Das war’s mit dem Laden, sagte ein sturköpfiger Freund aus Westfalen zu meinem Mann. Wie gut, dass er das nicht zu mir gesagt hat. Grund für sein Urteil war ein Schnitzel im Katzen-Café, das auf der aktuellen Karte nicht mehr als Wiener, sondern als Iberico-Schnitzel angeboten wird. Das ist natürlich etwas ganz anderes, aber sollte man dem Gericht nicht eine Chance geben oder etwas anderes wählen? Vielleicht fällt es mir leichter, flexibel in meiner Auswahl zu sein, weil ich mich quer durch Bremens Speisekarten esse, vielleicht bin ich deswegen auch offener gegenüber Neuem.
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Mir zumindest imponiert Christo Patsogas‘ Mut, dem alteingesessenen Katzen-Café, das Jeanette und Manfred Steinbart über 45 Jahre führten, einen eigenen Stempel aufzudrücken. Der 29-Jährige machte sich nach seiner Ausbildung auf den Weg, war im Ritz-Carlton auf Grand Cayman, kochte in Reykjavik, bei Paco Pérez und zuletzt in Budapest. Nun seine erste Selbstständigkeit: Die Karte zeigt Lieblingsrezepte seiner Stationen, kombiniert diese mit Klassikern und lädt zu einer „kulinarischen Reise“ ein.
Wir starten in seiner Heimat mit einem Dakos-Salat (13,50 Euro, reicht für zwei Personen), eine Art Panzanella, den ich noch nie gegessen habe: Brot, Tomaten, Zwiebeln, Kapern, Feta und viel Oregano (extra aus Griechenland) – ein erfrischender Auftakt. Zum Burrata mit Tomaten in drei Texturen (14,50 Euro) und Lauchpulver überredet er mich ebenso, wie zur 18 Stunden geschmorten Lammhaxe mit Trüffel-Kartoffelpüree (mit 35,50 Euro das teuerste Gericht auf der Karte). Ich hatte eigentlich an Königsberger Klopse gedacht. „Die sind auch gut, aber die Haxe muss man gegessen haben“, ist sich der Küchenchef sicher, „das Rezept habe ich aus Reykjavik mitgebracht.“ Es stimmt, das Fleisch zerfällt beim Anblick eines Löffels, badet in der satt-dunklen, geschmackvollen Soße auf zart getrüffeltem Püree.
Vanilleeis mit karamelisiertem Baiser
Aber mein Herz erobert Christo Patsogas mit dem Dessert. Baked Alaska, das ich vor vielen Jahren auf Ibiza als Alaska Soufflé kennenlernte, vereint Vanilleeis (damals war es Orangeneis) und karamellisierten Baiser.
„Ich mache alles selbst, von Brühe bis Pasta, das ist viel Arbeit, aber macht Spaß“, gibt Christo Patsogas zu. Seine Koch-Ehre ist seine Motivation. Ihm ist bewusst, dass Veränderungen für Verwirrungen sorgen können, meint aber, dass Essen die wunderbare Kraft habe, „uns immer wieder zusammenzubringen.“
Das sagen die Gäste: Ich bin Bremer, wohne in München und bin heute mit meiner Verwandtschaft aus den Staaten hier, ich hatte extra ein Restaurant mit Tradition ausgesucht – wir haben alle gut gegessen und getrunken; das Essen war gut, ohne Frage, aber irgendwas ist anders, ich kann es gar nicht richtig benennen, gut, dass Steffen noch da ist; mir ist nur aufgefallen, dass es eine neue Karte gibt, aber der Normandie-Topf ist noch drauf und war genauso gut wie immer; ich komme aus Berlin und bin begeistert, das Restaurant ist so gemütlich und das Essen richtig lecker.
Übrigens: Eine Dame, die ich für die Gäste-Meinungen befragte, aß ein Iberico-Schnitzel mit einer perfekten Panade und war äußerst zufrieden.
Katzen-Café, Schnoor 38, 28195 Bremen, Telefon 0421-326621, www.katzen-cafe.de, Reservierungssystem, Öffnungszeiten: Montag bis Sonntag von 12 bis 17 Uhr und von 18 bis 22 Uhr, das Toshido ist freitags und samstags geöffnet, nicht barrierefrei.