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Ausstellung Das Innenleben von Holz und Landschaft

Im Domherrenhaus Verden ist eine Schau mit Werken zweier Künstlerinnen zu sehen. Gemälde von Freia Minkmar korrespondieren mit Skulpturen von Ulrike Gölner.
12.03.2023, 14:34 Uhr
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Von Susanne Ehrlich

Zarte Lamellen im Makro-Format, vertikal schimmernde Wellen, Holzduft aus der Seele des Baumes: Die Skulpturen von Ulrike Gölner bieten dem Menschen, der sich auf sie einlässt, Freundschaft an. Die Ausstellung "Skulptur und Landschaft" mit Werken der Verdener Bildhauerin und Gemälden ihrer künstlerischen Weggefährtin Freia Minkmar lädt zum intensiven Austausch zwischen Mensch und Natur ein.

Auch die Vernissage stand im Zeichen der Freundschaft: Freunde und Angehö­rige der Bildhauerin und der Martfelder Malerin Freia Minkmar füllten die Räume. Nach einer Begrüßung durch Mu­seumsleiterin Frauke Müller spielte der in Intschede lebende Komponist und Jazzmusiker Florian Poser einige span­nende Improvisationen auf dem Marim­baphon, dessen warmer, heller Klang mit den majestätischen Holzskulpturen korrespondierte. Kunstkritiker und Kul­turjournalist Rainer Beßling hielt eine Laudatio voll Wärme und Anerkennung für die Künstlerinnen und bot den An­wesenden eine ausführliche Werkinter­pretation.  

Auch Gemälde aus Privatbesitz

"Freia Minkmars ruhige, schöne Landschaften und die ruhigen und erhabenen Skulpturen von Ulrike Gölner schaffen eine besondere Harmonie", betonte Beßling den spezifischen Reiz dieser Ausstellung. Frauke Müller freute sich besonders, dass Lisa Minkmar, Tochter der 1942 in Zeven geborenen und 2019 verstorbenen Malerin, einige Gemälde und Objekte aus Privatbesitz zur Verfügung gestellt hatte.

"Bei Freia Minkmar muss es sich um eine sehr eigenwillige Künstlerin gehandelt haben", sagte Beßling über die Malerin, die ein hohes Maß an Sensibilität und Empathie besessen habe. Ihr Werk richte den Blick auf die charakteristische Marschlandschaft der ländlichen Region, in der sie gelebt habe. "Nebelverhangene Hintergründe, naturnahes Linienspiel und unaufgeregte Sachlichkeit lassen die Landschaften ganz neu sichtbar werden", so der Kunstfachmann.

Ulrike Gölner machte ihr Abitur am Gymnasium am Wall und war zu der Zeit bereits Meisterschülerin an der Bremer HfK, wo sie dann bis 1992 Bildhauerei studierte. Mehrere Stipendien und Dozenturen an verschiedenen Kunsthochschulen sowie zahlreiche Auszeichnungen und bedeutende Ausstellungen begleiten ihren Werdegang. 

Beßling zitierte Ulrike Gölner mit dem Ausspruch "Die Natur ist die beste Lehrmeisterin", wobei es der Bildhauerin nicht um bloße Nachbildungen von Naturformen gehe. Vielmehr wolle sie das Innenleben der Hölzer aus Buche und Eiche sichtbar machen, die in ihnen gespeicherte Zeit, ihr langsames, aber kontinuierliches Wachstum, die aus ihnen entspringende Kraft und Energie. So könne jede dieser großen wellenförmigen Skulpturen mit den seidenmatt schimmernden Oberflächen und der in fragile, vielfältig strukturierte Lamellen zerteilten Stammfragmente ihre eigene Geschichte erzählen.  

Harmonischer Zusammenklang

Der harmonische Zusammenklang von duftendem Holz, hellen Brauntönen und scheinbar tänzerischer Beweglichkeit der Skulpturen mit den luftigen Gemälden von Wind, der über das Gras streicht, kargen und doch geheimnisvoll anziehenden Schneelandschaften, fast unüberschaubar langen, frisch geeggten und im Sonnenlicht erstrahlenden Ackerfurchen macht die Attraktivität einer Zusammenschau zweier künstlerischer Werkausschnitte aus. Das Bildnis der ein spannendes Eigenleben führenden Wasserlöcher in einer Brachlandschaft lädt zum philosophischen Sinnieren ein; die Lamellen der zur Mitte hin aufgeschnittenen Hölzer, von denen jedes Einzelne seine eigene Formsprache und Aussage besitzt, scheinen sich vor dem Betrachter zart zu bewegen und ihn heranzuwinken.

Im Innenhof des Domherrenhauses sieht man den prachtvollen Bronzeabguss einer imposanten Holzstele aus früheren Schaffensphasen der Bildhauerin, auch in dieser Form ein Meisterwerk von großer Ausdruckskraft und Intensität. Eine Schauvitrine zeigt in Fotografie-Serien die Entstehungsgeschichte einiger Skulpturen vom rohen Baumstamm bis zum fertig entwickelten Werk.

"Energie, Eleganz und schwebende Poesie", so Beßlings Beschreibung der dem Skulpturwerk innewohnenden Atmosphäre. Die Ausstellung der beiden Künstlerinnen kann noch bis zum 23. April während der Öffnungszeiten des Domherrenhauses besucht werden.

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