Mit Mitte 30 doch noch an die Uni? Es ist nicht lange her, da galt das als ungewöhnlich, wenn nicht einigermaßen irre. Warum freiwillig den sicheren Job schmeißen und noch mal die Hochschulbank drücken? Warum Brüche im Lebenslauf riskieren, wenn es ohne geht?
Heute sind Menschen, die erst eine Ausbildung machen und später ein Studium draufsatteln, längst keine Exoten mehr. Die Zahl derer, die ohne Abi an deutschen Hochschulen studieren, ist so hoch wie nie.
Es ist nur richtig, dass das Abitur nicht länger das einzige Ticket in den Hörsaal ist. Arbeitnehmer müssen auch mit 30, 40 oder 50 die Chance haben, sich weiterzuentwickeln. Das entspricht nicht nur dem Wunsch nach einer individuellen Lebensgestaltung, es orientiert sich auch an der beruflichen Wirklichkeit. Kaum jemand macht heute noch vier Jahrzehnte den gleichen Job. Und kaum ein Job wird in 20 Jahren noch der sein, der er heute ist. Berufe verändern sich. Wer seinen Job weiterhin gerne machen soll, muss die Möglichkeit haben, sich mit ihm zu verändern.
Die oft angeführten Bedenken, Nicht-Abiturienten könnten die Qualität der Lehre trüben, sind dabei wenig überzeugend. Wer mit Studierenden spricht, hört Gegenteiliges. Sie kriegen, was es an Hochschulen nicht genug geben kann: Einblicke in die Praxis.