Der Schutz des Weißstorches im Landkreis Verden hat eine jahrzehntelange Tradition. Gemeinsam mit der Elbtalaue ist die Allerniederung schließlich einer der bedeutendsten Lebensräume des Zugvogels in Niedersachsen. "Der Weißstorch ist ein Bioindikator und hat bei Menschen eine hohe Sympathie", weiß Landrat Peter Bohlmann. Er ist auch Vorsitzender des Vereins zur Förderung des Weißstorchs im Landkreis Verden, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Adebar weiter zu unterstützen: Daher wurde ein neues Nahrungsgewässer angelegt, und drei vorhandene Kleingewässer wurden zu Nahrungsgewässern aufgewertet.
Der Förderverein ließ die Nahrungsteiche zwischen Ende des vergangenen Jahres und April anlegen. Die Biotope befinden sich in Dauelsen, Hagen-Grinden sowie Langwedelermoor und sollen die Nahrungssituation im Umfeld von besetzten Storchenhorsten deutlich verbessern. "Auf Grundstücken des Landkreises wurde ein Gewässerbiotop in einer Größe von etwa 800 Quadratmetern und einer Tiefe von etwa 1,50 Metern neu geschaffen", sagt Silke Brünn von der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises. Den Weißstörchen werde dort auch in trockenen Jahren ein ausreichendes Nahrungsangebot zur Verfügung stehen.
In der Dauelser Schweineweide wurde zusätzlich zu dem Nahrungsteich eine Blumenwiese mit einer kreiseigenen Blühmischung angelegt. "Vorher gab es hier kein richtiges Gewässer mehr, und die Störche kamen nicht mehr heran", sagt Antje Mahnke-Ritoff von der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Verden über das Biotop. Die Fläche sei vor der Bearbeitung verschilft und voller Rohrkolben gewesen. Freigelegt wurden die Gewässer von der Dörverdener Firma Torsten Weidlich. "Alle zehn bis 15 Jahre muss man an die Gewässer ran und eingreifen, das ist ein natürlicher Prozess", betont Mahnke-Ritoff.
Ein wichtiges Kriterium für ein Nahrungsgewässer sei, dass die Störche durch das Wasser schreiten könnten und es genügend Amphibien als Nahrungsquelle gebe. "Es darf zudem nicht zu zugewachsen sein, damit sie Zugang zu dem Gewässer haben", sagt Silke Brünn.
Die Gesamtkosten für das Projekt betrugen etwa 20.300 Euro. "Der Verein hat jahrelang gespart, um den Eigenanteil zu zahlen", sagt Antje Mahnke-Ritoff. Unterstützt wurden die Mitglieder von der Bingo-Umweltstiftung Niedersachsen, der Stiftung der Kreissparkasse Verden und vom Landkreis Verden. Letzterer stellte kreiseigene Grundstücke zur Verfügung und begleitete die Planung sowie Umsetzung.
Weniger erfolgreiche Brut
In den vergangenen Jahren ist der Storchenbestand im Landkreis Verden stetig angewachsen, teilt der Förderverein mit. 2021 waren 105 Horste und damit acht mehr als im vergangenen Jahr besetzt. Aus 77 von ihnen sind insgesamt 154 Jungvögel ausgeflogen. Die Brut war allerdings nicht so erfolgreich wie in den Vorjahren: Ursache dafür seien vereinzelt Brutausfälle aufgrund von Horstkämpfen sowie die nasse Witterung im Frühjahr. Erfreulich ist laut den Vereinsmitgliedern, dass in diesem Jahr acht Baumhorste gezählt wurden – also Horste, die von den Störchen ohne Unterstützung des Menschen in Bäumen gebaut wurden.
In der Verdener Storchenstation zog Leiterin Petra Müller dieses Jahr zusätzlich zu den drei Dauerpfleglingen sieben Störche auf. Für sechs der Vögel sind Patenschaften vergeben worden – die Patenstörche haben die Station bereits im Herbst verlassen und sind gen Süden gezogen. Der siebte Storch wird den Winter laut Petra Müller in der Station verbringen.