Sich versammeln, um für eine bessere, gerechtere Gesellschaft zu kämpfen – wir erleben das in diesen Tagen. Und es tut gut. In Chemnitz haben gerade Tausende unter dem Motto #wirsindmehr ein Konzert gegen Rechts besucht. Bundesweit kommen Menschen zusammen, die es satthaben, pöbelnden Wutbürgern die Straße zu überlassen.
Sie erheben ihre Stimme gegen Rassismus und massiven Rechtsruck. Es sind Zeichen der Wehrhaftigkeit, und sie sind dringend notwendig. In Sachsen ist zu sehen, was passiert, wenn latente Fremdenfeindlichkeit und rechtsradikale Ausbrüche jahrelang unter den Tisch gekehrt werden.
„Aufstehen“, so könnte daher das Motto für diesen Aufbruch der Anständigen lauten. Für jene, die Zivilcourage vorleben und sich nicht länger damit zufrieden geben, die wachsende gesellschaftliche Spaltung und das Schleifen unserer demokratischen Grundordnung wort- und tatenlos hinzunehmen.
"Aufstehen" ist aber der Name für eine linke Sammlungsbewegung, die Linken-Fraktionschefin Sahra Wagenknecht am Dienstag offiziell vorstellt. Ihre Ziele: „Wir wollen das Internet und die Straße nicht länger den neoliberalen Eliten und den Rechten überlassen. Wir wollen soziale Themen wieder in den Mittelpunkt der politischen Debatte bringen und verhindern, dass die AfD weiterhin die Themen diktieren kann.“
Eine Gegenbewegung zum Rechtsruck in unserer Gesellschaft soll „Aufstehen“ also werden – was ist daran verkehrt? Es ist der Zeitpunkt, vor allem aber die Tatsache, dass hinter der an sich lobenswerten Absicht viel zu viel parteipolitische Instrumentalisierung steht. Neue Mehrheiten will Wagenknecht erreichen, das linke Lager einen. Schon zeigen Reaktionen, dass sie das Gegenteil bewirkt. Dabei geht es doch jetzt um etwas viel Wichtigeres: Aufstehen müssen alle aufrechten Demokraten; egal welcher politischen Couleur sie sind. Insofern spaltet diese Bewegung eher, als das sie eint und nützt.