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Ausstellung in Verden Was die Arbeiten von Kunstpreisträgerin Manuela Grupe auszeichnet

Sie entscheidet sich in ihren Werken bewusst gegen den Goldenen Schnitt. Wofür ihre Exponate sonst noch stehen.
08.09.2025, 13:02 Uhr
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Von Susanne Ehrlich

Im vergangenen Jahr war sie Gewinnerin des Verdener Kunstpreises, der neben einem Preisgeld eine eigene Ausstellung beinhaltete. Nun können Manuela Grupes großformatige Porträt-Werke und viele weitere Exponate im Foyer und in den Fluren des Verdener Rathauses betrachtet werden.

Seinerzeit hatte sich die Gifhorner Künstlerin den ersten Preis mit dem Oldenburger Maler und Grafiker Helmut Feldmann geteilt; die Ausstellung, die nun ganz exklusiv ihre Werke zeigt, läuft noch bis Sonnabend, 11. Oktober.

Verdens Bürgermeister Lutz Brockmann zeigte sich von den Exponaten beeindruckt: „Über diese Bilder voll Lebensfreude und Ausdruckskraft kann man sich wirklich freuen.“ Und Kulturförderin Annika Busemann-Mysegades freute sich, "dass wir endlich wieder Kunst auf den weißen Wänden haben“. Viele Kollegen hätten sich bereits lobend über die positive Ausstrahlung der Bilder geäußert.

Immer auf der Leiter

Die Malerin, die nach einer längeren Lebensphase als Grafik-Designerin vor rund 20 Jahren erstmals zum Pinsel griff, zeigt vor allem großformatige und sehr farbenfrohe Porträts von Menschen in bestimmten Lebens- oder Naturkontexten, deren Modelle sie gern aus dem Kreis ihres engsten Lebensumfelds wählt. „In der Regel stelle ich die Protagonisten meiner Werke eins zu eins, also in Lebensgröße dar. Dadurch kann sich Nähe entwickeln, man kann ihnen in die Augen sehen und in direkten Kontakt mit ihnen treten.“ Natürlich bedürfe es hierzu großer Bildformate. „Ich stehe oft den ganzen Tag auf der Leiter“, beschrieb sie die kleinen Plagen eines solchen Schaffensprozesses.

Das älteste Werk der Ausstellung stammt aus dem Jahr 2006. Die Trilogie mit dem Titel „Flug der Zeit“ besteht aus drei sehr breiten Querformaten. Das erste von ihnen zeigt zwei lachende Kinder, die nur knapp über den unteren Bildrand blicken, mit mehreren Wellensittichen auf und über ihren Köpfen. Beim Bild handelt es sich um ein Selbstporträt Grupes als jüngere Frau, die von den Vögeln geradezu umschwebt wird. Das letzte Bild zeigt eine sehr heitere alte Dame mit Lockenwicklern, bei der die Tiere auf Schulter und Schürzenband sitzen. Logisch, dass die Vögel den Lebensflug symbolisieren, auf dem sich alle Menschen zu jeder Zeit befinden.

Arbeit mit Symbolen

Diese Arbeit mit Symbolen findet sich in vielen Bildern, so zum Beispiel im Kinderporträt „Der kleine Kaktus“, auf dem ein sichtbar eigenwilliges Mädchen in kunterbunt komischer Kleiderkombination neben einem winzigen Kaktus steht, der gar nicht so viel stacheliger zu sein scheint als es selbst.

Grupe möchte sich von den üblichen Sehweisen lösen und hat sich deshalb in ihrer Kunst ausdrücklich gegen den „Goldenen Schnitt“ entschieden: „Ich wähle Ausschnitte aus, die aus dem Moment gegriffen wirken." Besonders eindrücklich zeigt dies ein sehr großes, im doppelten Querformat gearbeitetes Bild mit dem Titel „Ein Sonntag“. In einer tief verschneiten Waldlandschaft sehen die Betrachter zwei Menschen; eine Frau schreitet gerade rechts aus dem Bild, ein Mann, dessen Kopf fast abgeschnitten ist, läuft an ihr vorbei ins Bild hinein. Sonst nur Bäume und Schnee. „Das Bild habe ich im Sommer gemalt, das war sehr erfrischend“, lacht Grupe.

Jedes Bild ein neues Abenteuer

Die Gifhornerin, die ihre Details mit geradezu fotografischer Akribie gestaltet, möchte nicht dahingehend missverstanden werden, dass sie Werke „wie Fotos“ gestalten wolle: „Im Gegenteil – was die Malerei von der Fotografie unterscheidet, ist die völlig andere Tiefenschärfe, die den Blick auf Dinge lenkt, die man sonst nicht sehen würde.“

Die Malerei beschreibt sie als „wundervollen, lang währenden Prozess“. Jedes Bild sei ein neues Abenteuer, jeder Strich ein Kampf des Künstlers mit und gegen sich selbst. Allzu leicht könne ein Werk im letzten Moment verdorben werden: „Ein einziger Strich zu viel, und man erlebt uns als Rumpelstilzchen.“

Die zeichnerische Akkuratesse und die Leuchtkraft ihrer Farben erfordern in der Regel Acryl; einige wenige Werke, wie beispielsweise ihr Erstling “Flug der Zeit“, seien in Öl gemalt, was durch die lange Trockendauer der Farben oft viele Wochen Arbeit erfordere. Neben den großformatigen Porträts, in deren ungeschönten Gesichtern sich die Spuren ihres Lebens ablesen lassen, lassen sich auch Stillleben von meditativer Ruhe oder wie metaphorisch wirkende Begegnungen zwischen Vögeln oder Fischen finden.

Positive Lebenseinstellung

Grupes Perspektive auf das Leben und die Menschen ist stets positiv: „Ich will nicht belehren und keine Missstände aufzeigen, sondern ich möchte die Lebensspanne mit ihrem gleichmäßigen Fluss als Ode feiern.“

Am letzten Ausstellungstag am 11. Oktober bietet die Malerin allen Interessierten eine Führung durch ihr Werk an.

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