"Der letzte Sieg, bei dem ich 69 Prozent bekommen habe in der S**-Dressur, das werde ich auch nie vergessen", sagt Hendrik Baumgart. Der Dressurreiter aus Döhlbergen hat am vergangenen Sonntag im Rahmen der Aller-Weser Classics sein Goldenes Reitabzeichen verliehen bekommen. Das Goldene Reitabzeichen können Dressur-, Vielseitigkeits- und Springreiter nur durch Erfolge erreichen, nicht durch eine abgelegte Prüfung.
Für die Dressur ist die Voraussetzung: zehn Siege in Dressurprüfungen der Klasse S, darunter mindestens ein Sieg in Prüfungen der Klasse S**. Bis zu fünf Siege in S* können durch jeweils eine Platzierung an zweiter bis fünfter Stelle in Dressurprüfungen Klasse S*** und/oder S**** ersetzt werden, solange mindestens 68 Prozent erreicht wurden. Kurz gesagt: Hendrik Baumgart und seine insgesamt drei Pferde, die zu den Siegen beigetragen haben, haben starke Leistungen erbracht. "Eigentlich waren maßgeblich drei Pferde an diesem Erfolg beteiligt, Qudamm, D’Avenir und Dreamliner", sagt Baumgart.
Stark waren die Leistungen vor deshalb, weil die Pferde gerade einmal zehn beziehungsweise elf Jahre alt sind und ihr Reiter 24. Zuletzt waren sie siegreich in einer S**-Prüfung im April in Brunshausen. Das war der letzte Sieg, der zum "Goldenen" noch fehlte. Den ersten von insgesamt zehn Siegen der Schweren Klasse erritt der Döhlbergener im Mai 2021, der nächste Sieg (St. Georg Special) kam fast genau ein Jahr später, im April 2022 mit D’Avenir, einem ehemaligen Berittpferd auf dem Schwartze Hof und ein elfjähriger Oldenburger Wallach von Danone I/De Niro. Im gleichen Monat folgte direkt der nächste Sieg mit Qudamm und drei weitere im Mai. Im Juli und Dezember kamen die Siege Nummer sieben und acht hinzu, der neunte im April 2023 mit Dreamliner auf dem Turnier in Brunshausen. Genau ein Jahr später auf dem gleichen Turnier ist der Erfolg dann perfekt.
Der Ehrgeiz des Reiters zahlt sich aus – und das schon seit einigen Jahren. Denn das Interesse für den Dressursport entwickelte sich bei Hendrik Baumgart schon früh durch seine Eltern Hannes und Britta. "Ich habe schon immer vor allem von meinen Eltern und meinen Trainern zu Hause am meisten gelernt", sagt der gelernte Pferdewirt. Das erste Mal im Sattel eines Großpferdes saß er auf der Hannoveraner Stute Dancefloor, die immer noch der Familie Baumgart gehört und mittlerweile mit seinen jüngeren Brüdern Caspar und Thies im Viereck unterwegs ist.
Championatsluft schnupperten Hendrik Baumgart und Dancefloor 2015 bei der Deutschen Jugendmeisterschaft (DJM) in Zeiskam, wo sie sich in der Altersklasse der Children mit den besten Talenten aus Deutschland beim Liselott-Rheinberger-Nachwuchsförderpreis gemessen hatten. Weiter gefördert durch Lehrgänge über den Pferdesportverband Hannover und die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) nahm er 2017 noch einmal an der DJM teil, mit dem damaligen Erfolgspferd seiner Mutter Britta: Willow.
"Ich bin unter anderem bei Hans-Heinrich Meyer zu Strohen geritten", erinnert sich Hendrik Baumgart. Der Bundesnachwuchstrainer kommt auch immer noch regelmäßig für die Fortbildung junger Talente in die Niedersachsenhalle nach Verden. Das Reiten wurde für den jungen Mann auf dem elterlichen Betrieb zunehmend wichtiger und so verließ er nach dem Abitur im Jahr 2018 für zwei Jahre den Betrieb, um seine Passion zum Beruf zu machen. Auf dem Hof Kasselmann in Hagen am Teutoburger Wald machte er seine Pferdewirt-Ausbildung. "Ich habe dort auch Erfahrungen gesammelt, vor allem auch mehr Disziplin gelernt. Aber das meiste reiterlich habe ich wirklich von meinen Eltern und meinen Trainern zu Hause, Holger und Britta Finken mitgenommen."
2020 kehrte er zurück nach Döhlbergen und startete direkt wieder im Sattel "seiner" Pferde durch. "Als ich zurückkam, ging das Training mit Qudamm so richtig los. Er war immer eher ein bisschen wilder und mein Vater und meine Mutter sind ihn viel geritten." Der Fuchs sei mit sechs Jahren stetig besser geworden. "Ein bisschen einen Knall hat er, aber das braucht er in der Schweren Klasse glaube ich auch", sagt Hendrik Baumgart lachend. 2021 wurde er mit Qudamm Vizelandesmeister – sein letztes Kaderjahr bei den Jungen Reitern. Das Paar fand immer besser zusammen, und die Erfolge bis heute sprechen für sich.
D’Avenir war eines der Berittpferde auf dem Schwartze Hof, das der Pferdewirt immer mal auch auf Turnieren vorstellen durfte. "Mittlerweile ist er bei seinem Besitzer in Japan und lebt da ein gutes Leben." Mit Dreamliner begann die Geschichte, als Fohlen bei Olympiareiter Michael Jung. Hannes Baumgart bildete den Don Nobless/Quidam-Sohn schonend aus und stellte ihn auf Jungpferdeprüfungen vor. Hendrik Baumgart reitet ihn bis S***-Prüfungen. Auf das Goldene Reitabzeichen habe er übrigens nie "hingearbeitet". "Ich dachte nach ein paar Siegen, versuchen wir es mal, vielleicht klappt es ja." Besonders der Sieg in Brunshausen werde ihm immer im Gedächtnis bleiben. "Das war einfach so eine tolle Runde und das Ergebnis über 69 Prozent, das werde ich nie vergessen."