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Verfahren gegen Daniela Klette RAF-Prozess findet in Verdener Reithalle statt

Lange Zeit wurde gerätselt, wo das Landgericht Verden sein Verfahren gegen die mutmaßliche RAF-Terroristin Daniela Klette stattfinden lässt. Jetzt steht der Ort fest.
14.03.2025, 16:12 Uhr
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RAF-Prozess findet in Verdener Reithalle statt
Von Jürgen Hinrichs

Der Ort ist ein Idyll. Viele Bäume, ein Wasserlauf, Teiche, Spazierwege. Ruhe pur, doch damit wird es bald vorbei sein. Dann gibt es einen Rummel, den der Norden noch nicht erlebt hat. Überall Polizei, höchste Sicherheitsstufe, ein Medienauftrieb sondergleichen und auch sonst viel Andrang. So wird das sein, wenn das Landgericht Verden den größten Prozess seiner Geschichte sozusagen nach Hause holt. Verhandelt wird ab dem 25. März zunächst in Celle, in einem besonders gesicherten Saal des Oberlandesgerichts (OLG). Später geht es in Verden weiter, im Stadtteil Eitze. Nach Informationen des WESER-KURIER haben sich die Behörden in dem beschaulichen Flecken für eine Reithalle als provisorischen Gerichtsort entschieden.

Das Verfahren richtet sich gegen Daniela Klette. Sie soll Mitglied der Rote-Armee-Fraktion (RAF) gewesen sein und muss sich jetzt unter anderem wegen diverser Raubüberfälle verantworten. Verden ist zuständig, weil das schwerste der angeklagten Delikte in seinem Gerichtsbezirk begangen worden sein soll – ein versuchter Mord beim Überfall auf einen Geldtransporter in Stuhr. Das Problem: Es gibt im Landgericht keinen Saal, der auch nur annähernd so viele Menschen aufnehmen kann, wie zu dem Prozess erwartet werden, und der außerdem genügend Sicherheit bietet. Also mussten die Behörden nach einer Alternative suchen – möglichst diskret, um zu vermeiden, dass zur Unzeit Wirbel entsteht.

Gelände für Klette-Prozess schon jetzt stark abgeschottet

Klar ist, dass auf die Anwohner einiges zukommt. Sie leben in teils direkter Nachbarschaft zu dem Gebäudekomplex, der für das Gerichtsverfahren ausgesucht wurde. Es handelt sich um ein etwa vier Hektar großes Areal an der Weitzmühlener Straße unweit der Eitzer Mühle. Bebaut ist es unter anderem mit einer Reithalle, die sich über rund 1000 Quadratmeter erstreckt – genug Platz für Gericht, Staatsanwaltschaft, Nebenkläger, Journalisten, Sicherheitspersonal und Publikum.

Schaut man sich um, fällt auf, dass das Gelände bereits heute stark abgeschottet ist. Mit dem Klette-Verfahren hat das zunächst nichts zu tun. Die Zäune, teilweise drei Meter hoch und bewachsen, sodass man kaum durchblicken kann, waren vorher da. Genauso die Masten mit den Überwachungskameras an den Grenzen des Grundstücks. Alles Wünsche des Eigentümers, der das Anwesen vor knapp 20 Jahren erworben hatte, um daraus ein Gestüt zu machen. Geworden ist am Ende nichts daraus. Häuser und Reithalle stehen seit Jahren leer. Das Gelände und die Immobilien werden aber regelmäßig gewartet und gepflegt, berichten die Nachbarn.

Den äußeren Umständen nach hätten die Behörden es kaum besser treffen können. Trotzdem standen für den künftigen Gerichtsort Umbauten an. Die Reithalle wurde mit einem neuen Boden ausgelegt. Elektrik, Anstrich, Isolierung, Sicherheit – seit Monaten, heißt es, wird daran gearbeitet. Außerdem ist seitlich eine weitere Zufahrt auf das Gelände geschaffen worden.

Veranstaltungstechniker statten Reithalle aus

Dass es nicht mehr lange dauert, bis die Prozessbeteiligten von Celle nach Verden umziehen, verraten die Vorkehrungen. In diesen Tagen sind auf dem Areal in Eitze Metallzäune aufgestellt worden. Und in dem provisorischen Gerichtssaal machen sich Veranstaltungstechniker ans Werk, sie haben ihren Lastwagen vor dem Tor der ehemaligen Reithalle geparkt.

Das Landgericht will sich auf Anfrage nicht zum künftigen Ort des Klette-Verfahrens äußern. Eine Antwort gibt es aber zur Medienresonanz. Demnach haben sich 57 Redaktionen, Fernsehteams und Fotografen für das Verfahren angemeldet, darunter fünf Medien aus dem Ausland. Da im Sitzungssaal in Celle lediglich Platz für 28 Pressevertreter ist, musste das Los über die Teilnahme entscheiden. Wer dabei nicht zum Zuge gekommen ist, kann die Sitzung per Tonübertragung in einem weiteren Saal des OLG verfolgen.

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Laut Anklage soll sich Daniela Klette mit zwei weiteren mutmaßlichen Ex-RAF-Mitgliedern zu einer Bande zusammengeschlossen haben, um mit Überfällen auf Kassenbüros und Geldtransportern Geld für den Lebensunterhalt zu beschaffen. Nach Burkhard Garweg und Ernst-Volker Staub wird noch gefahndet.

Klette war den Ermittlern am 26. Februar vergangenen Jahres ins Netz gegangen. Die Taten des Trios, die es im RAF-Zusammenhang verübt haben soll, spielen im Verdener Verfahren keine Rolle und werden zu einem späteren Zeitpunkt von einem anderen Gericht verhandelt.

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