Das Projekt ist ehrgeizig und teuer, doch die Initiatoren sind von ihm überzeugt. Sie wollen im Landkreis Wesermarsch ein Hospiz einrichten, das sich auf die Begleitung von schwerkranken und sterbenden Menschen spezialisiert. „Wir sind auf einem guten Weg“, sagt der Vorsitzende des Fördervereins „Stationäres Hospiz Wesermarsch“, Udo Stallkamp. Ziel sei es, 2025 mit dem Bau der Einrichtung zu beginnen. Die Kosten dafür schätzt er auf 3,5 bis vier Millionen Euro.
In der Wesermarsch leben rund 88.400 Menschen. Wegen der demografischen Entwicklung hin zu längerer Lebenserwartung gehen Experten von einem steigenden Bedarf an palliativer Medizin und Pflege aus. Ein Hospiz gibt es im Landkreis Wesermarsch nicht. Zwischen Weser, Jade, Ochtum und Nordsee werden Sterbenskranke und ihre Angehörigen derzeit auf Wunsch von ehrenamtlichen Hospizbegleitern des Diakonischen Werks begleitet. Die Versorgungslücke bezüglich palliativer Medizin und Pflege wird sich nach den Worten von Udo Stallkamp und Sabine Zinn, im Verein zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit, künftig weiter vergrößern.
Weite Wege, wenige Plätze
Die Wege zu Hospizen seien für Menschen aus der Wesermarsch und deren Angehörige weit, so Stallkamp. Die nächsten spezialisierten Betreuungseinrichtungen befinden sich in Varel und Jever im Landkreis Friesland sowie auf der anderen Weserseite in Bremerhaven und Bremen-Nord. Vorausgesetzt, es gibt freie Plätze.
Nach den bisherigen Erfahrungen in Landkreisen, Städten und Kommunen wird laut Förderverein pro 15.000 Einwohner ein Hospizplatz benötigt. Der Vorstand des seit Kurzem auch eingetragenen Vereins kalkuliert mit acht Plätzen. Diese stünden dann für circa 11.000 Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung.
Zentrale Lage geplant
Das stationäre Hospiz für die Wesermarsch soll möglichst zentral in der Mitte des Landkreises liegen – in oder bei Rodenkirchen oder Brake. Gesucht werde ein rund 5000 Quadratmeter großes Areal, auf dem ein Gebäude mit einer Nutzfläche von 800 bis 900 Quadratmetern neu errichtet oder zweckentsprechend umgebaut werden kann, erläutert Stallkamp und ergänzt: „Wir können uns gut vorstellen, auch einen Altbau in ein Hospiz umzuwandeln. Interessante Angebote liegen uns bereits vor.“ Die angepeilte Größe hält der Förderverein für erforderlich, weil die künftigen Palliativräume im Erdgeschoss eingerichtet werden sollen. Zudem sollten den Bewohnern Außenterrassen und eine attraktive Gartenanlage zur Verfügung stehen.

Udo Stallkamp, Vorsitzender des Fördervereins Stationäres Hospiz Wesermarsch.
Der Förderverein hat sich nach den Worten von Sabine Zinn von der Bremerhavener Firma IM (Irene Müller) beraten lassen, die sich auf die Planung und den Betrieb von Hospizarbeit spezialisiert hat. Nach Einschätzung der Seestädterin wird sich ein Hospiz in der Wesermarch als zukunftsweisendes Projekt erweisen. Zumal die häusliche Versorgung für Menschen mit nicht heilbarer Erkrankung in Zukunft nicht mehr gesichert sei, wie das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung prognostiziert.
"Erfreuliche Spendenbereitschaft"
Udo Stallkamp geht nach bisherigen Planungen von einer Investition in Höhe von bis zu vier Millionen Euro für das stationäre Hospiz aus. Um die Summe stemmen zu können, sei ein Eigenkapital von rund eineinhalb bis zwei Millionen Euro erforderlich, sagt der Fördervereinsvorsitzende, der auf die Mithilfe der Wesermärscher hofft. Ihre Spendenbereitschaft bezeichnet er als erfreulich gut, wie sich bislang gezeigt habe. Im nächsten Jahr solle noch einmal kräftig die Werbetrommel gerührt werden, um die erforderliche Startsumme zusammenzubekommen.