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Wohin geht man, wenn Facebook keine Option mehr ist? Das fragen sich nach dem jüngsten Daten-Skandal viele Facebook-Nutzer.
28.03.2018, 20:20 Uhr
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Von Ina Bullwinkel

Anfangs galt Facebook als sympathisch. Und cool. Gegründet von einem jungen amerikanischen Studenten mit Babyface, dem Menschen weltweit ihre Daten, wenn auch widerwillig, anvertraut haben. Heute hat Facebook längst seinen Gründer-Charme verloren. Genauso wie das Vertrauen zahlreicher User. Ein Skandal toppt den anderen. Zuletzt hat das Unternehmen unerlaubt Daten von etwa 50 Millionen Nutzern weitergegeben. Der Gedanke, sich in ein anderes soziales Netzwerk zu verabschieden, wird sicherlich schon vielen der gut zwei Milliarden Facebook-Usern gekommen sein. Nur wohin soll man wechseln?

Da wäre zum Beispiel Vero. Ein Netzwerk, das schwer im Kommen ist. Nicht zuletzt, weil es angedroht hat, dass nur die ersten eine Million User sich kostenlos anmelden können. Inzwischen hat das Unternehmen nach eigenen Angaben die selbst gesteckte Marke erreicht. Eine Gebühr hat es allerdings noch nicht eingeführt – früher oder später soll sie aber kommen. Denn das Netzwerk möchte sich nicht über Werbung finanzieren, wie es Facebook, Twitter und Instagram tun.

Auf eigenes Risiko

Vero genießt derzeit noch das Image einer "Anti-Facebook-App". Vero wirbt damit, nur die Daten zu sammeln, die notwendig sind, um Usern eine "großartige Erfahrung" und die Sicherheit ihrer Accounts zu ermöglichen. Dazu gehören laut Webseite des Unternehmens neben der Telefonnummer, dem Namen und der E-Mail-Adresse auch Informationen über den User, während er die App benutzt.

Vero verspricht, die Daten seiner Kunden vor unautorisiertem Zugriff zu schützen. Im gleichen Atemzug verweist das Netzwerk in seinem "Vero Manifest" darauf, dass man mit dem Nutzen der App akzeptiert, den "natürlichen Risiken" des Internets ausgeliefert zu sein, wenn man Informationen online teilt. Eine richtige Garantie für Datensicherheit gibt es demnach auch hier nicht. Trotzdem suggerieren die Betreiber, dass die Nutzer Kontrolle über ihre Daten haben.

Damit ist vor allem gemeint, dass man andere User in Freunde, enge Freunde und Bekannte einteilen und bestimmen kann, welche der Gruppen einen Beitrag sehen. Anders als bei Twitter und Co. gibt es bei Vero keine Algorithmen, die die Inhalte und deren Reihenfolge in dem Feed der User bestimmen – Beiträge werden chronologisch ausgespielt.

Wird das Netzwerk zu groß, kann es aber wohl kaum auf einen Algorithmus verzichten – ansonsten landen pro Tag mehrere Tausend Beiträge unsortiert auf der Timeline der User. Die Frage ist also, ob Vero sein Image als Gegenmodell zu Facebook aufrechterhalten kann.

Geht es um Datenschutz, scheint das Netzwerk Diaspora eine echte Alternative zu sein. "Die soziale Onlinewelt, in der du deine Daten in der Hand hast", heißt es auf der Startseite der Plattform. Diaspora ist dezentral mit mehreren Servern, sogenannten "pods" aufgebaut, außerdem verspricht es, die Daten der User nur dazu zu verwenden, damit sie Inhalte teilen und sich mit anderen verbinden können. Dazu erlaubt es Diaspora, anonym zu agieren – die Angabe des Klarnamens ist nicht notwendig.

Dadurch, dass Diaspora die Software "Tor" verwendet, müssen Nutzer nicht ihren Standort preisgeben, wenn sie in dem Netzwerk aktiv sind. Diaspora ist gemeinnützig organisiert und möchte kein Geld mit seinen Usern verdienen – ein großer Unterschied zu den anderen sozialen Medien auf dem Markt. Ein großer Nachteil von Diaspora: Kaum jemand nutzt es. Laut der eigenen Statistik von Join Diaspora gibt es innerhalb eines Monats 3376 aktive Benutzer.

