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Großbritannien Labours Höhenflug hält an

Die Labour-Partei liegt in den Umfragen seit Monaten weit vor den Konservativen. Hält sie den Vorsprung, könnte Parteichef Keir Starmer bei den nächsten Wahlen der neue Premierminister Großbritanniens werden.
24.08.2023, 18:50 Uhr
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Von Susanne Ebner

Als Labour-Chef Keir Starmer kürzlich gefragt wurde, was er am meisten hasst, fand er klare Worte: „Versagen. Ich hasse es zu verlieren“, sagte der 60-Jährige. Und: „Es ist der Sieg, der zählt.“ Dieser scheint für die Partei zumindest aktuell fast schon zum Greifen nahe. In Meinungsumfragen steht Labour gegenwärtig mit bis zu 20 Prozentpunkten vor den Konservativen glänzend da. Hält die Partei diesen Vorsprung, würde sie bei den nächsten Parlamentswahlen, die spätestens im Januar 2025 stattfinden, gewinnen und Starmer würde der neue britische Premierminister.

Dass Labour in den Umfragen so gut dastehe, habe aber weniger mit Starmer zu tun, sondern eher mit der schlechten Performance der konservativen Partei, betonte Sophie Stowers von der Denkfabrik „UK in a Changing Europe“ im Gespräch mit dieser Zeitung. Die Wähler hätten angesichts der chaotischen Zustände in der Tory-Partei das Vertrauen in die aktuelle Regierung verloren. Viele Briten halten Starmer zwar eher für langweilig, doch es könnte sein, dass ihm genau das nun den Sieg bringt, so die Politologin.

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Dabei war sein Weg keineswegs vorgezeichnet. Sein Vater war Werkzeugmacher, seine Mutter Krankenschwester. Er besuchte als einziges von vier Kindern der Familie ein Gymnasium. Seine Kindheit und Jugend wurden von der Krankheit seiner Mutter überschattet. Sie litt an „Morbus Still“, einer seltenen Erkrankung mit schweren rheumatischen Schüben. „Es war prägend. Und schwierig, wirklich schwierig“, sagte der Parteichef einmal.

Nach seinem Schulabschluss verließ Starmer die Grafschaft Surrey, um in Leeds und Oxford Jura zu studieren. Dann arbeitete er als Anwalt für Menschenrechte. 2008 wurde er von der Labour-Regierung zum obersten Staatsanwalt ernannt und 2014 schließlich von Königin Elizabeth II. zum Ritter geschlagen. Im Jahr 2015 konnte er einen Sitz im britischen Parlament ergattern. 2016 wurde er vom damaligen Labour-Vorsitzenden Jeremy Corbyn zum Brexit-Beauftragten der Partei bestimmt.

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Nachdem Corbyn nach der krachenden Niederlage der Partei bei den Parlamentswahlen 2019 seinen Rücktritt erklärt hatte, wurde Starmer im April 2020 zum neuen Chef gewählt. Er hatte eine Mammutaufgabe vor sich. Schließlich kämpfte Labour mit inneren Spaltungen, eine langwierige Debatte um Antisemitismus lähmte die Partei. Seitdem hat der 60-Jährige Labour umgekrempelt und zeigte dabei eine harte Hand insbesondere gegenüber den linken Kräften, wie der britische Journalist Michael Crick betonte. „Er hat die Partei ins Zentrum bewegt”, erklärte Stowers.

Um angesichts der guten Umfragewerte weiter Kurs zu halten, scheut der Oppositionschef nun jedoch große Ankündigungen, weshalb viele Briten nicht genau wissen, wofür er eigentlich steht, so die Politologin Stowers. Dabei fürchte der Parteichef dem Journalisten Andrew Rawnsley zufolge auch, die Wähler mit allzu großen Versprechungen zu vergraulen, weil konservative Politiker wie Boris Johnson und zuletzt Liz Truss jahrelang das Blaue vom Himmel herunter versprochen hatten.

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