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Belgrad plant serbisches Manhattan

Futuristische Bürotürme, schmucke Einkaufscenter, hippe Cafés und luxuriöse Wohnungen mit mediterranem Flair – in Belgrad soll ein neues Hochglanz-Quartier entstehen. Die „Belgrade Waterfront“.
09.11.2015, 00:00 Uhr
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Belgrad plant serbisches Manhattan
Von Norbert Holst

Futuristische Bürotürme, schmucke Einkaufscenter, hippe Cafés und luxuriöse Wohnungen mit mediterranem Flair – in Belgrad soll ein neues Hochglanz-Quartier entstehen. Die „Belgrade Waterfront“. Sie ist ein äußerst ambitioniertes Vorhaben: 177 Hektar umfasst das Areal am Fluss Save, 17 000 Menschen sollen dort künftig residieren, ein 200 Meter hoher Wolkenkratzer könnte das neue Wahrzeichen der serbischen Hauptstadt werden. Der Investor, die in Abu Dhabi ansässige Firma Eagle Hills, will mehr als drei Milliarden Euro in das Projekt stecken.

Im heruntergekommenen Industrieviertel Savamala soll das „serbische Manhattan“ entstehen. Ministerpräsident Aleksandar Vucic preist das Vorhaben als „ersten Schritt für unsere Vision von einem modernen Serbien“. Das neue Stadtviertel könnte sich zum wirtschaftlichen Magneten für die Region entwickeln und Touristen aus aller Welt anziehen – glaubt zumindest der konservative Regierungschef. Kritiker sehen das anders: Sie vermuten, Vucic wolle sich mit dem Luxusquartier selbst ein Denkmal setzen.

Einige Ungereimtheiten nähren diesen Verdacht. Mehrere Hundert Gegner protestierten Ende September, als der Grundstein für den ersten Bauabschnitt gelegt wurde. Zwei Wohn-Hochhäuser und der 200-Meter-Turm sollen in einer ersten, rund 300 Millionen Euro teuren Bauphase realisiert werden. Die Regierung des klammen Landes ist dafür kräftig in Vorleistung gegangen: Sie hat sich zu teuren Infrastruktur-Maßnahmen verpflichtet. Kanalisation, Wasserversorgung, Stromleitungen – alles muss erneuert und auf höhere Kapazitäten ausgelegt werden. Ein angrenzender Zubringer soll auf zwölf Spuren verbreitert werden, auch der Hauptbahnhof muss den Plänen weichen.

Möglich gemacht wurde das Megaprojekt erst durch ein Sondergesetz, das die Regierungskoalition in kurzer Zeit durch das Parlament geboxt hat. Zahlreiche Gesetze und Bauvorschriften wurden kurzerhand für das Projekt außer Kraft gesetzt. Der Architektenverband ASS protestierte dagegen und bezeichnete die Pläne für die Waterfront als „unansehnlich, absolut unprofessionell und nicht mehr zu reparieren“. Auch ein internationales Netzwerk von Stadtplanern lässt am Luxusviertel kein gutes Haar. Heftigster Vorwurf: Das Viertel liegt in einem potenziellen Überschwemmungsgebiet. Dennoch soll die Umweltverträglichkeit des gigantischen Bauvorhabens nicht geprüft worden sein.

Im Streit um die „Stadt in der Stadt“ fällt immer wieder das Wort Korruption – ein in Serbien allgegenwärtiges Problem. Klare Indizien oder gar Belege gibt es dafür nicht. Manche Menschen in der Metropole reagieren ohnehin nur mit Achselzucken, wenn man sie auf die Pläne anspricht: Sie glauben nicht an das Projekt. Allzu oft sind die Belgrader schon enttäuscht worden, weil sich große Pläne als Flopp erwiesen haben. Ein Beispiel ist der Bahnhof Belgrad Zentrum, der den Hauptbahnhof ersetzen soll. An dem vollkommen überfrachteten Projekt wird seit 1977 gebaut. (nh)

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