Die Gesänge waren laut und deutlich zu hören. "Nie mehr Landesliga" schallte es am Sonntagnachmittag über den Stader Sportplatz. Die mitgereisten Fans des FC Verden 04 feierten bereits lange vor dem Schlusspfiff. Das konnten sie auch, denn der FCV dominierte das Auswärtsspiel gegen den VfL Güldenstern Stade nach Belieben. Durch den 5:0-Kantersieg war klar: Die Verdener sind Meister der Fußball-Landesliga Lüneburg und spielen in der kommenden Saison in der Oberliga Niedersachsen. Welche Gründe es für den vorzeitigen Titelgewinn gibt und wie sich der FCV auf die kommende Saison vorbereitet.
Die konstant starken Leistungen der Mannschaft: 31 Saisonspiele haben die Reiterstädter bislang absolviert. Nicht eine einzige Partie verlor die Mannschaft von Trainer Frank Neubarth. In 26 Spielen gingen die Verdener als Sieger vom Feld. Fünfmal teilte sich der FCV mit seinem Gegner die Punkte. Das macht starke 83 Punkte. Hinzu kommt das Torverhältnis: 103 Tore gelangen dem neuen Meister bereits. Dem gegenüber stehen gerade mal 13 Gegentreffer. Es sind beeindruckende Zahlen, die zeigen: Der FC Verden 04 spielt eine Saison der Superlative.
So sieht es auch Frank Neubarth. "Es fallen einem nur Superlative für diese Saison ein", sagt der Meistertrainer. Neubarth führt mehrere Gründe an, warum sein Team in dieser Saison so stark ist. "Wie die Spieler miteinander umgehen, ist die Basis. Es ist eine einzige Freude diese Saison. Wir hatten nicht nur elf Stammspieler", macht der Verdener Coach deutlich, dass er im Saisonverlauf auf den gesamten Kader zählen konnte. Ähnliche Worte wählt auch Lukas Muszong. "Wir haben ein super Team. Die Arbeit wurde auf verschiedene Schultern verteilt", sagt der Mittelfeldspieler. Die Gegner in der Liga seien keine Laufkundschaft gewesen. "Es ist daher umso höher zu bewerten, dass wir den Titel jetzt schon klarmachen konnten", betont Muszong.
Die Arbeit des Trainerteams: Nicht nur die Mannschaft leistet in dieser Saison Außergewöhnliches. Der Blick geht unweigerlich auch in Richtung Trainerbank. Mit Frank Neubarth sitzt dort der Vater des Erfolgs. Der Coach hat mit Co-Trainer Andreas Dressler sowie dem gesamten Trainerteam eine Mannschaft geformt, die in der Liga in dieser Saison unbezwingbar scheint.
Neubarth entwickelte das Team, das er 2019 vor dem Abstieg in die Bezirksliga bewahrte und noch auf Platz elf führte, stetig weiter. In der Saison 2019/2020 stand der FCV zum Zeitpunkt des coronabedingten Abbruchs auf Rang acht. In der Spielzeit 2020/2021, die ebenfalls wegen Corona bereits nach wenigen Spieltagen abgebrochen wurde, wurde der Klub vom Hubertushain auf Platz fünf geführt. In den beiden folgenden Saisons war der FC Verden 04 zweimal dem Aufstieg nahe. In der Spielzeit 2021/2022 verpassten die Reiterstädter als Zweiter der Meisterrunde den Gang in die Oberliga Niedersachsen nur knapp.
Die vergangene Serie schloss die Neubarth-Elf erneut als Vizemeister ab. Nur der SV BW Bornreihe war in der Endabrechnung besser als der FCV. Im dritten Anlauf gelang den Verdenern nun unter Neubarth die Meisterschaft – und damit auch der Aufstieg in das niedersächsische Oberhaus.
