Bremen ist bunt. Das unterstützen auch die Kirchengemeinden und Wohlfahrtsverbände, wenn man der Partnerschaft für das gleichnamige Bündnis Glauben schenken soll. Es setzt sich für die kulturelle Vielfalt in der Stadt ein.
Doch ein aktueller Fall zeigt: Bei den Voraussetzungen für Arbeitgeber sind die Kirchen und ihre Träger alles andere als weltoffen. Wer nicht Mitglied in der Kirche ist, der hat bei vielen christlichen Arbeitgebern keine Chance – wohlgemerkt auch dann nicht, wenn er seinen Job zufriedenstellend erledigt.
Das kritisiert derzeit unter anderem ein Altenpfleger aus Bremen-Nord, dem von der Stiftung Friedehorst gekündigt wurde, weil er nicht in die Kirche eingetreten ist. Die Kirchen berufen sich dabei auf ihr Selbstbestimmungsrecht. Doch die Wirklichkeit zeigt: Die Einrichtungen und Gemeinden werden auf Dauer nicht an diesem Dogma festhalten können.
Kirche droht weniger Fachpersonal
Schon jetzt differenzieren einige christliche Arbeitgeber bei ihren Stellenausschreibungen – dort, wo Fachkräfte dringend fehlen, werden die Ansprüche schon mal runtergeschraubt. Manche Gemeinden berufen sich dabei auf „verkündungstätige Aufgaben“.
Doch inwiefern verkündet ein Chefarzt bei seiner täglichen Arbeit die kirchliche Botschaft mehr, als ein Pfleger? Bewerber kritisieren diese Willkür zu Recht. Und einige, wie das Krankenhaus Diako im Bremer Westen, geben sogar zu: In bunte Stadtteile gehört auch ein durchmischtes Personal.
Es ist durchaus legitim, dass die Kirchen fordern, dass Arbeitnehmer sich mit ihren Grundwerten identifizieren sollen – das tut jeder andere Arbeitgeber auch. Doch wenn sich die Kirchen künftig nicht weiter öffnen, dann werden sie aller Voraussicht nach immer weniger Fachpersonal finden.
Denn nicht nur die Zwangsmitgliedschaft macht die Kirchen als Arbeitgeber unattraktiv: Es fehlen Betriebsräte, Tarifverträge und das Recht zu streiken. Die Gesellschaft verändert sich. Das müssen auch die Kirchen erkennen. Dieser Schritt ist kein Einknicken, es ist ein Schritt in Richtung Zukunft.