Sechs ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer des DRK-Kreisverbandes Wesermarsch haben jüngst in der Hochwasser-Katastrophenregion im Südwesten Deutschlands geholfen. Unter ihnen auch Wiltrud Gleiche und und Christel Heymann aus Lemwerder. Zwei Tage lang haben die Schwestern die Bevölkerung sowie die zahlreichen freiwilligen Helfer sanitätstechnisch versorgt. Dann mussten sie berufsbedingt nach Hause.
Eingesetzt wurden die beiden Fachfrauen für Sanitätsdienste in Rech. In der 550-Seelen-Gemeinde rund 50 Kilometer nordwestlich von Koblenz hatten nur wenige Tage vor Wiltrud Gleiche und und Christel Heymann bereits die beiden Lemwerderaner Rettungshundeführer Kerstin Sieverding und Lars Prößler bei der Erkundung der Schadenslage geholfen.

Wiltrud Gleiche (links) und Christel Heymann vom DRK Lemwerder
"An vielen Stellen, da war die Gemeinde komplett verwüstet", erinnert sich Wiltrud Gleiche. "Da ist der Fluss mitten durch geschossen und hat ganze Häuser weggespült. Und nur zehn Meter weiter standen dann wieder Häuser." Gleiche ist anzumerken, dass ihr die Naturgewalt noch immer ungläubiges Staunen abnötigt.
Traurige Berühmtheit hatte die am Fuß des Steinerbergs direkt an der Ahr gelegene Ortsgemeinde Rech im Nachgang der Starkregen- und Flutkatastrophe erlangt, weil die Sturzfluten die steinerne Nepomuk-Brücke zerstörten. Die 1723 erbaute, älteste bis dato bestehende Ahr-Brücke hatte als einzige die große Flut von 1910 überstanden. Mittlerweile hat die Bundeswehr in Rech eine Behelfsbrücke über die Ahr gebaut.
Die Erfahrungen und die Lehren, die die sechs Helferinnen und Helfer aus der Wesermarsch aus ihnen ziehen, werden in das Projekt „Lifegrid“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung einfließen. An dem Forschungsprojekt für zivile Sicherheit ist der Landkreis Wesermarsch als stark hochwassergefährdet beteiligt. Projektpartner sind neben dem Landkreis die Jade-Hochschule Wilhelmshaven/Oldenburg/Elsfleth, der DRK-Kreisverband Wesermarsch sowie der Oldenburgisch-Ostfriesische Wasserverband (OOWV) und die EWE.

Stephan Sommer vom DRK-Kreisverband Wesermarsch war mit einem Allrad-Geländewagen im Ahrtal im Einsatz.
Am meisten zu berichten hat dabei wohl der 37-jährige Lagerist Stephan Sommer aus Schwei. Besonders nahe gegangen ist dem DRK-Mitglied aus der Wesermarsch nach eigenen Worten die Begegnung mit einer älteren Dame in Ahrweiler. Mit dem Elektrotrupp, mit dem Sommer die meiste Zeit unterwegs war, habe man in Ahrweiler ein Aggregat mit drei Steckdosen aufgebaut. „Die Frau hat sich bedankt, wir haben uns weinend in den Armen gelegen.“ Wenn er davon erzählt, kommen Sommer fast noch einmal die Tränen. Die Frau hatte nach der Hilfeleistung nach drei Wochen erstmalig wieder Strom im Haus.
„Das Brummen der Aggregate und das mit ihnen erzeugte Licht beruhigt enorm“, erfuhr Stephan Sommer auch bei einem mitternächtlichen Einsatz in Bad Neuenahr. Neben der Herstellung von Stromversorgung war er damit beschäftigt, mit dem Allrad-Geländewagen des DRK-Wesermarsch Arbeits- und Hygienematerial zu den Menschen zu bringen, die in den Fluten fast alles verloren haben.
„So ein Fahrzeug haben die anderswo nicht“, weiß DRK-Kreisvorsitzender Karl-Heinz Röben, der sich über den Weitblick seines Geschäftsführers Peter Deyle freut. Deyle hatte mit Blick auf mögliche Hochwasserlagen an der Küste für die Anschaffung eines Allrad-Fahrzeugs plädiert. „Es hilft ja nichts, dass wir eine rollende Küche haben, wenn wir die am Ende nicht vor Ort kriegen“, beschreibt Röben eine Einsatzmöglichkeit des Wagens. Es habe sich in den noch viel schwierigen Berg- und Tallagen an der Ahr erwiesen, „dass diese Anschaffung Sinn gemacht hat“, freut sich der Vorsitzende.