Der Rat von Elon Musk war eindeutig. "Meiner Meinung nach wäre Scott Bessent eine Business-as-usual-Wahl, während Howard Lutnick echte Veränderung bewirken würde", hatte der reichste Mann der Welt den designierten US-Präsidenten Donald Trump gewarnt. Doch Trump ignorierte die Belehrung: Am Freitagabend gab er die Nominierung des Hedgefonds-Managers Bessent zum US-Finanzminister bekannt.
Tatsächlich erscheint der 62-Jährige im schrillen Panoptikum des Kabinetts auf den ersten Blick wie ein Fremdkörper. Der Sohn eines Immobilienmaklers hat in Yale studiert, sein Geld an der Wall Street gemacht, mehr als ein Jahrzehnt für den im Trump-Lager verhassten Investor und Philanthropen George Soros gearbeitet, ist mit dem britischen König Charles III. bekannt – und außerdem schwul. Mit seinem Ehemann hat er zwei Kinder. Während andere Minister als Fernseh-Quacksalber oder Wrestling-Darstellerin auf sich aufmerksam machten, gilt Bessent als anerkannter Währungsexperte.
Früher Parteispenden für Demokraten
Die Zeiten, in denen der Hedgefonds-Manager Geld für Barack Obama und Hillary Clinton spendete, sind vorbei. Nach Trumps Wahlsieg 2016 schwenkte er auf dessen Kurs ein und sammelte 2024 Millionenbeträge für Trumps Kampagne. Er warb für die Trump-Agenda, trat für Zölle, niedrigere Unternehmenssteuern und die Entmachtung von Zentralbankchef Jerome Powell ein. Bald wurde er zum Wirtschaftsberater des Kandidaten und galt früh als Favorit für den Finanzministerposten.
Zuletzt geriet die Personalie hinter den Kulissen zum Machtkampf. Von einem "Game of Thrones voller Spannungen, persönlicher Feindseligkeiten und Wendungen in der letzten Minute" schreibt das "Wall Street Journal". Ein Teil der Trump-Berater äußerten intern massive Vorbehalte, weil Bessent für Soros gearbeitet und Trumps Idee pauschaler Sanktionen gegen Produkte aus dem Ausland relativiert hatte.
Im Wahlkampf hat Trump Zölle von 20 Prozent auf alle Importe angekündigt. Für Einfuhren aus China soll der Satz bei 60 Prozent und für Autos aus Mexiko bei 200 Prozent liegen. Bessent deutete öffentlich an, dass der künftige Präsident diese Drohungen vor allem als Druckmittel benutze. Offenbar stand die Personalie danach auf der Kippe.
Märkte als Gradmesser für Erfolg
Nun soll Bessent aber Steuersenkungen durchbringen, Verhandlungen mit China leiten sowie Deregulierungen und Privatisierungen vorantreiben. Schon im Januar muss er einen Weg finden, trotz aller Lippenbekenntnisse zur Haushaltsdisziplin den Schuldendeckel erneut anzuheben, ohne die Börsen zu verschrecken. Die Entwicklung der Aktienkurse nämlich sieht Trump als Gradmesser seines Erfolges. Anscheinend, kommentierte die "Washington Post", gebe es doch "eine Sache, die Trump einschüchtert: die Märkte".