Janine Reichwald hat Glück gehabt. Beinahe hätte ein Vogelgrippe-Ausbruch in Ganderkesee der Besitzerin der Lemwerderaner Bio-Garage einen Strich durch das Weihnachtsgeschäft gemacht. Am 8. Dezember ordnete das Veterinäramt Jade-Weser einen Transportstopp für Enten, Gänse und Hühner aus Lemwerder und dem südöstlichen Teil Bernes an. Sie liegt mitten drin in der Überwachungszone.
Ohne Transport aber kein Schlachter. Und ohne Schlachter kein Entenbraten zu Weihnachten. "Die Enten sind gerade noch vom Hof gekommen", seufzt die Landfrau erleichtert. Geschlachtet wurden ihre 29 Tiere von einer mobilen Schlachterei. Der Termin war lange geplant.
Janine Reichwald mag sich gar nicht ausdenken, was geschehen wäre, wenn die Anordnung des Veterinäramtes nur wenige Tage eher ergangen wäre. "Der Schlachter ist immer voll. Da kriegst Du nicht mal eben einen Termin." Und "mal eben" wäre es auch nicht gewesen. 30 Tage lang gilt das vom Veterinäramt verhängte "Verbringungsverbot". Die Festtage wären nach Ablauf der Frist längst um gewesen. Die Kunden, die ihren Festbraten bereits vor Wochen bestellt haben, hätten dann ein anderes Festtagsmenü kreieren müssen.
Kunden planen kurzfristig
Die Lemwerderanerin, die mit ihrer Bio-Garage im Ortsteil Depenfleth seit April 2020 am Markt ist, hat festgestellt, dass die Kundschaft eher kurzfristig plant. "Im Oktober habe ich die Enten beworben und hatte Zettel aushängen. Aber nur fünf Enten wurden bestellt", sagt sie. "Jetzt, eine Woche vor Weihnachten, kommen die Leute. Aber jetzt ist es leider zu spät." Auf ihren Enten sitzen geblieben ist Janine Reichwald dennoch nicht. Ehemann Jens Reichwald hatte die Bio-Tiere über eine Whatsapp-Gruppe einer Interessentengruppe für Bioware angeboten. "Innerhalb von fünf Minuten hatte ich die alle verkauft", staunt Janine Reichwald noch immer.
Die Geflügelzüchter sind derzeit gebeutelt von den Ausbrüchen der Geflügelpest. "Durch die Vogelgrippe waren die Tiere im letzten Jahr schon bis Mai im Stall", blickt die Lemwerderaner Geflügelzüchterin zurück. Sie beobachtet: "Wenn man das Wassergeflügel drinnen halten muss, wird das nichts mit dem Nachwuchs." Befruchtete Gänseeier zum Ausbrüten hatte die Depenfletherin in diesem Jahr jedenfalls nicht.
Keine Eier für den Wochenmarkt
Neben den Tieren selbst darf die Bio-Garagen-Betreiberin aufgrund der Geflügelpest auf einem Ganderkeseer Putenhof für 30 Tage auch keine tierischen Nebenprodukte vom Hof bringen. Eine Vorgabe, die sie hart trifft. "Seit letzter Woche darf ich keine Eier mehr mit zum Wochenmarkt nach Berne nehmen. Das ist sehr ärgerlich", stellt sie fest. Schließlich hat sie in den vergangenen Wochen jeden Donnerstagnachmittag durchschnittlich 160 Eier auf dem Breithof vor dem Rathaus der Nachbargemeinde verkauft.
Ihre Kunden dürfen den Hof hingegen schon mit Eiern verlassen. So hofft Janine Reichwald für die Zeit bis nach der Jahreswende darauf, dass die Menschen den Weg zu ihr finden.
Weil in einem Mastputenbestand in Ganderkesee die Geflügelpest ausgebrochen ist, hatte Kreisveterinär Norbert Heise am 7. Dezember die Gemeinde Lemwerder und einen südöstlichen Teil der Gemeinde Berne zur Überwachungszone erklärt. Um den Ausbruchsort wurde zudem eine Schutzzone mit einem Radius von drei Kilometern eingerichtet. Von der Überwachungszone, die früher Beobachtungsgebiet hieß, sind im südöstlichen Landkreis Wesermarsch gut 70 Hobbyhalter mit insgesamt 1500 Stück Geflügel betroffen.