Die Stadt Verden darf sich über eine Auszeichnung freuen: Bei einer Preisverleihung in Magdeburg erhielt sie den "Gender Award" und gilt damit als "Kommune mit Zukunft". Vergeben wird die Auszeichnung alle zwei Jahre von der Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) kommunaler Frauenbüros und Gleichstellungsstellen in Deutschland.
Der Award wird in zwei Kategorien verliehen. Unter den Großstädten erhielt Magdeburg die Auszeichnung. Münster landete auf dem zweiten Platz. Kleve (Nordrhein-Westfalen) sicherte sich bei den Kommunen mit weniger als 100.000 Einwohnerinnen und Einwohnern den ersten, Verden den zweiten Platz. Alle Preisträger eint, "dass die Gleichstellungsarbeit von Politik und Verwaltungsspitze unterstützt wird und nicht ausschließlich eine Sache von Gleichstellungsbeauftragten ist", ist in der Mitteilung zur Preisverleihung zu lesen. "Außerdem ist das Bestreben erkennbar, einen möglichst ausgeglichenen Anteil von Frauen in den politischen Gremien und bei Führungspositionen zu erreichen."
Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Verden konnte unter anderem mit den Bemühungen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf punkten, ist in der Begründung der Jury zu lesen. Wohnortnahe Kitaplätze für alle, das Angebot einer Notdienstbetreuung, Ganztagsbetreuung in Grundschulen mit zusätzlichen Angaben in den Ferien – das alles sei "außergewöhnlich und beispielgebend für eine kleine Kommune".

Eine der gläsernen Trophäen steht nun im Verdener Rathaus.
Sehr positiv fiel der Jury auch der hohe Frauenanteil in der Politik auf. In den kommunalen Gremien liege er bei über 45 Prozent. Zum Vergleich: Bundesweit liegt der Schnitt bei 30 Prozent. "Wir sind die einzige Preisträgerkommune mit einem ausgeglichenen Geschlechterverhältnis im Stadtrat", kommentierte Verdens Gleichstellungsbeauftragte Kathrin Packham. "Das wollen wir auch bei den nächsten Kommunalwahlen erhalten.“ In der oberen Führungsebene in der Verdener Verwaltung liegt der Frauenanteil übrigens bei 25 bis 33 Prozent. Verden konnte außerdem mit dem politischen Willen punkten, wichtige freiwillige Leistungen aufrechtzuerhalten, um Gleichstellung zu fördern.
Familienfreundliche Stadt
"Als kinder- und familienfreundliche Stadt setzt sich Verden zum Ziel, das Angebot in den Kindertagesstätten gemäß dem geänderten Bedarf von Kindern und Eltern zu entwickeln", betonte Bürgermeister Lutz Brockmann bei der Preisverleihung. Als er 2004 das Amt übernahm, sei dies seine erste Beschlussvorlage für den Stadtrat gewesen.
Die Laudatio hielt Cécile Weidhofer von der Europäischen Akademie für Frauen in Politik und Wirtschaft (EAF) Berlin. "Verden entscheidet sich bewusst für die Menschen, die sonst oft übersehen werden", sagte sie. "Das zeigt sich besonders deutlich bei den Angeboten für Frauen mit Migrationsgeschichte: Fahrradkurse, Sprachförderung mit Kinderbetreuung, Empowerment-Workshops." Teilhabe werde in Verden nicht nur eingefordert, sondern auch ermöglicht.

Verden konnte unter anderem mit einem Fahrradkurs für Migrantinnen punkten.
Doch auch Männer hat die Stadt Verden im Blick: "Ein besonders schönes Beispiel ist der sogenannte Männerschuppen – ein Treffpunkt für Männer ab 50, der Einsamkeit vorbeugt und echte Gemeinschaft ermöglicht", lobte Weidhofer in ihrer Laudatio. Das Angebot blieb auch bestehen, nachdem die Förderung ausgelaufen war. Ein weiteres Lob gab es für die Night Walks, Spaziergänge mit Mädchen, Frauen, Polizei und Streetwalkerinnen, bei denen unsichere Orte identifiziert und die Beleuchtung anschließend angepasst wurde. Ein Fußverkehrscheck bot ebenfalls Mitgestaltungsmöglichkeit und legte den Fokus auf Barrierefreiheit und Sicherheit für Frauen und Kinder.
"Dieser Preis gehört allen, die sich tagtäglich für Gleichstellung einsetzen – in der Verwaltung, im Stadtrat, in der Stadtgesellschaft", betonte Packham im Anschluss an die Verleihung.
Gleichstellung ist gesetzlicher Auftrag
"Gleichstellungsarbeit in den Kommunen ist das Fundament für eine moderne Gesellschaft", heißt es von der Bundesarbeitsgemeinschaft. Gleichstellung ist ein gesetzlicher Auftrag und im Artikel 3 des Grundgesetzes verankert. "Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin", ist darin zu lesen.
Die BAG vertritt 1900 kommunale Frauen- und Gleichstellungsbauftragte in ganz Deutschland. Ziel des Awards sei es, "besonders erfolgreiche und beispielhafte Gleichstellungsarbeit vor Ort zu würdigen". Gesucht wurden Kommunen, die eine besonders kreative und vorbildliche Gleichstellungsarbeit umsetzen, Ungerechtigkeiten zwischen Frauen und Männern aufspüren und dauerhaft beseitigen.