Nicht alle wollen 300 Euro für die Einschulung ausgeben. Und viele Bremer Familien haben schlicht nicht die Mittel, so viel Geld für den Schulstart ihrer Kinder auszugeben. 250 Euro für einen Ranzen können sich in Stadtteilen wie Gröpelingen, Blumenthal oder Huchting viele nicht leisten. "Die Eltern geben sich ganz viel Mühe, alles zu besorgen, was es braucht", sagt Verena Behrens, Geschäftsführerin des Mütterzentrums. Immer wieder gebe es Spendenaktionen zum Schulstart, bei denen gestiftete Schulranzen an Familien verschenkt würden, schildert sie. "Wir vermitteln zwischen Spendern und Eltern, die Eltern müssen bei uns nur ein einfaches Formular ausfüllen." Zuletzt seien etwa von der PSB Bank Nord 200 Ranzen gespendet worden. Auch Stiftungen finanzieren Ranzen, die zum Beispiel von der Caritas verteilt werden.
Eltern mit geringem Einkommen können im Rahmen des Bildungs- und Teilhabepakets Zuschüsse für Schulmaterialien beantragen. Zuständig dafür sind in Bremen das Jobcenter und das Amt für Soziale Dienste. Laut Bildungsbehörde können Eltern so pro Schuljahr 174 Euro erhalten.
Auf Flohmärkten und über Online-Portale kann man zudem gebrauchte Ranzen kaufen. "Es gibt extrem gute Flohmärkte, wo oft gut erhaltene Schulranzen angeboten werden", sagt Carsten Dohrmann von der Bildungsbehörde. Er empfiehlt Flohmärkte, die von Schulen und Bürgerhäusern organisiert werden. Grundsätzlich gibt es in Bremen auch größere Kinderflohmärkte wie Piratini und Piccolino. Der Piratini-Markt findet das nächste Mal am 30. April im Weserpark statt, der Piccolino-Markt am 21. Mai in der Messehalle 5.
Auch in Online-Portalen wie Ebay Kleinanzeigen oder Vinded werden gebrauchte Ranzen angeboten, einzeln zum Beispiel für 20 Euro oder als Set für 40 Euro. Dohrmann empfiehlt zudem, einen Aushang am Schwarzen Brett im Flur der künftigen Schule zu machen, um einen Ranzen zu suchen. "Gut ist auch, in der Kita nachzufragen - Eltern mit mehreren Kindern wollen vielleicht gerade ihr noch gut erhaltenes Modell loswerden."
Eltern müssen in Bremen keine Schulbücher kaufen. Auch die Schul-Ipads sind kostenlos nutzbar. In Bremen gilt grundsätzlich eine Lehr- und Lernmittelfreiheit. Diese ist in der Landesverfassung verankert. Dies bedeute, dass Schulkinder einen Anspruch auf unentgeltliches Unterrichtsmaterial haben, sagt Maike Wiedwald, Sprecherin der Bildungsbehörde. Eigenanteile wie beispielsweise in Nordrhein-Westfalen seien in Bremen nicht vorgesehen. Etwas anderes gelte für Dinge des persönlichen Schulbedarfs. Dazu gehören neben Schultasche und Sportzeug auch Schreib-, Rechen- und Zeichenmaterialien wie Stifte, Zirkel und Geodreieck. Diese müssten von Eltern bezahlt werden.
Allerdings würden Schulen in benachteiligten Stadtteilen oft auch Dinge des persönlichen Bedarfs kostenlos stellen, sagt Dohrmann, der früher eine Schule in Kattenturm geleitet hat: "Da gibt es dann Tuschkästen, Kleber oder gute Bleistifte als Klassensatz, anders ginge es auch nicht." Diese Materialien würden oft aus dem Schulbudget finanziert.