James Goldston versteht sich darauf, investigative Recherchen zu dramatisieren. Der frühere Präsident von ABC-News entwickelte unter anderen das aktuelle Format für das „Nightline“-Magazin, das seit den 80er-Jahren Millionen Zuschauer mit seinen Inhalten fesselte. Goldston soll nun die Vorstellung der Ermittlungsergebnisse zum gescheiterten Versuch, den friedlichen Übergang der Macht in den USA gewaltsam zu stoppen, zu einem TV-Event verwandeln. An diesem Donnerstagabend führt Goldston Regie, wenn alle großen TV-Sender bis auf Donald Trumps Haussender FOX die erste von insgesamt sechs Anhörungen des Untersuchungskomitees zum 6. Januar 2021 zur besten Sendezeit live übertragen.
Unabhängig davon, ob die Arbeit der sieben Demokraten und zwei Republikaner in dem Komitee in die Empfehlung einer Strafverfolgung von Ex-Präsident Trump mündet, sei es für das Komitee wichtig, so Norm Eisen von der Brookings Institution, „die Öffentlichkeit zu informieren“. Damit sich diese nicht in den Einzelheiten der Erkenntnisse aus den rund 1000 Interviews und der Auswertung von mehr als 140.000 Dokumenten verliert, versucht TV-Profi Goldston, die Höhepunkte in ein verständliches Narrativ zu verwandeln. Eisen und andere Insider vergleichen die Präsentation mit den Watergate-Anhörungen, die das Ende Richard Nixons besiegelt hatten.
Die fehlende Kooperation der Republikaner erweist sich als größtes Manko des Untersuchungskomitees zum 6. Januar 2021. Deren Führer im Senat und Repräsentantenhaus hatten die Einsetzung einer unabhängigen Expertenkommission verweigert. Die Bundespartei maßregelte Abgeordnete für ihre Mitarbeit in dem Komitee, und viele Zeugen aus dem engsten Führungskreis Trumps verweigerten die Aussage. Vor diesem Hintergrund ist es für das Komitee umso wichtiger, die Nation mit einem griffigen Narrativ zu fesseln. Die rechtliche Bewertung liegt dann in den Händen von Justizminister Merrick Garland, der über eine Strafverfolgung der Drahtzieher entscheiden muss.