikament erheblich vergrößert wird."

Sehr gute Erfahrungen gemacht

Etwa sechs Stunden kann die schmerzfreie Behandlung dauern, die im Herzkatheterlabor und auf der Intensivstation erfolgt. "Wir haben mit diesem innovativen Verfahren sehr gute Erfahrungen gemacht", zieht Weßel eine erste Bilanz. "In der Regel lösen sich die Thromben im Hauptstamm innerhalb eines Tages komplett auf."

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Doch die neue Methode ist nicht für jeden Fall geeignet. Bei einer akuten Lungenembolie, wenn das rechte Herz zu versagen droht, komme weiterhin die herkömmliche Therapie zum Einsatz. Den Patienten werden dann stark verdünnende Medikamente gespritzt. Die sorgten für die Auflösung des Gerinnsels, gehen aber mit dem hohen Risiko einher, dass es an anderen Stellen im Körper zu Blutungen kommt.

Weniger Komplikationen

Zur neuen Behandlungsmethode sagt Weßel: "Es ist ein sehr schonendes und sicheres Verfahren, das lokal wirkt und nur ein geringes Risiko für Komplikationen birgt." Zudem verkürze es den Aufenthalt und die Verweildauer auf der Intensivstation.

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