Hunderte junger Geflüchteter werden im Sommer in Bremen die Berufsschulen verlassen, obwohl bei ihnen „mutmaßlich mehrere Arbeitsmarkt- und Bildungshemmnisse“ vorliegen. Eine Formulierung der Bildungsbehörde, die gemeinsam mit Arbeits- und Finanzressort vor der Mammutaufgabe steht, Maßnahmen für den weiteren beruflichen oder schulischen Werdegang von insgesamt 844 Geflüchteten anzubieten.
Wobei diese jungen Menschen nach zwei Jahren Berufsschule unterschiedlichste Voraussetzungen für die Integration in den Arbeitsmarkt mitbringen. Ende 2015 und 2016 kam eine große Zahl junger Geflüchteter nach Bremen. Für ihre Eingewöhnung, vor allem aber, um Deutsch zu lernen, konnten sie zwei Jahre lang eine Allgemeinbildende Berufsschule besuchen, auch wenn sie schon über 18 Jahren alt waren.
Das zweite Jahr verbrachten die Schüler in sogenannten Berufsorientierungsklassen mit Sprachförderung (BOSP). Deren Absolventen konnten 2017 im Rahmen eines Modellversuchs erstmals einen Schulabschluss nachholen. Und taten dies mit großem Erfolg, berichtet Behördensprecherin Annette Kemp: „Von 325 Schülern meldeten sich 254 zu einer Prüfung an und 228 haben bestanden.“ Eine Erfolgsquote von fast 90 Prozent, insgesamt eine Abschlussquote von über 70 Prozent. „Wesentlich mehr als gedacht.“
Allerdings sei die Herausforderung in diesem Jahr mit 844 Abgängern ungleich größer, räumt Kemp ein. Gestaffelt nach fünf Zielgruppen würden den jungen Geflüchteten nach Schuljahresende aber unterschiedliche Maßnahmen angeboten. In die erste Kategorie fallen nach Schätzung des Bildungsressorts etwa 150 junge Erwachsene mit guten Sprach- und Bildungskompetenzen. Sie könnten sofort mit einer Ausbildung beginnen und sollen bei der Suche danach unterstützt werden.
Weitere 250 Plätze sind für Schüler vorgesehen, die über gute Sprach- und Bildungskompetenzen verfügen, aber noch größeren Unterstützungsbedarf haben. Sie sollen ab 1. September eine einjährige Einstiegsqualifizierung durchlaufen. Diese Maßnahme ist bereits eng an die spätere Lehre angelehnt. Ziel ist der anschließende direkte Übergang in eine Ausbildung.
Etwa 100 Plätze wird es für Absolventen geben, die einen höheren Bildungsabschluss anstreben, also weiter zur Schule beziehungsweise zur Erwachsenenschule gehen. Und noch einmal 100 Plätze gibt es für Jugendliche, die das Schuljahr wiederholen, weil sie sie noch keinen Schulabschluss erreicht haben, für sie aber weiterhin Schulpflicht besteht.
Verbesserung der Deutschkenntnisse
In die letzte Gruppe fallen junge Geflüchtete mit mehreren Arbeitsmarkt- und Bildungshemmnissen. Für sie stehen ab Juni 400 Ferienkurse zur Verfügung, von reinen Sprachkursen über Sportangeboten und Theaterworkshops bis hin zu Plätzen in Werkstätten des Kompetenzzentrums Handwerk. Diese Ferienkurse sollen helfen, die Sommerferien mit sinnvollen Maßnahmen zu überbrücken und dienen vor allem der Verbesserung der Deutschkenntnisse. Verbunden ist damit die Hoffnung, dass nach den Ferien möglichst viele doch noch den Sprung direkt in die Ausbildung oder in eine Qualifizierungsmaßnahme schaffen.
Für diejenigen, die dieses Ziel nicht erreichen, ist Phase II der Bremer Integrationsqualifizierung gedacht, erklärt Kemp. Dahinter verbergen sich weitere Vorbereitungskurse mit etwa 200 Plätzen. „Wir wollen keinen Jugendlichen stehen lassen“, betont Kemp, verweist zugleich aber darauf, dass dies nicht allein Sache ihrer Behörde sei. „Wir sind in erster Linie für diejenigen zuständig, die schulpflichtig sind.“
Auch in Niedersachsen gibt es Qualifizierungsmaßnahmen für junge Geflüchtete, unter anderem die Fördermodelle Sprint und Sprint-Dual. In Sprint geht es um Spracherwerb, die Einführung in die regionale Kultur- und Lebenswelt sowie ins Arbeitsleben. Bis Mai 2017 nahmen 4400 Geflüchtete an Sprint teil. 800 von ihnen wurde anschließend das Potenzial für eine Ausbildung zugesprochen. Sie wurden in Sprint-Dual aufgenommen.
Hier wird sechs bis neun Monate lang der Spracherwerb vertieft, Grundlagenwissen wie insbesondere Mathematik gefördert und eine praktische Einführung ins Berufs- und Arbeitsleben vermittelt. Eine weitere Maßnahme in Niedersachsen ist das mit Landesmitteln geförderte „Integrationsprojekt Handwerkliche Ausbildung für Flüchtlinge und Asylbewerber“, das von den sechs regionalen Handwerkskammern gemeinsam durchgeführt wird.