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US-Importzölle Trump macht Drohungen wahr

US-Präsident Trump zettelt kurz nach dem Amtsantritt einen neuen Handelskonflikt an. Er wischt beiseite, welche Folgen das für Amerikaner haben wird.
02.02.2025, 18:54 Uhr
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Trump macht Drohungen wahr
Von Thomas Spang

Der selbst ernannte „Zollmann“ schlägt zu. Knapp zwei Wochen nach seiner zweiten Amtsübernahme macht der „America First“-Präsident ein Freihandelsabkommen zunichte, das er selbst ausgehandelt und als Kronjuwel seiner ersten Amtszeit angepriesen hatte. Das Abkommen zwischen den Vereinigten Staaten, Mexiko und Kanada (USMCA), das 2020 den früheren NAFTA-Vertrag ablöste, sollte die Grundlage für einen faireren Freihandel zwischen den USA, Kanada und Mexiko in einem integrierten Wirtschaftsraum von 510 Millionen Menschen schaffen.

„Es ist das fairste und ausgewogenste Abkommen, das jemals verhandelt wurde“, verkündete Trump 2020 bei der Unterzeichnung. Trump wischte am Wochenende die Bestimmungen des USMCA-Abkommens beiseite. „Unsere Grenzen werden von Drogen, Migranten und unfairen Handelspraktiken überrannt“, berief sich Trump auf einen „nationalen Notstand“, der eine Abkehr von dem Abkommen nötig mache. Deswegen verhänge er Zölle von 25 Prozent auf alle eingeführten Waren aus Kanada und Mexiko; außerdem gab Trump Zölle von zehn Prozent auf chinesische Güter bekannt.

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Die neuen Zölle treffen Mexiko und Kanada besonders hart. Beide Länder sind stark von Exporten in die USA abhängig. Für Kanada und Mexiko, die jeweils 20 beziehungsweise 30 Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts durch Exporte in die USA erwirtschaften, droht nach Einschätzung des Peterson Institute eine Rezession von bis zu zwei Prozent. China, das bereits unter bestehenden Strafzöllen leidet, muss nun mit weiteren Einbußen rechnen.

Mittelbar betroffen sind von den Zöllen auch die deutschen Autohersteller. Unternehmen wie Volkswagen, Audi, BMW und Mercedes-Benz betreiben in Mexiko und Kanada Produktionsstätten, um von dort aus den US-Markt zu beliefern. Mexiko dient dabei als kostengünstiger Produktionsstandort. Mit einem Zollaufschlag von 25 Prozent verliert dieses Geschäftsmodell seine Wirtschaftlichkeit.

Kanada reagierte umgehend auf Trumps ökonomischen Frontalangriff. „Wir haben uns das nicht ausgesucht, aber wir werden uns wehren“, bedauerte Ministerpräsident Justin Trudeau in einer Fernsehansprache die angekündigten Gegenmaßnahmen. Er verhängte Vergeltungszölle von 25 Prozent auf US-Waren im Wert von 107 Milliarden Dollar. „Sie werden den Zugang zu lebenswichtigen kanadischen Ressourcen wie Nickel, Uran und Aluminium erschweren.“

Mexikos Präsidentin Claudia Sheinbaum warf Trump ihrerseits vor, das USMCA-Abkommen zu brechen. Sie verwehrte sich gegen die Verleumdungen ihres Landes und kündigte ebenfalls Vergeltungsmaßnahmen an. „Wenn wir verhandeln, dann immer mit erhobenem Haupt, niemals mit gesenktem Kopf.“

Dabei dürfte es nicht viel zu verhandeln geben, wie Trumps neuer Finanzminister Scott Bessent bei der Senatsanhörung zu den Zielen der Zollpolitik erläuterte. Die USA wollten "unfaire Handelspraktiken" korrigieren, "Einnahmen für den Bundeshaushalt generieren" und wirtschaftlichen Druck ausüben.

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Die Reaktionen von Wirtschaftsexperten außerhalb der Regierung fallen überwiegend kritisch aus. In einem Beitrag im "Wall Street Journal" warnten Lawrence H. Summers und Phil Gramm, dass die Zölle die US-Wirtschaft schwächen könnten. „Schutzzölle verzerren die Produktion, schmälern Produktivität und Löhne und bremsen das Wirtschaftswachstum.“

Der Handelsexperte Eswar Prasad von der Cornell University äußerte in der "Financial Times" die Ansicht, dass „diese Zölle eine neue Ära des US-Protektionismus einläuten, die alle amerikanischen Handelspartner betreffen wird“. Mit Blick auf universale Zölle, die Trump im Wahlkampf angekündigt hatte, meint Prasad, es gebe „keine sicheren Häfen“ mehr.

Für die USA selbst sind die Risiken jedoch auch nicht zu unterschätzen. Zölle auf Produkte wie Autos, Smartphones, Lebensmittel und Konsumgüter werden die Preise für amerikanische Verbraucher in die Höhe treiben. „Das bedeutet, dass die Amerikaner mehr für Benzin, Lebensmittel und Unterhaltungselektronik zahlen werden“, warnte der demokratische Senator Ron Wyden.

Europa dürfte die nächste Zielscheibe von Trumps Handelspolitik sein. Auf die Frage nach möglichen Zöllen gegen die EU antwortete Trump bei Eröffnung der ersten Front im Handelskrieg mit einem: „Absolut“. Die Europäische Union hätte die USA schlecht behandelt und für ein „gewaltiges Defizit“ im Handel gesorgt. "Deshalb werden wir etwas sehr Beträchtliches mit der Europäischen Union unternehmen." Die Frage ist nicht ob, sondern wann Trump die nächste Front in seinem globalen Handelskrieg eröffnet.

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