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Großbritannien und die USA Die schwierige Suche nach einer Balance

Die USA und Großbritannien verbinden eine „besondere Beziehung“, etwa wenn es um die Verteidigungspolitik geht. Warum Donald Trump das Vereinigte Königreich vor besondere Herausforderungen stellt.
29.11.2024, 05:25 Uhr
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Von Susanne Ebner

Im August 1941 bestieg Winston Churchill die vor der Südostküste Neufundlands ankernde „USS Augusta“, um mit dem damaligen US-Präsidenten Franklin D. Roosevelt ein Gespräch zu führen, das in die Geschichtsbücher eingehen sollte. Der britische und der amerikanische Regierungschef diskutierten über die mögliche Gestaltung der Welt nach dem Zweiten Weltkrieg.

Zu ihren Prinzipien für eine bessere Zukunft gehörten unter anderem Selbstbestimmung der Nationen, freier Welthandel und der Verzicht auf territoriale Aggression. Die Atlantik-Charta, wie die Erklärung schließlich genannt wurde, war der Vorläufer vieler Zusammenschlüsse, darunter der Vereinten Nationen und der Nato. Beide Länder fühlten sich diesen Institutionen jahrzehntelang verpflichtet und betonten immer wieder ihre besonderen Beziehungen zueinander.

Die bevorstehende zweite Präsidentschaft von Donald Trump stellt in Großbritannien viele Gewissheiten infrage. Gegenüber einem unberechenbaren US-Präsidenten, der hohe Importzölle angekündigt hat, befindet sich der britische Premier Keir Starmer in einer schwierigen Lage. Schließlich steht seine im Sommer gewählte sozialdemokratische Regierung angesichts der multiplen Krisen im Land vor großen finanziellen Herausforderungen. Für sie ist es besonders wichtig, Wachstum zu schaffen.

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Großbritannien wird deshalb versuchen, eine Balance zwischen seinen Beziehungen zur EU und zu den USA zu finden. Das könnte dazu führen, dass sich das Königreich zwar weiterhin, aber womöglich langsamer an Brüssel annähert, um Trump, der die EU einst als „Feind“ bezeichnete, nicht zu verärgern. Möglicherweise wird es für Großbritannien dabei etwas leichter als für andere Länder, Zugang zu den Entscheidungsträgern in Washington zu bekommen. Hier könnte insbesondere König Charles III. eine diplomatische Rolle spielen. Schließlich hat Trump immer wieder betont, dass er ein Fan der Royals sei.

Tatsächlich sind Großbritannien und die USA durch ihre gemeinsame Sprache und Geschichte enger miteinander verbunden als andere europäische Länder mit den USA. Seit dem Zweiten Weltkrieg haben britische Regierungen ihre Strategien in den Bereichen Geheimdienst, Sicherheit und Verteidigung mit denen der USA verknüpft.

Das war ein Vorteil für Großbritannien, hat aber auch die Autonomie des Königreichs eingeschränkt. Die Entscheidungen und Maßnahmen einer neuen Trump-Präsidentschaft sind deshalb für das Königreich von besonders großer Tragweite.

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Der Republikaner hat den Wert des Nato-Bündnisses und die weitere Verteidigung der Ukraine gegen Russland infrage gestellt und versichert, den Konflikt innerhalb von 24 Stunden beenden zu wollen. Diese Positionen stehen jedoch in krassem Gegensatz zu denen, die die Labour-Regierung vertritt. Starmer hat deutlich gemacht, dass er die Nato als Eckpfeiler der nationalen Sicherheit und das Bündnis als Fundament der europäischen Sicherheit betrachtet. Er will die diplomatische und militärische Unterstützung für Kiew im Kampf gegen die russische Invasion verstärken.

Großbritannien wird angesichts der sich abzeichnenden neuen Lage so gut wie möglich als Brücke zwischen den USA und Europa fungieren und seine Verbindungen in Washington nutzen, um zu vermitteln. So könnte London zum Beispiel anstreben, EU-Staaten zu höheren Verteidigungsausgaben zu bewegen, um so seine Führungsrolle in diesem Bereich zu unterstreichen. Angesichts der Gefahr eines Angriffs vonseiten des Kreml, nachdem Großbritannien der Ukraine erlaubt hatte, britische Langstreckenwaffen auch gegen Ziele innerhalb Russlands einzusetzen, kündigte Starmer etwa an, er werde „den Weg weisen“, um die Verteidigungsausgaben auf 2,5 Prozent des Nationaleinkommens zu erhöhen.

Einen genauen Zeitplan für dieses Vorhaben stellte er indes nicht vor. Dies ist auch keine überzeugende Abschreckung. Wenn es nicht gelingt, eine wirklich harte Botschaft an den Kreml zu senden, bestehe die Gefahr, dass Russland Großbritannien zunehmend als verwundbar und schwach wahrnimmt. Und das, obwohl Großbritannien eine Atommacht und Mitglied der Nato ist.

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