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Besuch bei Donald Trump Starmers schwierige Mission in Washington

Premierminister Keir Starmer und US-Präsident Donald Trump trafen sich in Washington. Starmer vermittelte zwischen EU und USA und kämpfte für wirtschaftliche Vorteile für Großbritannien.
28.02.2025, 18:34 Uhr
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Von Susanne Ebner

Als „unlikely bromance“, eine „unerwartete Männerfreundschaft“, beschrieb die britische Zeitung "Daily Mail" das Aufeinandertreffen zwischen Premierminister Keir Starmer und US-Präsident Donald Trump am Donnerstag in Washington. Geschmeichelt durch einen Brief von König Charles III., in dem dieser den US-Präsidenten nach Schottland, dem Geburtsort seiner Mutter, einlud, beschwor Trump die jahrhundertealten „besonderen Beziehungen“ zwischen beiden Ländern so sehr, dass es dem nüchternen Starmer wohl zu viel gewesen sein dürfte.

Der Republikaner genoss die Situation: Europäische Staatenlenker suchen derzeit seine Gunst, bringen diplomatische Angebote mit, während er sich entspannt zurücklehnt. Die Gespräche erinnern mehr an Audienzen bei einem Monarchen als an klassische Treffen zwischen Staats- und Regierungschefs. Starmer trat in Washington mit doppelter Mission auf: Er vermittelte zwischen den Interessen der EU und den USA in Bezug auf die europäische Sicherheit und kämpfte gleichzeitig für wirtschaftliche Vorteile für Großbritannien.

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Trump ließ durchblicken, dass das Vereinigte Königreich von neuen Zöllen verschont bleiben könnte – möglicherweise im Austausch für vorteilhafte Bedingungen für US-Tech-Unternehmen in Großbritannien. Solche Deals seien jedoch „eine schwierige Gratwanderung für Starmer“, sagte Sophie Stowers von der Denkfabrik UK in a Changing Europe gegenüber dieser Zeitung. „Ein Vorteil des Brexits ist, dass Großbritannien eigenständig Abkommen abschließen kann.” Doch da die EU der wichtigste Handelspartner für das Königreich bleibt, wäre es unklug, ein abweichendes Regelwerk einzuführen, betonte sie. Starmer habe zwar diplomatische Fortschritte erzielt, doch müsse er sich langfristig wohl zwischen Washington und Brüssel entscheiden – und die EU sei dabei die naheliegendere Wahl.

Beim anstehenden Treffen in London am Sonntag, zu dem neben zahlreichen EU-Staats- und Regierungschefs wie Noch-Bundeskanzler Olaf Scholz auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sowie der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj eingeladen sind, rückt jedoch ein anderes, drängenderes Thema in den Vordergrund: Der Premierminister werde den Gipfel nutzen, um die europäischen Maßnahmen für die Ukraine voranzutreiben, hieß es aus der Downing Street. Ziel sei eine dauerhafte Vereinbarung, die die Souveränität und Sicherheit des Landes gewährleistet. Dass der Gipfel in der britischen Metropole stattfindet, sei ein Zeichen dafür, dass die neuen geopolitischen Herausforderungen durch die Trump-Regierung die Beziehungen zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich deutlich gestärkt haben, so Stowers.

Großbritannien und Frankreich übernehmen derzeit eine führende Rolle, wenn es um die Verteidigung Europas geht – auch, weil Deutschland innenpolitisch geschwächt ist. Starmer und der französische Präsident Emmanuel Macron signalisierten ihre Bereitschaft, im Falle eines Friedensabkommens zwischen der Ukraine und Russland im Rahmen einer internationalen Friedensmission möglicherweise Bodentruppen zu entsenden. London betonte dabei die Notwendigkeit amerikanischer Sicherheitsgarantien, um eine langfristige Stabilität in der Region zu gewährleisten.

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Trump machte nach dem Treffen mit dem britischen Premier keine konkreten Zusagen, lehnte eine Beteiligung an einer Friedenslösung jedoch auch nicht ab – laut Beobachtern ein diplomatischer Teilerfolg. Großbritannien wolle mit einer aktiven Rolle in der europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik seine Position in Brüssel zu stärken, so Stowers. Nach dem Brexit leidet das Land unter wachsender Bürokratie und erschwertem Handel mit der EU. Der Papierkram bremst das Wachstum auf der Insel in ohnehin wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Doch auch innerhalb Europas gibt es Interesse an einem stärkeren britischen Engagement. Wie Christian Mölling, Direktor des Programms „Europas Zukunft“ der Bertelsmann Stiftung, gegenüber dieser Zeitung sagte, könnte London etwa eine führende Rolle in der Nato übernehmen – eine Aufgabe, die bisher weitgehend den USA überlassen wurde.

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