Die öffentliche Kommunikation von Ministern und Regierung in den sozialen Netzwerken steht in der Kritik. Hintergrund sind Gagen, die der Bund Schauspielern und Influencern für ihre Gastauftritte auf Ministeriums-Websites gezahlt haben soll. Einem Bericht der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ) zufolge wurden in den vergangenen fünf Jahren 101.302 Euro an Honoraren, Aufwandsentschädigungen oder sonstigen Spesen für insgesamt 16 Werbende ausgegeben. Die Angaben gehen aus einer Antwort des Bundespresseamtes auf eine Anfrage der FDP-Fraktion hervor, die der NOZ vorliegt.
Demnach kassierte der kubanische Choreograf und Model Jorge González für seinen Auftritt als Klimapate in einem Video des Bundesumweltministeriums für Klimaschutz beispielsweise 4011 Euro.
YouTuberin Lisa Sophie Laurent (338.043 Abonnenten) kooperierte unter anderem mit dem Bundesfamilienministerium und wurde dafür mit 11.305 Euro honoriert. 10.883 Euro erhielt ihre Kollegin Lisa Ruhfus (52.818 Abonnenten auf YouTube), die in 2017 beispielsweise das Format #DeineWahl moderierte, in dem vier junge YouTube-Stars und ihre Communitys Kanzlerin Angela Merkel Fragen stellten.
Auch Schauspieler Tom Wlaschiha, der durch seine Rolle in Games of Thrones international bekannt wurde, wurde vom Bund mit 44.712 Euro entlohnt: Er drehte Videos aus Krisengebieten für das Bundesentwicklungsministerium.
Kritik an Ministeriums-PR
Der FDP-Abgeordnete Otto Fricke äußerte in der Anfrage der Fraktion Verständnis dafür, dass die Bundesregierung auf Prominente und Influencer zurückgreife, um gesellschaftliche Debatten anzustoßen. "Wenn Ministerinnen und Minister die angeblich überzeugten Unterstützer dafür bezahlen, dass sie gemeinsam mit ihnen oder aber für sie im Netz auftreten, wird es allerdings unglaubwürdig."
Fricke forderte die Bundesregierung dazu auf, öffentlich zu erklären, "weshalb es aus ihrer Sicht notwendig und gerechtfertigt war, dass sie etwa Lisa Sophie Laurent mehr als 10.000 Euro oder dem Rapper Eko Fresh 500 Euro für die Unterstützung der politischen Arbeit der Bundesregierung gezahlt hat und wie genau sich diese Beträge zusammensetzen".
Zudem müsse die Regierung, so wie es auch im Journalismus üblich sei, vorab verbreiten, wenn Prominente für Auftritte auf Social Media-Plattformen von der Regierung bezahlt würden.