Das erste Mal auf zwei Rädern
Mein erstes eigenes Rad hatte ich in den 1960er-Jahren, ein blaues 26er-Knabenfahrrad ohne Schaltung von Panther. Das Fahrradfahren habe ich erst mit etwa acht Jahren gelernt, im Stehen auf einem viel zu großen, schweren alten schwarzen Damenfahrrad, ohne Schaltung, mit Gummiblockbremse, einer sogenannten Kackeschieberbremse. Das war recht schwierig zu balancieren, gleich anfangs landete ich im Straßengraben.
Das aktuelle FahrradMein Lieblingsfahrrad ist das KTM Viaggio: Baujahr 1991, mit gemufften Rohren – also Rohren, die aneinanderstoßen und mit einem Metallstück verbunden sind. Früher war das Standard, da war alles gemufft, heute ist alles geschweißt. Inzwischen ist das Rad komplett durchmodernisiert, unter Wahrung des Stils sind verschleißbedingt viele Teile getauscht worden. Original sind noch Rahmen, Gepäckträger, Schutzbleche, Lenkervorbau und Umwerfer. Ungefähr genauso oft bin ich mit dem Alu-Balloonbike von 2015 unterwegs. Der Vorteil: Es hat eine Nabenschaltung, die nicht so anfällig ist wie die Viaggio-Kettenschaltung. Im Gegensatz zu den meisten modernen Trekkingrädern hat das Balloonbike keine Federung, gefedert wird es über die breiten Reifen und den niedrigen Druck. Damit kann man auch ruhig über Kopfsteinpflaster fahren, ohne dass einem das Skelett auseinanderfällt. Hinzu kommt noch ein Rennrad just for fun, zum Stress-Wegstrampeln – es macht einen Affenspaß, damit durch die Gegend zu sausen. Als viertes Rad habe ich noch ein Hollandrad als Erbstück meines Vaters, er hat es zum Renteneintritt bekommen. Es nennt sich Gazelle Sport Primeur, ist Baujahr 1988 und damit schon ein Oldtimer. Was daran sportlich sein soll, hat sich mir allerdings noch nicht erschlossen. Für mich ist es ein Schönwetterrad, das ich höchstens zehn Mal im Jahr aus sentimentalen Gründen benutze. Eine wirkliche Beziehung habe ich aber vor allem zum Viaggio, das Balloonbike ist ein reines Vernunftrad.
Die schönste Tour, der größte ErfolgSehr schön war eine dreitägige Radtour mit drei Freunden vor vier Jahren. Wir waren auf dem Ostsee-Radwanderweg von Lübeck bis Stralsund unterwegs, wirklich sehr zu empfehlen. Dafür habe ich das Viaggio genommen. Darin sehe ich auch meinen größten Erfolg: Dass es unserer Truppe von vier „alten Herren“ trotz schwieriger Terminabstimmung immer wieder gelingt, regelmäßig eine große gemeinsame Radtour im Jahr zu unternehmen.
Die VorgängermodelleDa fällt mir vor allem mein goldfarbenes Bauer-„Sportrad“ mit Torpedo-Dreigang ein. Das habe ich zur Konfirmation bekommen und es hat sehr lange gehalten.
Der letzte DiebstahlVor etwa 15 Jahren wurde mir an der Straßenbahnhaltestelle Norderländer Straße in Grolland eine hässliche alte 26er-Damenradgurke ohne Schaltung gestohlen. Ich hatte sie extra gebraucht gekauft, um damit im Winter zur Straßenbahnhaltestelle fahren zu können, in der Hoffnung, so ein Ding klaut niemand ...
Die LieblingsstreckeSchöne Strecken gibt es entlang der Weser, meistenteils ohne Autoverkehr. Gern bleibe ich auf „meiner“ Seite der Weser, also links der Weser, ich wohne in Huchting. Da kann man wunderbar in Richtung Syke fahren, zum Hohen Berg. Sonst bin ich in der Freizeit auch gern im Blockland auf dem Wümmedeich unterwegs, die große Runde geht dann von Huchting aus über Hasbergen, Weserfähre Lemwerder-Vegesack, Lesumdeich und Burg an die Wümme und über Dammsiel, Kleine Wümme, Bürgerpark und durch die Stadt zurück.
Der ausgefallenste FahrradschmuckIrgendwelcher Fahrradschmuck ist kaum vorhanden. Als Schmuck könnten allenfalls die Werder-Rauten an meinem dick bereiften Balloonbike durchgehen, das ich mir wegen der vielen rumpeligen Wegstrecken in Bremen gekauft habe.
Die am häufigsten gefahrene StreckeIst der tägliche Weg ins Büro an der Sandstraße von Huchting über den Park links der Weser, Grolland, die Neustadt, die City und wieder zurück, eine Strecke von jeweils sechseinhalb Kilometern.
Der schlimmste UnfallVor einigen Jahren ist die Patentsattelstütze während der Fahrt gebrochen. Das Ergebnis: ein eher unkontrollierter Abgang aufs Straßenpflaster und der Bruch des Daumen-Mittelhandknochens.
Ich fahre gern Fahrrad, weil …… es Spaß macht, mich fit hält und auch noch „ökologisch korrekt“ ist.
Fahrradfahren in Bremen ist …… einfach die ideale Fortbewegungsmethode für diese flach gelegene und mit vielen guten Radverbindungen gesegnete Stadt. Meistens ist das Rad, von Haustür zu Haustür gerechnet, außerdem auch das schnellste Verkehrsmittel.
Die Fragen stellte Frank Hethey.Rolf Kirsch
ist 64 Jahre alt und seit 1992 beim Landesamt für Denkmalpflege für Inventarisation, Unterschutzstellung und Gartendenkmalpflege zuständig. Der stellvertretende Amtsleiter ist promoviert, er hat in Göttingen Kunstgeschichte, Archäologie und Geschichte studiert.