Sie sind auf dem Weg in eine Trümmerwüste verheerenden Ausmaßes. Mit sie meint Bettina Dogs-Prößler ihren Ehemann Lars und seinen Belgischen Schäferhund "Apple". Beide gehören zum Einsatzteam, das die deutsche Hilfsorganisation @fire ins türkische Erdbebengebiet entsendet hat. Dort sollen der Ortsbrandmeister aus Lemwerder und sein speziell ausgebildeter Vierbeiner nach verschütteten Personen suchen.
Der 43-Jährige und sein Schäferhund gehören zu einem 17-köpfigen Team, das am Montagabend vom Frankfurter Flughafen aus in die Türkei geflogen ist. Auf dem dortigen Flughafen Adana hat @fire gemeinsam mit einem anderen internationalen Team zunächst die Rezeption übernommen, an der weitere Such- und Rettungsmannschaften aus aller Welt registriert und auf die Einsätze in den Katastrophengebieten vorbereitet werden. Diese Koordinierung der internationalen Hilfe unter dem Dach der „International Search and Rescue Advisory Group“ der Vereinten Nationen sei Voraussetzung für eine effektive Hilfe, heißt es in einer Mitteilung von @fire.

@fire - Internationaler Katastrophenschutz Deutschland e. V. ist eine gemeinnützige Hilfsorganisation, die seit dem Jahr 2002 weltweit schnelle Nothilfe nach verheerenden Naturkatastrophen leistet.
Bettina Dogs-Prößler hatte bis Dienstagnachmittag zwar noch keinen direkten Kontakt per Handy mit ihrem Mann aufnehmen können, wusste aber, dass er mit seinem Belgischen Schäferhund bereits vom Flughafen Adana aus unterwegs ins Erdbebengebiet war. Dort soll "Apple" ebenso wie ein weiterer speziell ausgebildeter Hund eines Kollegen nach Personen fahnden, die unter den Trümmern begraben sind.
Dabei stehen die Katastrophenhelfer der deutschen Hilfsorganisation unter erheblichem Zeitdruck, herrschen doch im Erdbebengebiet im Umkreis der Stadt Gaziantep an der türkisch-syrischen Grenze winterliche Verhältnisse mit Minustemperaturen. Menschen, die noch leben, müssen also möglichst schnell gerettet werden, um zu überleben. Allerdings wird schon jetzt mit Tausenden von Opfern gerechnet, die bereits in den Nachtstunden zum Montag in ihren zusammenbrechenden Häusern und Wohnungen zu Tode kamen.
Die Erdbeben ereigneten sich nach Angaben einer US-amerikanischen Erdbebenwarte mit den Stärken 6,7 bis 7,8 um 2.17 und 2.28 Uhr mitteleuropäischer Zeit in einer Tiefe von knapp 18 Kilometern. Sie entstanden durch einen plötzlichen Spannungsabbau entlang von Brüchen in der Erdkruste. Aufgrund der ständigen Bewegung der sogenannten tektonischen Platten baut sich Spannung in den Gesteinsschichten auf. Wenn diese zu groß wird, entlädt sie sich in einer plötzlichen und ruckartigen Bewegung.
Die dabei frei werdende seismische Energie breitet sich in Form von Wellen durch die Erde und entlang der Erdoberfläche aus und verursacht die verheerenden Erschütterungen, durch die Häuser zusammenstürzen und in Schutt gelegt werden. Wissenschaftler hatten bereits seit geraumer Zeit mit dem Beben im Epizentrum im Südosten der Türkei gerechnet. Über kurz oder lang, so ihre Prognose, werde auch die türkische Metropole Istanbul betroffen sein.
Für Lars Prößler aus Lemwerder gehört der Einsatz mit seinem Vierbeiner schon allein wegen des Ausmaßes der Katastrophe sicherlich zu einer besonderen Herausforderung. Gleichwohl zeichnet das Tandem aus der Wesermarsch große Routine und Erfahrung aus, ist es doch für das Suchen und Retten von Verschütteten nach Erdbeben und Katastrophen mit ähnlichen Folgen gezielt ausgebildet worden.
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