Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg, umstrittene Bauten aus der Nachkriegszeit und eine Kirche, die in eine Moschee umgewandelt wird: Der bundesweite Tag des offenen Denkmals vom 6. bis 8. September steht in diesem Jahr unter dem Motto „Unbequeme Denkmäler?“. Mehr als 100 dieser sonst verschlossenen Orte öffnen für kostenlose Besichtigungen. „Denkmäler geben immer auch Zeugnis von der Zeit, in der sie entstanden sind und sind folglich oft auch kontrovers“, sagte Hamburgs Kultursenatorin Barbara Kisseler (parteilos) gestern bei einer Vorbesichtigung auf dem Dach der Grindelhochhäuser.
Die Grindelhochhäuser im Stadtteil Harvestehude sind ein denkmalgeschütztes Ensemble von zwölf Hochhäusern. Sie wurden von 1946 bis 1956 auf dem im Krieg zerstörten jüdischen Grindel-Viertel errichtet. Ebenfalls zum Besichtigungsprogramm gehören ein unterirdischer Röhrenbunker und die ehemalige Kapernaumkirche im Stadtteil Horn, die zur Zeit in eine Moschee umgewandelt wird. „Die ehemalige Kirche, die seit Jahren leer stand, ist in mehrfacher Art und Weise ein unbequemes Denkmal“, sagte Kristina Sassenscheidt vom Denkmalschutzamt. „Sie hat eine große Debatte um die Grenzen und Möglichkeiten der Nutzung von ehemaligen Kirchen ausgelöst.“
Zu den beispielgebenden Orten des Denkmaltags gehört in diesem Jahr auch das Lager Sandbostel (Kreis Rotenburg), eine der wenigen Gedenkstätten am Ort eines ehemaligen Kriegsgefangenenlagers in Deutschland. Mehr als 300000 Kriegsgefangene, Zivil- und Militärinternierte lebten dort, 5000 Gefangene und etwa 3000 KZ-Häftlinge starben. Das Lager ist nach Auffassung der Denkmalschutzstiftung ein Erinnerungsort von hoher Bedeutung. Bund, Land, Kreis und die Reemtsma-Stiftung renovierten die Gedenkstätte. Baracken wurden vor dem Verfall gerettet, zwei Gebäude der heutigen Dokumentations- und Gedenkstätte beherbergen heute eine multimediale Ausstellung. Unbequem seien Bauwerke, die „an Abgründe un-
serer Geschichte erinnern, an Gewalt und Verbrechen, an Diktatur und Zivilisationsbruch“, urteilt Bundespräsident Joachim Gauck in seinem Grußwort zum Denkmaltag.