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Internationaler OECD-Vergleich Licht und Schatten bei der Bildung in Deutschland

Deutschland punktet bei ausländischen Studierenden und in MINT-Fächern, doch die Kluft bei Bildungsabschlüssen wächst weiter. Die wichtigsten Erkenntnisse des aktuellen OECD-Bildungsberichtes.
09.09.2025, 17:34 Uhr
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Licht und Schatten bei der Bildung in Deutschland
Von Markus Peters

"Licht und Schatten" – so brachte die Präsidentin der Wissenschaftsministerkonferenz und Fachministerin aus Mecklenburg-Vorpommern, Bettina Martin (SPD), den jährlichen Bericht „Bildung auf einen Blick“ der Industriestaatenorganisation OECD auf einen Punkt. Die Ergebnisse für Deutschland wurden am Dienstag in Berlin vorgestellt. Neben dem Spitzenplatz bei den Studienabsolventen in den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) wird Deutschland offenbar immer attraktiver für ausländische Studierende. So hat sich ihr Anteil seit 2013 von 7,1 auf 12,7 Prozent im Jahr 2023 erhöht. Im OECD-Schnitt liegt er bei 7,4 Prozent. Studierende aus Asien bilden mit 44 Prozent in Deutschland die größte Gruppe, 31 Prozent kommen aus anderen europäischen Ländern.

Deutschland steht damit unter den nicht englischsprachigen Ländern bei der Zahl der ausländischen Studierenden auf Platz eins und insgesamt auf Platz vier hinter den USA, Großbritannien und Australien. Dieser Trend werde sich, wie Bundesforschungsministerin Dorothee Bär jüngst bei einer Reise nach Boston (USA) beobachtete, auf Sicht wohl kaum drehen, da auch in den Vereinigten Staaten "ein hohes Interesse" am Wissenschaftsstandort Deutschland bestehe.

"Damit der Hochschulstandort Deutschland auch zukünftig attraktiv bleibt, muss massiv in die Infrastruktur investiert werden", folgert Bettina Martin und kündigte an, einen Teil der Mittel aus dem Sondervermögen für den Hochschulbau in Mecklenburg-Vorpommern aufzuwenden. Was die Investitionen in die Bildung angeht, landet Deutschland im Vergleich der Industrieländer im Mittelfeld. Zwar hat Deutschland im Jahr 2022 mit durchschnittlich 17.960 Euro pro Schüler/Student relativ viel Geld ausgegeben, aber bezogen auf das Bruttoinlandsprodukt investiert die Bundesrepublik nur 4,4 Prozent in die Bildung. Andere Länder wie Norwegen (6,2 Prozent), England (6,1, Prozent), USA (5,8 Prozent) kommen auf einen höheren Anteil.

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Andere Entwicklungen scheinen besorgniserregender zu sein. So stellen die OECD-Forscher eine wachsende Kluft bei den Bildungsabschlüssen in Deutschland fest. Der Anteil junger Erwachsener zwischen 25 und 34 Jahren, die weder Abitur noch einen Berufsabschluss haben, ist seit 2019 von 13 auf 15 Prozent gestiegen. In der EU stehen nur Italien, Portugal und Spanien schlechter da. Auf der anderen Seite stieg der Anteil junger Erwachsener mit Hochschulabschluss von 33 auf 40 Prozent, allerdings liegt der OECD-Schnitt bei 48 Prozent. "Die vielen jungen Menschen ohne beruflichen Abschluss sind ein Risiko, sowohl für die ökonomische Leistungsfähigkeit unseres Landes als auch für den sozialen Zusammenhalt", machte die parlamentarische Staatssekretärin im Bundesbildungsministerium, Mareike Wulf (CDU), deutlich, die ihre an Corona erkrankte Ministerin Karin Prien vertrat.

Zudem beeinflussen Herkunft und Familie in Deutschland weiterhin stark den Bildungserfolg: Haben Eltern einen höheren Berufsabschluss, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass auch die Kinder dies erreichen und umgekehrt. Der Chef der Pisa-Studie, Andreas Schleicher, kritisierte in den Stuttgarter Zeitungen, Deutschland sei in Sachen Chancengerechtigkeit im Bildungssystem schlechter als die USA. "Noch immer verlassen zu viele Jugendliche die Schule ohne Abschluss, und die Herkunft prägt den Bildungserfolg nach wie vor zu stark", stellte die Berliner Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) fest. Eine Erkenntnis, die nach den Befunden des kurz zuvor vorgestellten Bildungsmonitors der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft auch für Bremen zutrifft.

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Dennoch: Mit 59 Prozent der 18- bis 24-Jährigen befanden sich laut Studie in Deutschland derweil zuletzt mehr junge Menschen in Ausbildung oder Studium als im OECD-Durchschnitt (53 Prozent). Lediglich zehn Prozent aus dieser Altersgruppe hatten weder eine Arbeit noch eine Ausbildung oder ein Studium, das ist weniger als im OECD-Schnitt (14 Prozent). Die Jugendarbeitslosigkeit lag mit 2,7 Prozent daher ebenfalls niedriger.

Zur Sache

Soziale Medien erst ab 16 Jahren?
Eine deutliche Mehrheit der deutschen Bevölkerung spricht sich für eine stärkere Altersbeschränkung bei der Nutzung von Social Media aus: 85 Prozent der Erwachsenen wünschen sich ein Mindestalter von 16 Jahren für die Einrichtung eines eigenen Profils. Das zeigen die Ergebnisse des repräsentativen Bildungsbarometers 2025 des Wirtschaftsforschungsinstituts Ifo. Selbst unter den 14- bis 17-Jährigen ist eine relative Mehrheit der Befragten mit 47 Prozent dafür. Eine deutliche Mehrheit der Befragten spricht sich auch für ein Verbot von Smartphones an Schulen aus. An Grundschulen wollen 64 Prozent der Erwachsenen und 57 Prozent der Jugendlichen die Handy-Nutzung während des Unterrichts verbieten, an weiterführenden Schulen sind es 63 Prozent bzw. 58 Prozent. Gleichzeitig wünschen sich 66 Prozent der Jugendlichen, dass der Umgang mit künstlicher Intelligenz in den Unterricht aufgenommen wird.

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