Verden. Seit einigen Jahren wird in den zuständigen politischen Gremien über den an den Berufsbildenden Schulen (BBS) in Verden-Dauelsen stehenden Reichsbahnwaggon und seine künftige Nutzung gesprochen. Während des Zweiten Weltkriegs wurde der Wagen noch zum Transport von Zwangsarbeitern genutzt. Der Verein für Regionalgeschichte hatte ihn in den Jahren 2003/2004 restauriert, mit dem Zweck, den Waggon zum Mahnmal sowie Lern- und Gedenkort zu machen. 2007 wurde der Waggon dann aber durch einen Brandanschlag schwer beschädigt. Seitdem ist an dem Gefährt nichts mehr gemacht worden. Das soll sich nun ändern.
Die Arbeitsgruppe „Reichsbahnwaggon“, die zum vom Kreistag Verden ins Leben gerufenen Projekt Netzwerk Erinnerungskultur gehört, hat dazu ein konkretes Konzept ausgearbeitet. Ziel ist es demnach, den Waggon „erlebbar“ zu machen, um Jugendliche und Erwachsene sowie Touristen zum Besuch des Waggons zu motivieren. „Die eingezäunte Ruine konnte ihre Aufgabe als Lernort seit dem Anschlag nicht mehr erfüllen. Der Waggon bietet in seiner Nacktheit als Brandruine einen traurigen Anblick“, heißt es in dem Konzept. Zudem biete der Waggon keine Hintergrundinformationen zu seiner Schändung und dem jetzigen Zustand.
In dem Papier der Arbeitsgruppe heißt es, dass die BBS Standort bleiben soll. Durch das neue Gewerbegebiet und den Parkplatzbau auf dem Schulgelände in Sichtweite des Waggons habe dieser Standplatz seinen Hinterhofcharakter weitgehend verloren.
Vorschlag der Arbeitsgruppe ist es, dass der Wagen teilsaniert und für Besucher begehbar gemacht wird. „Durch den Eintritt in und den Aufenthalt im Waggon können die Gäste hautnah erleben, was es bedeutete, darin bis zu 100 Menschen zu transportieren“, schreibt die Arbeitsgruppe. Durch die Neugestaltung soll der Waggon ein Ort des Gedenkens, ein regionalgeschichtliches Zentrum und ein Museum mit wechselnden Ausstellungen und moderner Museumspädagogik werden.
Wie den Plänen der Arbeitsgruppe zu entnehmen ist, soll bei der Sanierung unter anderem Folgendes umgesetzt werden: Das Metallgerüst des Waggons bleibt in alter Bauweise erhalten, wird aber neu gerichtet und verstärkt. Eine Schiebetür soll wiederhergestellt, die andere fest verschlossen bleiben. Ein Teil der verbrannten Vorderseite bleibt als Dokumentation des Brandanschlages erhalten. Das Dach wiederum soll laut Konzept komplett erneuert werden. Die verbrannte Seite wird farblich dunkel abgesetzt. Dadurch soll genügend Fläche geschaffen werden, um Ausstellungen und Aktionen anzubieten.
Neben der Sanierung des Waggons sieht das Konzept aber auch die Umgestaltung der direkten Umgebung vor. Momentan ist der Wagen noch umzäunt. Dieser Zaun soll nach Wunsch der Arbeitsgruppe durch eine Hecke ersetzt werden. Aufgestellt werden sollen auch Infotafeln, die auf die Historie dieses Mahnmals hinweisen.
Die Arbeitsgruppe verfolgt mit dem Konzept das Ziel, Menschen neugierig auf einen Besuch zu machen. Das können Konfirmanden- und Schülergruppen aus dem Landkreis Verden sowie den Nachbarlandkreisen sein, aber auch Erwachsene und Touristen. Die Arbeitsgruppe betont in ihrem Konzept außerdem, dass der Waggon keine Instanz der Schuldzuweisung sein soll. Vielmehr soll am Beispiel des Waggons eine gewisse „Leichtigkeit“ im Umgang mit der Erinnerung an die deutsche Vergangenheit gefunden werden.
Finanzielle Mittel stehen für dieses Projekt bereit. 35 000 Euro sollen für die Arbeiten an dem Eisenbahnwaggon verwendet werden. Dafür hat vor Kurzem der Verdener Kreisausschuss grünes Licht gegeben.