Lemwerder. Gut eine Woche vor der entscheidenden Kreistagssitzung über die Zusammenlegung der Eschhofschule mit der Oberschule in Berne
lässt die offizielle Stellungnahme des Lemwerderaner Gemeinderats weiter auf sich warten. Mehr als eine Stunde diskutierte der Ausschuss für Finanzen und Gemeindeentwicklung, dem sämtliche Ratsmitglieder angehören, in seiner Sitzung am Donnerstagabend in der Begu über das Thema, auf den Inhalt einer Stellungnahme konnte er sich nicht einigen.
Wäre es nach dem Ausschussvorsitzenden Miles Eckert gegangen, hätte es nicht einmal eine Abstimmung gegeben. Nach Protest aus den Reihen der Ratsmitglieder gab es sie dann doch. Vor die Frage gestellt, ob der Rat eine Zusammenlegung der beiden Oberschulen am Standort Berne mit einer Außenstelle in der Eschhofschule unterstützen soll oder eine Oberschule mit nur einem Standort in Berne, sprach sich eine Elf-Stimmen-Mehrheit für die Außenstelle aus.
„Es geht um die Zukunft unserer Kinder“, hatte zuvor Brigitta Rosenow von den Grünen erklärt. Mit einem Antrag hatte sie dafür gesorgt, dass sich der Ausschuss am Donnerstag überhaupt mit dem Thema beschäftigte. „Die Schülerinnen und Schüler werden extrem unter der Außenstelle leiden“, warnte Rosenow und erinnerte an die Fusion der Grundschule West mit der Grundschule Mitte vor wenigen Jahren.
Binnen kürzester Zeit hatte sich die zunächst auf zwei Standorte aufgeteilte Schule damals gewünscht, zu einer Einheit an einem Ort zusammenwachsen zu können.
Schülersprecherin Emmi Winterboer dagegen begrüßte das Abstimmungsergebnis, ebenso wie Elternvertreterin Tatjana Winterboer. Sollte sich die Außenstelle nicht bewähren, habe man es wenigstens versucht, meinte sie. „Die Zukunft der Außenstelle wird wesentlich davon abhängen, wohin die Eltern ihr Kinder schicken“, gab Werner Ammermann (FDP) zu bedenken.
Bislang entscheiden sich etwa 60 Prozent der Eltern in Lemwerder dafür, ihre Kinder nach der Grundschule aufs Gymnasium zu schicken. Daran hatten auch die Demonstrationen für den Erhalt der Eschhofschule 2019 nichts geändert. Ohne Außenstelle würden sich künftig noch mehr für das Gymnasium entscheiden, glaubt Bianka Ludwig (FDP), die die Eschhofschule als Bildungseinrichtung für die Nachwuchskräfte der heimischen Wirtschaft am liebsten mit allen Jahrgängen erhalten möchte. „Wir haben nicht einmal halb so viele Kinder wie wir bräuchten“, erinnerte Sven Schröder (UWG). Wie berichtet, bräuchte es für den Erhalt der Eschhofschule nach Angaben von Schulleiter Emken pro Jahrgang 15 Schüler mehr.
Zumindest eine Außenstelle erhalten will Miles Eckert. Im Fall steigender Schülerzahlen wäre die Schule noch da und könnte wieder erweitert werden. Und während Wolf Rosenhagen (CDU) die Möglichkeiten der neuen Oberschule durch die zusätzlichen Räume der Außenstelle beschwor, waren sich Rosenow, Rohde und andere einig, dass eine Außenstelle mit gerade mal zwei Klassen die schlechteste aller Lösungen wäre. „Die Argumente haben mit Schule nichts zu tun“, beklagte Rohde. Es müsse darum gehen, was gut für die Schüler ist. Harald Schöne von der FDP hält eine Außenstelle mit zwei Klassen ebenfalls für fatal. „Man schließt ungern eine Schule“, räumte er ein, erinnerte aber auch daran, dass die Außenstelle wohl nur eine Zwischenlösung sein werde. Die ganze Unruhe, die die Diskussion über die Fusion 2019 und jetzt erneut ausgelöst habe, werde in zwei Jahren neu aufbrechen.
Mit Blick auf die gute Zusammenarbeit der Eschhofschule mit den örtlichen Betrieben spricht aus der Sicht Schönes ebenfalls wenig für die Außenstelle, wenn Lemwerders Oberschüler in Zukunft ab der siebten Klasse ohnehin in Berne zur Schule gehen. Wenn die Eschhofschule schon nicht erhalten werden kann, befand Rohde, sollten die Schüler am besten von Anfang an an einem Standort beschult werden.
Elternvertreterin Tatjana Winterboer hofft noch darauf, dass künftig auch die gleichalterigen Oberschüler aus Berne in Lemwerder beschult werden. Das Fach Französisch und die Wahlpflichtkurse gehören ab Klasse sechs zum Standard und ließen sich bei nur einer sechsten Klasse in Lemwerder nicht realisieren, nannte sie als Grund. Der Schulausschuss des Kreistages hatte dagegen jüngst klargestellt, dass eine Beschulung der Fünft- und Sechstklässler aus Berne in der Eschhofschule nicht zur Debatte steht.
Meinrad-M. Rohde, ehemaliger Regierungsschuldirektor, hatte anfangs empfohlen, in der Stellungnahme genau hinein zu schreiben, was für eine Schule sich die Gemeinde für ihre Kinder wünscht. Was da drin stehen könnte, blieb am Ende der Diskussion im Ausschuss offen. Nächsten Donnerstag will sich der Gemeinderat noch einmal mit dem Thema befassen.