Angetreten sind Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans auf den SPD-Regionalkonferenzen mit einer kritischen Haltung zur Großen Koalition. Damit haben sie die Mehrheit der SPD-Mitglieder auf ihre Seite gezogen. Davon findet sich allerdings kaum etwas in ihrem Leitantrag zum Parteitag wieder. Stattdessen hat das neue Führungsduo eine Rolle rückwärts hingelegt. Statt Nachverhandlungen soll es nun Gespräche mit der Union geben. Sogar Kevin Kühnert macht eine Kehrtwende und will die Kontrolle behalten. Nicht nur SPD-Linke reiben sich verwundert die Augen.
Dass Mitgliederentscheide nicht immer einen erfolgreichen Parteivorsitz garantieren, müsste die SPD seit 1993 wissen. Damals sprach sich die Basis per Urwahl für Rudolf Scharping als Bundesvorsitzenden aus. Nur zwei Jahre später wurde er gestürzt. Insofern könnte die Ägide „Eskabo“ kürzer als geplant ausfallen. Den ersten Autoritätsverlust hat das neue Führungsduo schon einstecken müssen. Übrigens: Der unterlegene Urwahl-Kandidat, Gerhard Schröder, wurde 1998 Bundeskanzler und ein Jahr später SPD-Vorsitzender. Insofern ist für das Team Scholz/Geywitz noch nichts verloren.