Eine Hürde bei der Verifizierung

Einen stetigen Anstieg verzeichnet dagegen das 2015 gegründete lokale Netzwerk Nebenan, das Nachbarschaften enger zusammenbringen will. „Wir haben etwa 800.000 aktive Nutzer deutschlandweit und etwa 6500 aktive Nachbarschaften. Jede mittelgroße bis größere Stadt nutzt inzwischen Nebenan“, so Mitgründerin Ina Brunk. Aber auch Dörfer wie Meyenburg bei Bremen würden die Plattform nutzen.

Der Unterschied zu anderen Netzwerken: Bei Nebenan kann man sich nur mit seinem Klarnamen und anschließendem Nachweis über seine Identität und Meldeadresse anmelden. „Mit der Verifizierung haben wir bewusst eine Hürde eingebaut“, sagt Brunk. User sollen Vertrauen fassen, weil sich niemand hinter einem Pseudonym verstecken könne.

Um sich zu verifizieren, muss allerdings entweder eine Postkarte mit Verifizierungscode angefordert, ein Bild von der Rückseite des Ausweises oder ein an sich adressiertes Dokument hochgeladen werden. Wie werden diese sensiblen Daten geschützt? „Wenn der Zugang zur Nachbarschaft erfolgt, liegen die Daten zur Verifizierung nicht mehr auf dem Server. Das ist auch bei der Profillöschung so. Wir können keine Daten wiederherstellen – gelöscht ist gelöscht“, versichert Brunk.

Sitz in Deutschland

Ein Vorteil von Nebenan bietet sein Sitz in Deutschland. Damit unterliegt das Unternehmen der Aufsicht deutscher Behörden sowie den EU-Datenschutzrichtlinien. Ein Nachteil für Facebook-Fans ist wohl die lokale Ausrichtung. Bei Nebenan bewegt sich alles in einem Umkreis weniger Straßenzüge – es geht um die Nachbarschaft. Damit erinnert das Netzwerk eher an eine kleinere Version von Ebay-Kleinanzeigen.

Die Plattform sei nicht dafür da, sich zu zeigen, wo man im Urlaub war, oder was man gerade gemacht hat, bestätigt Brunk. Auch Posts von Medien und Firmen sind bei Nebenan nicht zu finden. Einen Eins-zu-eins-Ersatz für Facebook bietet das Netzwerk somit nicht. "Was den persönlichen Umgang angeht, ist nicht für jeden der Ausstieg aus Facebook praktikabel", teilt Alexander Fanta von Netzpolitik.org mit. Manche Leute seien nur so zu erreichen.

"Allerdings empfehlen wir, die Privatsphäre-Einstellungen rigide zu adjustieren und einen sorgsamen Umgang mit Facebook und allen anderen Unternehmen zu pflegen, die mit den Nutzerdaten ihr Geld verdienen." Harald Stelljes, der stellvertretende Datenschutzbeauftragte in Bremen, rät hingegen, keine sozialen Netzwerke zu nutzen, wenn man sich nicht sicher fühlt.

Der Fall Facebook

Mit mehr als zwei Milliarden Nutzern ist Facebook aus dem Internet nicht mehr wegzudenken. Das soziale Netzwerk hat sich seit seiner Gründung im Jahr 2004 eine Machtposition erarbeitet. Fast genauso lange steht die Plattform mit Verletzungen des Datenschutzes in den Schlagzeilen.

Zuletzt mit der unerlaubten Weitergabe der Daten von 50 Millionen Nutzern in den USA. Daraufhin starteten verärgerte Nutzer online den Hashtag "Delete Facebook" – "Lösch Facebook" und riefen andere User dazu auf, das Netzwerk zu verlassen. Vor allem der Gründer und Chef des Unternehmens Mark Zuckerberg steht in der Kritik.

Eine erste Reaktion auf die Kritik: Knapp zwei Monate vor dem Start der EU-Datenschutzverordnung macht Facebook es für Nutzer einfacher, ihre Daten einzusehen und zu löschen. Außerdem wird es künftig möglich sein, sämtliche Daten und hochgeladene Inhalte in Formaten herunterzuladen, mit denen sie zu einem anderen Dienst verlagert werden können.

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