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Tierschutz EU sagt "Welpen-Mafia" den Kampf an

Mehr als 70 Millionen Hunde und über 80 Millionen Katzen werden in der EU als Haustiere gehalten. Das illegale Geschäft boomt und so plant die EU striktere Regeln, um die Tiere und die Käufer zu schützen.
19.06.2025, 17:38 Uhr
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EU sagt
Von Katrin Pribyl

Das Glück auf vier Pfoten lässt sich dieser Tage einfach beschaffen – mit wenigen Klicks können Tierliebhaber ein süßes Kätzchen oder einen Welpen erstehen, im Internet gibt es den Familienzuwachs oft auch noch zum Spottpreis. Doch nicht selten stecken hinter den Anzeigen Kriminelle, die mit den Jungtieren illegal handeln.

Für die "Haustier-Mafia" ist es ein lukratives Geschäft – das die EU nun zerschlagen will. Am Donnerstag stellte sich eine große Mehrheit des EU-Parlaments hinter den Vorschlag der EU-Kommission zum „Wohlergehen von Katzen und Hunden“. Demnach sollen Verkäufer, Züchter und Tierheime künftig Katzen und Hunde mit einem Mikrochip versehen und in einer nationalen, europaweit harmonisierten Datenbank registrieren.

Regeln auch für Züchter aus Drittstaaten

Dabei dürfte die Pflicht zur Erfassung prinzipiell für alle gelten, die ein Tier verkaufen oder verschenken, also auch für Züchter aus Drittländern, die die Tiere in der EU auf den Markt bringen oder zur Adoption anbieten. Geplant ist außerdem, Verstümmelungen, etwa das Kürzen der Ohren oder des Schwanzes, zu verbieten, außer die Eingriffe sind medizinisch notwendig und werden dann unter Narkose durchgeführt. Auch die Anwendung elektrischer Halsbänder könnte bald untersagt sein genauso wie andere qualvolle Dressier- und Haltungsmethoden.

Mit dem vor zwei Jahren präsentierten Vorstoß gab Brüssel dem Druck der Bevölkerung nach. Einer Eurobarometer-Umfrage von 2022 zufolge wünschen sich 74 Prozent der EU-Bürger einen besseren Schutz der Haustiere in ihrem Land. Insbesondere während der Coronapandemie boomte das Geschäft mit den unregistrierten Transporten. Der Kommission zufolge besitzen die Bewohner der Gemeinschaft mehr als 72 Millionen Hunde und mehr als 83 Millionen Katzen. Allein mit diesen beiden Haustierarten wird jährlich ein Umsatz von schätzungsweise 1,3  Milliarden Euro generiert, wobei 60 Prozent der Verkäufe mittlerweile über das Internet abgewickelt werden.

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Mit den neuen Regeln, auf die sich das Parlament nun mit dem Gremium der 27 Mitgliedstaaten einigen muss, wollte man „eine praxisnahe Balance zwischen Tierschutz und Eigenverantwortung“ finden, sagte der CSU-Europaparlamentarier Stefan Köhler: einerseits organisierte, grenzüberschreitende Zucht- und Handelsnetzwerke besser bekämpfen, andererseits „überzogene Auflagen“ für Hobbyzüchter und Haustierbesitzer vermeiden. Doch das Chippen und Registrieren der Vierbeiner soll nicht nur verhindern, dass nicht medizinisch untersuchte Tiere Krankheiten übertragen, die für den Menschen gefährlich sind. Das Ziel ist auch, die Tierheime zu entlasten, da sich entlaufene oder ausgesetzte Tier leichter mittels Chip identifizieren lassen.

Illegaler Tierhandel: Abgeordneter spricht von organisiertem Verbrechen

Die sozialdemokratische EU-Abgeordnete Maria Noichl lobte den Schritt zu „klaren Standards“, warnte aber, dass „Ausnahmen für private Halter sowie weitere Schlupflöcher“ die Wirksamkeit der Verordnung schwächen könnten. Eigentlich dürfen seit 2017 auch im Onlinegeschäft nur noch registrierte Züchter und Händler wirtschaften. Trotzdem floriert der illegale Handel weiter, der CDU-Europaabgeordnete Peter Liese spricht von einem „organisierten Verbrechen“.

Um den Bedarf der Bürger von Spanien bis Schweden zu befriedigen, braucht es Brüssel zufolge jährlich schätzungsweise acht Millionen Welpen im Gesamtwert von einer Milliarde Euro. Dementsprechend versuchen auch nicht lizenzierte Züchter, die Nachfrage zu stillen, Kritiker sprechen von „Welpenfabriken“.

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