Die toten Pottwale an der deutschen und niederländischen Nordseeküste haben sich nach Einschätzung einer Wildtierforscherin wahrscheinlich verschwommen.
Es sei anzunehmen, dass die Tiere auf ihrer Wanderroute versehentlich in die Nordsee gekommen seien, sagte die Leiterin des Büsumer Instituts für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung, Ursula Siebert, am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. Die flachen Gewässer im Bereich des Wattenmeers würden dann zu einer Art Falle, die meist den Tod bedeute. Gestrandete Tiere zu retten, sei extrem schwierig.
Weshalb die Wale einen falschen Weg nehmen, sei unklar. "Bisher müssen wir davon ausgehen, dass das ein Phänomen ist, das seit vielen hundert Jahren auf der Wanderroute der Pottwale stattfindet." Dokumentiert seien Strandungen seit dem 16. Jahrhundert. "Bisher haben wir keine direkten Hinweise, dass ein bestimmter, einzelner Einfluss dazu geführt hat, dass die Tiere in die Nordsee kommen und stranden", erklärte die Forscherin.
Eine Zunahme der Fälle konnte die Wissenschaftlerin nicht bestätigen. "Es passiert immer wieder", sagte sie. Dass viele Tiere auf einmal stranden, könne damit zu tun haben, dass sich die Pottwal-Bestände erholt hätten und damit mehr Tiere auf die Wanderroute gingen. Warum sie diese verließen, sei unklar. "Man kann auch nicht ausschließen, dass menschliche Einflüsse diese Wanderroute beeinflusst haben", sagte die Forscherin.
Siebert geht davon aus, dass sich die Pottwale meist auf dem Rückweg der Wanderung in arktische Gewässer verirren. Tiere, die in den vergangenen Jahren im deutschen Wattenmeer gefunden wurden, gehörten meist zu Beständen, die sich um die Azoren herum aufhielten. "Wir finden meistens nur Männchen in unseren Gewässern, weil vor allem die Männchen die Wanderroute in den Norden auf sich nehmen wegen Nahrungsaufnahme." (dpa/lni)