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Präsidentschaftskandidatin der Republikaner Valérie Pécresse setzt auf Angriffe auf Emmanuel Macron

Mit einer Frau will das konservative Lager in Frankreich es bei der Präsidentenwahl im April mit Amtsinhaber Macron aufnehmen. Die Republikaner kürten Ex-Ministerin Valérie Pécresse zu ihrer Kandidatin.
05.12.2021, 18:54 Uhr
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Von Birgit Holzer

Die Siegerin lächelte befreit, als „Valérie“-Rufe im Saal erklangen. „Wir werden gewinnen!“, skandierten einige ihrer Anhänger. „Die republikanische Rechte ist zurück“, ruft Valérie Pécresse. Gerade wurde sie bei der parteiinternen Vorwahl der Republikaner zur Kandidatin gekürt. Die 54-Jährige setzte sich in der Stichwahl mit 61 Prozent gegen den Rechtsaußen Éric Ciotti durch.

Die Regionalratspräsidentin der Hauptstadtregion, der bevölkerungsreichsten und wirtschaftsstärksten Region Frankreichs, vertritt eine moderate, wirtschaftsliberale Linie. Da man ihr lange vorwarf, „Macron-kompatibel“ zu sein, griff sie zuletzt den Präsidenten Emmanuel Macron scharf an und kritisierte ihn für schlechtes Haushalten. „Er hat die Kasse abgefackelt“, behauptet sie.

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Erstmals schicken die bürgerlich-konservativen Republikaner eine Frau ins Rennen um das wichtigste Amt des Landes. Die Präsidentschaftswahl findet im April 2022 statt. „Die Zeit der Frauen ist gekommen“, betont Pécresse oft, die sich gerne als eine Mischung zwischen der scheidenden deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel und der früheren britischen Premierministerin Margaret Thatcher bezeichnet. Sie stehe für Autorität, sagt Pécresse von sich selbst, und sie sei „eine Frau, die handelt und die durchhält“. Merkel hat in Frankreich einen ausgezeichneten Ruf.

In Umfragen nur bei rund zehn Prozent

In Umfragen erreicht Pécresse bisher allerdings nur rund zehn Prozent und liegt damit hinter Macron, der Rechtspopulistin Marine Le Pen und dem rechtsextremen Journalisten Éric Zemmour, der vor wenigen Tagen seine Kandidatur angekündigt hat. Kann der Republikanerin die Aufholjagd gelingen?

Nahestehende bezeichnen sie als pragmatisch und ambitioniert. Sie nennen sie „Tigerin“, was sich im Französischen auf ihren Namen reimt: „Pécresse – la tigresse“. In der öffentlichen Meinung gilt sie allerdings als steif und unnahbar. Sie schirme ihr Privatleben ab, um ihre drei Kinder und ihren Mann zu schützen, verriet sie gerade in einer Sendung, in der fünf Politikerinnen über Persönliches plauderten – darunter auch ihre Mitbewerberinnen Marine Le Pen und Anne Hidalgo, sozialistische Bürgermeisterin von Paris.

In ihrem Programm setzt Pécresse vier Schwerpunkte: eine strikte Einwanderungspolitik mit Quoten, erhöhte Investitionen für die innere Sicherheit, eine Reduzierung der öffentlichen Ausgaben und der Schulden sowie mehr Hilfen für Familien und insbesondere alleinerziehende Mütter. Die Politikerin stammt aus einem gutbürgerlichen, katholischen Elternhaus und besuchte Schulen in den noblen Pariser Vorstädten Neuilly-sur-Seine und Versailles, wo sie heute mit ihrer Familie lebt.

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Nach Abschlüssen an den Elitehochschulen HEC und ENA begann sie mit 31 Jahren als Regierungsberaterin unter dem bürgerlichen Präsidenten Jacques Chirac, der als ihr Mentor galt. Wenige Jahre später wurde sie Abgeordnete in der Nationalversammlung, Sprecherin der konservativen Partei und Präsident Nicolas Sarkozy machte sie 2007 nacheinander zur Ministerin für Hochschule und Forschung, für Haushalt und zur Regierungssprecherin.

Wiederwahl als Regionalpräsidentin

2015 wurde Pécresse zur Regionalratspräsidentin der zuvor sozialistisch regierten Hauptstadtregion gewählt. Dieses Jahr gelang ihr die Wiederwahl. Dieser Triumph bereitete ihr den Weg für die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner.

Erst im Herbst trat sie wieder in die Partei ein, die sie 2019 aus Protest über den Rechtsruck verlassen hatte. Die Niederlage Sarkozys 2012 gegen François Hollande und die misslungene Präsidentschaftswahl 2017, bei der die Republikaner erstmals die Stichwahl verfehlten, haben diese stark geschwächt. Auf Pécresse ruht die Hoffnung, wieder eine starke Volkspartei aus ihr zu machen.

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