Ein Klassenlehrer für jede Klasse, eine Kollegin fürs Handarbeiten und Kochen, eine weitere fürs Tuschen und Werken, und der größte Klassenraum dient bei Bedarf als Aula: Die Zeiten, als Grundschule so oder so ähnlich funktionierte, sind lange vorbei. Heute erwarten Eltern, Politik und Wirtschaft deutlich mehr von der Bildungseinrichtung Grundschule. Dafür braucht es Fachleute verschiedener Berufe und vor allem Platz, doch davon hat die Grundschule Lemwerder dem „Arbeitskreis Schule und Hort“ zufolge viel zu wenig. Wie viele Räume genau die Schule bräuchte, um ihre Schülerinnen und Schüler für die Anforderungen von morgen ausbilden zu können, war jetzt Thema im Schulausschuss des Gemeinderats.
16 Kassenräume, mindestens nochmal genauso viele Fach-, Differenzierungs- und Inklusionsräume, ein Raum für den Herkunftssprachlerunterricht (zurzeit Türkisch), eine Aula oder ein Forum mit Platz für alle Schüler aller Jahrgänge, ein Bewegungszimmer, ein Lehrerzimmer für bis zu 40 Lehrkräfte, pädagogische Mitarbeiter und Referendare sowie ein Konferenzraum, zwei Förderräume, ein Therapieraum (Ergotherapie, Logopädie), ein Archiv, Technikräume und ähnliches sind nach heutigen Maßstäben notwendig, wie Schulleiterin Eike Glimm erläuterte. Hinzu kommen die Räume für die Nachmittagsbetreuung der – künftigen – Ganztagsschule. Für die Ganztagsbetreuung sind nach den Berechnungen eines Arbeitskreises aus Vertretern der Schulleitung, der Gemeindeverwaltung und des Horts zwei Räume für jeden der vier Jahrgänge notwendig. Hinzu kämen eine Mensa für 80 bis 100 Kinder sowie vier sogenannte „Lernzeit-Räume“ für die Hausaufgaben am Nachmittag und ein Ruheraum. Berechnet wurde der Raumbedarf für eine Grundschule mit 150 Kindern in der Ganztagsbetreuung.
Viele Fragezeichen – schnelle Entscheidung
Ob dieses Raumkonzept für eine neue Grundschule mit einem Neubau, einem An- oder Umbau umgesetzt werden soll, blieb zunächst offen. Der Arbeitskreis machte dazu keinen Vorschlag. Offen blieb damit auch, was die Umsetzung des Konzepts kosten könnte.
Mehrere Ausschussmitglieder plädierten dessen ungeachtet dafür, den Entscheidungsprozess rasch voran zu bringen, immerhin wird bereits seit mehreren Jahren über die Zusammenlegung der Grundschule zur Ganztagsschule am Standort Mitte diskutiert. „Wir sollten großzügig planen“, unterstützte Werner Ammermann von der FDP den Vorschlag des Arbeitskreises. „Der Zeitpunkt zu handeln ist jetzt gekommen“, meinte Wolf Rosenhagen von der CDU und lobte ausdrücklich die Ausrichtung des Konzepts auf die Zukunft.
Alle Jahrgänge sind dreizügig
Brigitta Rosenow von den Grünen blickte dennoch zurück. „Die vier Klassen sind genau die, die uns jetzt fehlen“, meinte sie mit Hinweis auf die Schließung der Grundschule West vor zehn Jahren. Dagegen hatte sie sich schon damals erfolglos gestemmt. Doch die Schülerzahl reichte seinerzeit für eine eigenständige Grundschule West nicht mehr aus. Die Schule wurde geschlossen. In Ermangelung einer Schulleitung folgte nur drei Jahre später die Zusammenlegung der verbliebenen Grundschulen Mitte und Deichshausen mit einer Außenstelle (in Deichshausen). Die Zahl der Räume war für die damals ein- bis zweizügige Grundschule von Anfang an knapp bemessen. Inzwischen sind alle Jahrgänge dreizügig und es fehlen noch mehr Räume.
Mehrere Klassen werden deshalb seit Jahren in Fachräumen und Container-Klassen unterrichtet. Angebote wie der Werkunterricht sind weitgehend eingestellt, die Instrumente für den Musikunterricht werden kaum noch benutzt, da der Raum zum Musizieren fehlt. Weil die Schülerzahl im nächsten Schuljahr weiter steigt, haben Lemwerders Politiker jüngst beschlossen, die Container-Klassenräume in den Sommerferien zu vergrößern. Sonst würden nicht alle Schüler hinein passen.
Warteliste für Hort
Parallel zu dieser Entwicklung stieg auch der Anspruch an die Bildung und Betreuung. Es gibt Angebote für Kinder mit speziellem Förderbedarf, die Nachfrage nach Nachmittagsbetreuung legte zu. Bisher werden die Grundschüler in Lemwerder, deren Eltern berufstätig sind, nachmittags im Hort betreut. 75 Plätze gibt es dort, doch der Bedarf geht darüber hinaus. Nach den Sommerferien wird es nach jetzigem Stand eine Warteliste geben. In der neuen Grundschule sollen daher Bildung und Nachmittagsbetreuung an einem Ort zusammengelegt werden, wobei Schule und Hort bei der Ausgestaltung zusammenarbeiten wollen. Bis es vor einem Jahr zu dieser Entscheidung kam, hatten sich bereits mehrere Arbeitskreise mit den Thema beschäftigt.
Ob das nun nachgereichte Raumkonzept so umgesetzt werden kann, wie es der neue Arbeitskreis vorschlägt, und ob die Fläche am dafür vorgesehenen Standort (der erst Anfang des Jahrtausends neu gebauten) Grundschule Mitte für einen Aus- oder Neubau mit so vielen Räumen ausreicht, blieb zunächst offen.