Jan Olof von Lübken, Ratsherr in Lemwerder, ist bei Sitzungen des Gremiums zu Beginn dieser Ratsperiode selten anwesend gewesen. Der Grund ist nicht etwa Desinteresse an seinem politischen Ehrenamt, sondern weltweite berufliche Einsätze. Er fliegt von Fußballstadion zu Fußballstadion, um dort als LED-Manager den Werbebändern das Laufen zu lehren.

Bei der WM der Frauen verantwortet Jan Olof von Lübken die Werbebande im Stadion in Perth.
Der 30-jährige Altenescher ist ein Quereinsteiger. "Ein Freund hatte mich vor sechs Jahren gefragt, ob ich ihm helfen könnte", erinnert sich Jan Olof von Lübken, damals Student der ökonomischen Bildung und Sozialwissenschaft in Oldenburg. Ein Knochenjob wie sich herausstellte. "Eine einzelne LED-Bande wiegt zwischen 60 und 90 Kilogramm." Im Durchschnitt werden 164 pro Bundesligaspiel aufgebaut. "Das war harte Arbeit, hat aber mein Interesse geweckt", erzählt der 30-Jährige.
Engagement über den Job hinaus
So sagte die Aushilfskraft immer wieder gerne zu, wenn sie gefragt wurde. Doch nach wenigen Veranstaltungen wurde dem Altenescher das Aufbauen der Banden zu langweilig. Er begann, auch Kabel anzuschließen. "Ich war schon immer technikinteressiert. Ich habe mir als Jugendlicher vieles mit Leuchtdioden selbst gebaut", erklärt von Lübken sein Engagement.
Der Fleiß des jungen Helfers blieb dem Auftraggeber des Freundes nicht verborgen. Das Unternehmen bot Jan Olof von Lübken einen einjährigen Trainee-Job an. Der Altenescher griff zu und verkabelte fortan in den unterschiedlichen Fußball-Bundesliga-Stadien die Werbebanden. "Dabei hab ich mich ziemlich gut angestellt", erinnert sich der 30-Jährige. Der Lohn: Einsätze in Glasgow im Rahmen der paneuropäischen Fußball-Europameisterschaft 2021.
Trotz offiziellen Studenten-Status' machte sich Jan Olof von Lübken selbstständig. "Circa ein Jahr lang hatte ich ein Kleingewerbe angemeldet. Aber das ging dann nicht mehr auf." Mittlerweile war ein weiterer Auftraggeber hinzugekommen. Die Namen nennt der Lemwerderaner nicht.
Neben seien Einsätzen in Fußballstadien bringt Jan Olof von Lübken die Werbung in Handball-Hallen, an Futsal-Banden sowie beim Skispringen zum Laufen. "Die Arbeit beim Skispringen ist nicht ohne. Da wird die Bande schräg aufgebaut", nennt der Lemwerderaner eine Herausforderung.
LED-Supervisor bei WM in Doha
Jan Olof von Lübken kann sich mittlerweile ebenso wie Werder-Stürmer Niclas Füllkrug Weltmeisterschaftsteilnehmer nennen. Bei seinem dritten Einsatz in Katar nach der FIFA Club-WM 2020 und dem Arab Cup 2021 agierte der Lemwerderaner bei der WM 2022 als LED-Supervisor im Ahmad bin Ali Stadion.
"Ich habe mich gefreut, als Argentinien bei mir im Stadion gespielt haben. Messi mal live zu sehen", schwärmt der Fußballfan noch heute. Wobei der Begriff "gesehen" eigentlich falsch sei, räumt Jan Olof von Lübken ein. "Ich gucke die ganze Zeit auf die Bande, ob jemand seine Jacke darüber legt, die Bande spratzt oder LED ausfallen." Selbst am heimischen Fernseher könne er nicht mehr unbeschwert Fußball schauen. "Ich gucke immer auf die Bande. Kleiner Arbeitstick", sagt von Lübken lachend.
Wenn er auch nur wenig vom Spiel der Argentinier gegen Australien mitbekommen habe, ist der Lemwerderaner dem siebenmaligen Weltfußballer Lionel Messi in Doha dennoch nahegekommen. Genutzt hat er die Nähe nicht. "Ich hätte die Chance gehabt, mir ein Autogramm zu holen. Das hätte ich aber nur gemacht, wenn ich privat da gewesen wäre."
In den letzten Wochen war der Altenescher mehr zu Hause. Im Juni hat er Rasen, Rabatten und Sträuchern den letzten Schliff verpasst, denn der 30-Jährige und seine Freundin Andreia Oliveira, die gemeinsam einen einjährigen Sohn haben, haben geheiratet. Die Feier fand im eigenen Garten statt.
Nächste Aufgabe: Frauen-WM in Australien
Jetzt richtet sich von Lübkens Blick bereits wieder in die Ferne. Vor ihm liegen dreieinhalb Wochen im australischen Bundesstaat Western Australia. Bei der Frauen-Fußball-WM animiert er die Werbebande in Perth. Jan Olof von Lübken hofft dabei auf ein wenig freie Zeit zwischen den Spielen. "Ich gehe gerne wandern, wenn ich unterwegs bin." Die Landschaft Down Under reizt ihn.
Wenn Jan Olof von Lübken aus Perth zurück ist, will er seine Abschlussarbeit schreiben. "Offiziell bin ich noch immer im Studium", erzählt der 30-Jährige. "Ich habe vor, es nach Australien fertigzumachen." Bislang habe aufgrund der vielen Arbeit einfach die Zeit gefehlt. Als Fernziel hat der Altenescher die Endrunde der Fußball-WM 2026 in Kanada, Mexiko und den USA ausgerufen. Dann möchte er Teile des nordamerikanischen Kontinents erkunden.