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Til Schweigers geplantes Flüchtlingsheim Asbest in Ex-Kaserne

Asbest und andere Gifte erschweren den Umbau der ehemaligen Rommel-Kaserne in Osterode zu einer Flüchtlingsunterkunft. Schweiger hat jetzt umdisponiert.
20.08.2015, 13:28 Uhr
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Til Schweiger hat umdisponiert. Statt in Osterode, werde er mit seiner neuen Stiftung zunächst ein Flüchtlingswohnheim in Osnabrück unterstützen, kündigte der Schauspieler in der ARD-Talkshow „Menschen bei Maischberger“ an. Kostenloses WLAN will Schweiger den Asylsuchenden dort zur Verfügung stellen, eine Tischlerei und eine Fahrradwerkstatt aufbauen, „viel Kohle einsammeln“ für die Einstellung von Deutschlehrern.

Heute soll die Stiftung offiziell gegründet werden. Für den Beirat hat Schweiger nach eigenen Angaben unter anderem SPD-Chef Sigmar Gabriel, Springer-Vorstand Mathias Döpfner und seinen Schauspielerkollegen Jan-Josef Liefers gewonnen.

Pistorius interveniert

Zuvor hatte sich Schweiger mit Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) getroffen, der dem Filmstar die ursprüngliche Idee mit Osterode ausredete. Denn: Ob in dem von Einwohnerschwund geplagten Harzstädtchen überhaupt eine Flüchtlingsunterkunft entsteht, ist ungewiss. Dafür vorgesehen war eine ehemalige Kaserne am Ortsrand, in der bis 2004 Panzergrenadiere der Bundeswehr stationiert waren. Nachdem der ursprüngliche Käufer Pleite gegangen war, hatte ein Investor mit dem Namen „Princess of Finkenwerder“ im vergangenen Jahr große Teile des Areals für 160.000 Euro erworben.

Inzwischen klingt der Name gar nicht mehr gut, die Firma ist in den vergangenen Tagen kräftig in Verruf geraten. So gibt es erhebliche Zweifel an der wirtschaftlichen Bonität. Geschäftsführer Wolfgang Koch soll mehrfach mit Steuerzahlungen in Vollzug geraten sein und Ärger mit Gerichtsvollziehern gehabt haben.

Wie der „Stern“ in seiner aktuellen Ausgabe berichtet, weisen die drei jüngsten Jahresabschlüsse der „Princess“ identische Jahresabschlüsse aus. „Wenn eine Firma drei Jahre lang identische Bilanzen einreicht, dann deutet alles darauf hin, dass sie in dieser Zeit keinerlei Geschäftstätigkeit entfaltet hat“, sagt die Berliner Rechnungslegungs-Professorin Regine Buchheim.

Zudem hatte Geschäftsführer Koch auch gegenüber dem WESER-KURIER behauptet, er sei mit Til Schweiger befreundet. Dem „Stern“ zufolge hat Schweiger dagegen erklärt, dass er Koch persönlich überhaupt nicht kennt. Von dem in Osterode geplanten Flüchtlingsheim will der Schauspieler erst vor einigen Wochen von seinem Personenschützer Jan Karras erfahren haben, der wiederum geschäftlich mit Koch verbunden ist. Karras war zumindest zeitweise Chef eines Unternehmens, das auch Söldner für militärische Einsätze im Ausland vermittelt. Er arbeitet in Hamburg auch als Türsteher vor Nacht-Clubs.

Weitere Verhandlungen

Das Land Niedersachsen, das neue Erstaufnahmekapazitäten für Flüchtlinge sucht und seit März mit der „Princess“ verhandelt, hat inzwischen kategorisch ausgeschlossen, dass diese Firma Betreiber der Osteroder Unterkunft werden könnte. Die Verhandlungen über eine Anmietung des Kasernenkomplexes liefen aber weiter, erklärt das Innenministerium. Aber wohl nicht mehr lange. Am Donnerstag wurde bekannt, dass es in dem Gebäude massive Probleme mit Giftstoffen gibt. Es wurden dort Asbest, Glaswolle und polychlorierte Biphenyle (PCB) – das sind giftige und krebsauslösende Chlorverbindungen – verbaut, wie der NDR berichtete. Der Landkreis Osterode hat bestätigt, dass viele Häuser für einen längeren Aufenthalt derzeit nicht geeignet sind. Die Sanierung soll einen zweistelligen Millionenbetrag kosten. In ihrem sogenannten Businessplan hatte „Princess of Finkenwerder“ dagegen nur 1,5 Millionen Euro als Renovierungskosten genannt.

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