Die richtigen Transfers im vergangenen Sommer und im Winter: Die Verantwortlichen landeten in Sachen Transfers fast nur Volltreffer. Verdens Sportlicher Leiter Nicolas Brunken verpflichtete unter anderem ein Trio vom Regionalligisten Bremer SV. Die Verteidiger Jannis Niestädt und Daniel Kunkel sowie Mittelfeldmotor Lukas Muszong schlossen sich im Sommer vergangenen Jahres den Reiterstädtern an. Mit Muszong kam kein Geringerer als der Kapitän des Klubs vom Panzenberg.
Die Verdener landeten einen weiteren spektakulären Transfer, denn Bastian Reiners wechselte vom TSV Etelsen an den Hubertushain. "Jannis, Lukas und Basti haben nicht nur hohe fußballerische Qualität, sondern sind auch absolute Leader", spricht Frank Neubarth in den höchsten Tönen von den drei Spielern. Im Winter legte der FCV mit Phil Sarrasch vom Regionalligisten VfB Oldenburg nach.

Daniel Kunkel (links) und Lukas Muszong haben bei den Reiterstädtern voll eingeschlagen. Linksverteidiger Kunkel erzielte in Stade den 100. Ligatreffer des FCV in dieser Saison.
Für Muszong und Kunkel hat der Titelgewinn mit dem FC Verden 04 eine große Bedeutung. "Es ist ein überragendes Gefühl. Man hat die ganze Saison drauf hingearbeitet. Es ist einfach super", sagte Kunkel nach dem Schlusspfiff gegen Stade. Der Linksverteidiger durfte sich als doppelter Torschütze feiern lassen und schoss zudem den 100. Ligatreffer in dieser Saison. Auch Muszong war die Freude nach der Partie deutlich anzumerken. "Wir haben eine sehr, sehr souveräne Saison gespielt. Alle haben sich das erarbeitet", sagte der Routinier. Mit dem Titel habe Muszong vor der Saison nicht unbedingt gerechnet: "Irgendwo hat man sich das vielleicht erhofft."
Das Ziel für die verbliebenen Saisonspiele: Frank Neubarth wollte nach dem Stade-Spiel gar nicht drumherum reden. "Wir wollen ungeschlagen bleiben", kündigte der Verdener Coach an. Drei Saisonspiele stehen für die Reiterstädter noch an. Am Pfingstmontag (20. Mai) steht zum vorerst letzten Mal das Derby beim TSV Etelsen an. Danach wartet das letzte Heimspiel in dieser Saison, das der FCV am 26. Mai gegen den bereits abgestiegenen MTV Soltau bestreitet.
Auch am finalen Spieltag der Saison muss der neue Meister gegen ein Team ran, das bereits abgestiegen ist. Am 1. Juni reist die Neubarth-Elf an die Nordseeküste, wo es gegen den FC Cuxhaven geht. "Wir werden durchwechseln, aber jetzt nicht zehnmal", ließ Neubarth durchblicken, dass er auch den Spielern mit weniger Einsatzzeiten im Saisonendspurt Spielpraxis geben will.
Die Planungen für die kommende Saison: Im Hintergrund planen die Verantwortlichen bereits den Kader für die kommende Saison. "Wir wollten natürlich erst mal Planungssicherheit, aber wir werden uns punktuell verstärken", sagt Nicolas Brunken. Einen Neuzugang konnte Verdens Sportlicher Leiter aber schon bekannt geben. Und der hat es gleich mal in sich, denn mit Nils Koehle wechselt ein absoluter Leistungsträger des TSV Etelsen zum künftigen Oberligisten. Koehle soll nicht der letzte Neuzugang bleiben.
Auch auf der Abgabeseite wird sich noch etwas tun. "Natürlich werden uns auch Spieler verlassen wie jedes Jahr, aber keine Leistungsträger", macht Brunken deutlich, dass der Großteil des Teams in der Saison 2024/2025 auch eine Liga höher zusammen spielen wird.