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Ex-Flugplatz Lemwerder Solarpark, Naherholung und die Produktion von Windturbinen

Für den alten Flugplatz in Lemwerder wird ein Solarpark geplant. Neben der Energieerzeugung sind ökologische Aufwertung, Freizeitmöglichkeiten und eine Windturbinen-Produktion geplant. Reaktionen der Politik.
14.02.2025, 17:15 Uhr
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Solarpark, Naherholung und die Produktion von Windturbinen
Von Barbara Wenke

Für den ehemaligen Flugplatz in Lemwerder kann eine Bauleitplanung beginnen. Gegen die Stimmen der UWL und bei fünf Enthaltungen hat der Ausschuss für Finanzen und Gemeindeentwicklung des Gemeinderates am Donnerstagabend empfohlen, ein vom Hamburger Unternehmen Sunvest gewünschten umweltfreundlichen Solarpark anzuschieben.

Was ist geplant?

Die Real Estate Lemwerder, der der 126 Hektar große ehemalige Flugplatz anteilig gehört, möchte eine 83 Hektar große Fläche an die Sunvest Germany GmbH verkaufen. Die Hamburger planen, eine Freiflächen-Fotovoltaikanlage zu errichten. Erzeugt werden sollen 115.000 Megawatt Strom pro Jahr – insbesondere für die lokale Wirtschaft. Neben den Solarmodulen plant das Unternehmen, Batterieeinheiten, die den Solarstrom zwischenspeichern und bei Bedarf verzögert abgeben, sowie ein Wasserstoffkraftwerk, das die Solarenergie durch Elektrolyse in grünen Wasserstoff umwandelt. Unter den Modultischen sollen Schafe weiden. Eine weitere, zehn Hektar große Teilfläche plant die Real Estate an das bereits in Halle 23 ansässige Unternehmen Agile Wind Power zu veräußern. Die Schweizer, die eine vertikale Windturbine entwickelt haben, möchte eine Produktion auf dem Ex-Flugplatz aufbauen.

Welchen lokalen Nutzen gibt es?

Im Sinne einer guten Nachbarschaft soll ein weiterer Teil der Gesamtfläche an den Landwirt verkauft werden, der das Areal derzeit bewirtschaftet. Der geringere Verkaufspreis gehe zulasten der Real Estate Lemwerder, sagte Geschäftsführer Christian Peters. Sunvest teilte ferner mit, das Gelände ökologisch aufzuwerten. Die Anlage eines neuen Grabens, die Anpflanzung heimischer Sträucher und Bäume sowie die Verwendung artenreichen Saatguts werde die Biodiversität erhöhen. "Wir machen, dass es summt und brummt", fasste Sunvest-Mitarbeiter Ozan Yildirim zusammen. Ein Wanderpfad, eine Wetterschutzhütte sowie eine Aussichtsplattform sollen das Gelände in ein Naherholungsgebiet verwandeln.

Wie viele Arbeitsplätze entstehen?

Sunvest-Projektentwickler Jan Brunkhorst räumte ein, dass im Solarpark selbst keine Arbeitsplätze entstehen. SPD-Fraktionsvorsitzender Michael Ruminski lobte das Projekt dennoch als Arbeitsplatzsicherung bestehender Betriebe und verwies auf 1000 neue Arbeitsplätze, die der Windturbinenhersteller Agile Wind Power schaffen wolle. Die Sunvest-Vertreter ergänzten, ihnen lägen sechs Anfragen umliegender Unternehmen zur Lieferung grüner Energie vor. Aufgrund der geringen Distanz zu den Abnehmern könne der Strom direkt und kostengünstig geliefert werden – ein Standortvorteil für die Unternehmen. Überschüssiger Strom soll an Arcelor Mittal geliefert oder zur Erzeugung von Wasserstoff genutzt werden.

Wann fließen die ersten Steuereinnahmen?

Brunkhorst rechnet für die kommenden 30 Jahre mit einer Gewerbesteuer in Höhe von zehn Millionen Euro. Allerdings würde die erste Einnahme erst nach 15 Jahren eingehen. Aufgrund des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) könne die Gemeinde aber vom Zeitpunkt des Produktionsbeginns an mit einer Einnahme in Höhe von zwei Euro pro Megawattstunde sowie einer zusätzlichen freien Leistung in Höhe von einem Euro pro Megawattstunden für unmittelbar betroffene Anwohner rechnen. Der Gemeinde stünden somit jährlich rund 230.000 Euro zu. Auf die Anlieger um Umkreis von 2,5 Kilometer könnten für eine Laufzeit von 30 Jahren jährlich 115.000 Euro verteilt werden.

Wie kann die Fläche erschlossen werden?

Christian Peters skizzierte drei Zuwegungen – über die Ernst-Pieper-Straße, über den Ochtumhafen samt Deichsicherungsweg sowie über die Flughafenstraße. Dafür habe sich die Real Estate beim Verkauf von Flächen und Hallen an die Firma Fassmer das Überwegungsrecht gesichert.

Welche Hindernisse sieht die Politik?

Grünen-Ratsfrau Brigitta Rosenow begrüßte die Produktion von Solarstrom, äußerte aber Unbehagen, eine Bauleitplanung anzustoßen, solange kein städtebaulicher Vertrag vorliegt. Des Weiteren wies sie darauf in, dass die Verwaltung im September 2024 mitgeteilt hatte, nur ein Bauleitverfahren zur Zeit bewältigen zu können und dass momentan noch ein Antragsteller in der Warteschleife stehe.

Da sich die Real Estate entschlossen hat, das ehemalige Flugfeld in Teilflächen zu veräußern, beantragte FDP-Fraktionschef Harald Schöne, dass sich die Gemeinde eine Vorratsfläche sichern solle. Peters freute sich über das Interesse, mahnte aber: "Wenn wir Sunvest noch mehr abschneiden, springen sie ab." Er betonte, dass die Gemeinde ein Vorkaufsrecht im Bebauungsplan implementieren könne, wies aber darauf hin, dass sie denselben Preis zahlen müsse, wie der Investor. Dieser zahle um einiges mehr als die Gemeinde derzeit für ihre Gewerbeflächen aufrufe. "Lemwerder würde acht bis zehn Euro pro Quadratmeter versenken", so Peters. Die Ausschussmitglieder lehnten den FDP-Antrag mit acht Nein- zu fünf Ja-Stimmen bei drei Enthaltungen ab.

UWL-Fraktionschef Sven Schröder wies auf das vom Landkreis Wesermarsch formulierte Ziel hin, in seinen neun Mitgliedskommunen insgesamt 400 Hektar Fläche für Solarenergie vorzuhalten. Lemwerder übererfülle seinen Anteil bereits jetzt. Das Areal auf dem ehemaligen Flugplatz sei im Flächennutzungsplan zudem für Industrie und Gewerbe vorgesehen. "Wir sind für erneuerbare Energien, aber das ist nicht der richtige Standort." Fraktionskollege Rainer Wohlers merkte an, dass die Entwicklung eines Solarparks auf dem Flugfeld einer Beerdigung der in Planung befindlichen Ortskernentlastungsstraße gleichkomme.

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